Anfang der 1960er Jahre: sexuelle Tabus, veraltete Frauenbilder, patriarchale Strukturen. Für die Erniedrigung, die sie jeden Tag erlebt, will sich die 17-jährige Dora rächen. Ihr Opfer ist der Musiklehrer, ihre Waffe ist ihre Weiblichkeit. Mit allen ihr zurVerfügung stehenden Mitteln möchte sie ihn verführen.Der Verführer von Doras Mutter war Adolf Hitler. Als Vertriebene aus Niederschlesien hängt sie ihrer Heimat und dem NS-Regime nach. Die Erzählungen der Mutter und die Folgen des Zweiten Weltkriegs prägen Doras Leben. Sechzig Jahre später schaut die Ich-Erzählerin auf ihre Jugend im Oberharz zurück, ordnet kritisch ein und verknüpft ihre Erinnerungen mit der Gegenwart. "Radikal. Schamlos. Mehr davon!"Katarina Hellinger, @SchlimmeHelena"Am Beispiel eines freien Falls in die Schulklassen und Beatkeller der sechziger Jahre, aus der Perspektive der alten wie der jungen Frau, scheint Phil Miras/Elfi Conrads in früheren Büchern bewiesene Fähigkeit auf, mitreißende Handlung, psychologische Analyse und Portrait einer Zeit zu verweben."Bodo Morshäuser»Dieser schonungslose Blick auf sich selbst! Ich konnte bis in die Nacht nicht damit aufhören, dasManuskript auf meinem Handy zu lesen.«Sarah Raich
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Cornelia Geißler wird von der Erzählerin in Elfi Conrads Roman über eine Jugend in den 1960er Jahren sowohl emotional gepackt als auch zum Nachdenken angeregt. Conrad erzählt aus der Perspektive der siebzehnjährigen Dora: Die prüde Nachkriegsgesellschaft wird gerade von Elvis Presleys Musik und Marilyn Monroes Filmen aufgescheucht, so die Kritikerin, der Mauerbau ist erst ein Jahr her. Dora lebt in einem verschlafenen Städtchen im Westharz, für sie als Frau sieht das Schulsystem in der BRD die Haushalts- und Mutterrolle vor. Aus dem Bedürfnis der Rebellion gegen die patriarchalischen Strukturen, beginnt Dora eine Affäre mit ihrem Musiklehrer, resümiert Geißler. Die Rezensentin findet es bemerkenswert, wie Conrad die gesellschaftlichen Umstände der Zeit, in der sie auch selbst aufgewachsen ist, analysiert. Dabei zeigt die Autorin einerseits, wie Strukturen der Unterdrückung von der Elterngeneration, die den Krieg miterlebt hat, weitergegeben wurden, erzählt aber gleichzeitig die Geschichte einer Befreiung aus ihnen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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