Ein Stück für die Bühne, ein Drama ohne Rednerwechsel, ein Lied ohne Kehrvers
Im Gehen trägt er zusammen, was ihm begegnet, Tag für Tag, Schritt für Schritt: zwei Raben zu seinen Füßen, ein angebissener Apfel am Wegrand, der Fliegenschwarm, »der auf der Stelle fliegt«. Dazwischen Gedanken an den durch Weltgeschehen und -geschichte irrenden Odysseus, Erinnerungen an die Schlange am Kindswaldrand, der Klang der Regentropfen im Laub, das Bild der Wolkenschatten. Dann das »Lachen von Kindern am Horizont«, ihr ausgelassenes Spiel, das den Krach am Straßenrand übertönt. Dort findet er den Frieden, den es nicht gibt, »im Mundschwung des Kindes, dort herrscht er«. Bis der eine, der da unentwegt spricht, aufbricht und ein anderer kommentiert: »Angeblich soll er vor einiger Zeit noch gesehen worden sein, als letzter Fahrgast hinten zusammengekauert im allerletzten Nachtbus.«
Schnee von gestern, Schnee von morgen ist ein Stück für die Bühne, ein Drama ohne Rednerwechsel, ein Lied ohne Kehrvers. Als ob Peter Handkes Figur sprechend und singend versucht, sich in die Stille einzuhören, also zugleich wegzuhören, Welt und Welterfahrung gerecht zu werden. Der Sprecher fällt sich selbst ins Wort, setzt neu an, und er sammelt nicht nur auf, was ihm im Gehen begegnet, sondern folgt auch den »Nachbildern bei geschlossenen Augen«.
Im Gehen trägt er zusammen, was ihm begegnet, Tag für Tag, Schritt für Schritt: zwei Raben zu seinen Füßen, ein angebissener Apfel am Wegrand, der Fliegenschwarm, »der auf der Stelle fliegt«. Dazwischen Gedanken an den durch Weltgeschehen und -geschichte irrenden Odysseus, Erinnerungen an die Schlange am Kindswaldrand, der Klang der Regentropfen im Laub, das Bild der Wolkenschatten. Dann das »Lachen von Kindern am Horizont«, ihr ausgelassenes Spiel, das den Krach am Straßenrand übertönt. Dort findet er den Frieden, den es nicht gibt, »im Mundschwung des Kindes, dort herrscht er«. Bis der eine, der da unentwegt spricht, aufbricht und ein anderer kommentiert: »Angeblich soll er vor einiger Zeit noch gesehen worden sein, als letzter Fahrgast hinten zusammengekauert im allerletzten Nachtbus.«
Schnee von gestern, Schnee von morgen ist ein Stück für die Bühne, ein Drama ohne Rednerwechsel, ein Lied ohne Kehrvers. Als ob Peter Handkes Figur sprechend und singend versucht, sich in die Stille einzuhören, also zugleich wegzuhören, Welt und Welterfahrung gerecht zu werden. Der Sprecher fällt sich selbst ins Wort, setzt neu an, und er sammelt nicht nur auf, was ihm im Gehen begegnet, sondern folgt auch den »Nachbildern bei geschlossenen Augen«.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Christoph Schröder liest Peter Handkes neue Miniatur mit Interesse, aber auch mit scharfem Blick für Gestelztes. Das kommt vor und sollte es nicht, meint er. Das meiste aber lässt sich laut Schröder Handkes "Poetik des unverbundenen Augenblicks" zuordnen. Ein Ich-Erzähler streift umher und notiert, was er an Nebensächlichem wahrnimmt, Wolkenschatten, eine Fliege, Kinderlachen. Verwandlung der Welt in Sprache, gefolgt von Reflexion, so schildert Schröder den Vorgang. Am besten gefällt ihm das, wenn fein Formuliertes, Lektüreerinnerungen und Betrachtungen miteinander reagieren. Manchmal kommt aber nur Pathos raus, meint Schröder.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Eine] radikal entschlackte Kunst, zugeschnitten auf die Wirkung der Stimme, befreit von Tand und Flitter, erleichert um Erlerntes und Methode. ... Ein zärtlicher Nachruf auf einen ewigen Spaziergänger, vielleicht sogar auf sich selbst ...« Arno Frank DER SPIEGEL 20250122