Babette Kleinhempel ist eine Lehrerin, die lieber verschämt zugeben würde, Callgirl, Bestatterin oder Waffenhändlerin zu sein das war wenigstens richtig anrüchig, das waren die Berufe, die vor die Stadttore gehören als sich zu ihrer tatsächlichen Profession zu bekennen, aus der sie sich innerlich längst verabschiedet hat.Die einzige Gelegenheit, diesen Eskapismus auszuleben, sind jeweils die Großen Ferien. Sie bieten der Protagonistin den Raum für Bildungsreisen zu ihren familiären Wurzeln, zu den Quellen der körperlichen Arbeit, in die Bergwerke immer auf der Suche nach der Faszination des…mehr
Babette Kleinhempel ist eine Lehrerin, die lieber verschämt zugeben würde, Callgirl, Bestatterin oder Waffenhändlerin zu sein das war wenigstens richtig anrüchig, das waren die Berufe, die vor die Stadttore gehören als sich zu ihrer tatsächlichen Profession zu bekennen, aus der sie sich innerlich längst verabschiedet hat.Die einzige Gelegenheit, diesen Eskapismus auszuleben, sind jeweils die Großen Ferien. Sie bieten der Protagonistin den Raum für Bildungsreisen zu ihren familiären Wurzeln, zu den Quellen der körperlichen Arbeit, in die Bergwerke immer auf der Suche nach der Faszination des Ursprünglichen. Unterwegs trifft sie die Toten und die Torten , erfährt einiges über die Zusammenhänge zwischen Todesangst, Lebenshunger und Leichenschmaus, entdeckt, dass Spirituelles in Kathmandu ziemlich spießig (ist) im Vergleich zu Kakaotrinken in Hammerfest. Auf diese Weise sammelt sie Ideen und Rezepte für den persischen Zuckerbäcker Reza, der sie gelehrt hat, die Zuckerbäckerei und ihre Produkte nicht nur als Spiegel einer Kultur zu begreifen, sondern auch als entscheidendes Mittel zur Bewältigung des realen Lebens und seiner Anforderungen.Insofern ist man als LeserIn auch nicht desillusioniert, wenn Babette am Ende ihrer Reisen, ihre fiktiven Fluchten, wieder in den Schulalltag zurückkehrt unter dem Druck mitleidloser Überweisungen am Monatsende, der Notwendigkeit von Altersvorsorge und Krankenversicherung. Schließlich bleibt die Aussicht auf die Verwirklichung eines Projekts gemeinsam mit dem kongenialen Reza: Der Nachbau der Sieben Weltwunder als Desserts.
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Autorenporträt
Die 1951 in Nürnberg geborene Autorin lebt heute in Hamburg und schreibt laut eigenen Angaben "schon immer". Inspiriert wird sie dabei eigentlich überall - denn Geschichten lauern auf der Straße, im Museum, im Laden, im ICE, am Arbeitsplatz. Die Figuren sind etwas ratlose, aber untragische Existenzen, die zu Täuschungen und Selbsttäuschungen neigen, sie rennen ihren Sehnsüchten hinterher und suchen sich Plätze im Ungefähren.Neuffers Erzählungen lassen schmunzeln, stocken, grübeln und wundern, aber immer tun sie etwas mit der/dem LeserIn. Die Wortkunst der Autorin liegt in einem einfallsreichen, lakonisch-kurzweiligen Stil, der manchmal fast naiv, aber doch immer klug daher kommt. Sie lässt ihre Figuren nie zu weit abrutschen, auch wenn sie ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht. So sind Neuffers Geschichten zwar keine, die von den besten Seiten des Lebens erzählen, die eine/n aber doch am Ende um das Bessere wissend entlassen.Susanne Neuffer hat zahlreiche Literaturpreise gewonn
en, unter anderem den Walter-Serner-Preis und den Förderpreis für Literatur der Kulturbehörde Hamburg. 2011 erhielt sie den 2.Preis des MDR Literaturwettbewerbs für ihre Kurzgeschichte "Minna von Barnheim war blau.""Schnee in Teheran" ist nach "Frau Welt setzt einen Hut auf" und "Männer in Sils-Maria" ihre dritte Veröffentlichung im Maro Verlag.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Susanne Neuffer ist nicht nur Autorin, sie ist auch Lehrerin, weiß Ursula März. Die Rezensentin war also wirklich gespannt auf Neuffers Roman "Schnee von Teheran", dessen Protagonistin ebenfalls Lehrerin ist, was März auf einen kenntnisreichen Unterhaltungsroman in der und über die Schule hoffen ließ, ein Thema, das ohnehin mehr Aufmerksamkeit verdiente. Leider spielt der Roman nun ausgerechnet während der Sommerferien und seine Protagonistin will von ihrem eigenen Beruf nichts wissen, sondern ergeht sich lieber in Aussteigerfantasien - und von Aussteigern wimmelt es leider im Genre, bedauert die Rezensentin. Neuffer hat statt eines Lehrerromans einen "Lehrervermeidungsroman" geschrieben und damit eine Chance vertan, so März.