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Das ist ein Schock für Yuki: Seine Mutter schiebt ihn in die Provinz ab. Ausgerechnet bei der Forstarbeit soll er helfen! Und in dem Kaff Kamusari gibt es noch nicht mal Handyempfang. Ganz zu schweigen davon, dass die Dörfler ständig "Naaa, passt schon" sagen. Das nervt einfach nur.
Aber im Laufe seines unfreiwilligen sozialen Jahrs erfährt Yuki, was Schneeschütteln ist und warum die Reisbälle in Kamusari so groß sind. Er erlebt das "Fest des Berggottes", bei dem man auf einem Zedernstamm ins Tal rast. Wird er jetzt etwa selbst zum Provinz-Ei? Die "Naaa, passt schon"-Einstellung ist eigentlich gar nicht so verkehrt, findet Yuki.…mehr

Produktbeschreibung
Das ist ein Schock für Yuki: Seine Mutter schiebt ihn in die Provinz ab. Ausgerechnet bei der Forstarbeit soll er helfen! Und in dem Kaff Kamusari gibt es noch nicht mal Handyempfang. Ganz zu schweigen davon, dass die Dörfler ständig "Naaa, passt schon" sagen. Das nervt einfach nur.

Aber im Laufe seines unfreiwilligen sozialen Jahrs erfährt Yuki, was Schneeschütteln ist und warum die Reisbälle in Kamusari so groß sind. Er erlebt das "Fest des Berggottes", bei dem man auf einem Zedernstamm ins Tal rast. Wird er jetzt etwa selbst zum Provinz-Ei? Die "Naaa, passt schon"-Einstellung ist eigentlich gar nicht so verkehrt, findet Yuki.
Autorenporträt
Shion Miura ist in Japan eine etablierte Romanautorin und Essayistin. Sie wurde vielfach für ihr Werk ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2013

Die Götter steigen herab
Waldarbeit im japanischen Schneeland. Die junge Autorin Shion Miura erzählt von einem
besonderen „Coming of age“, zwischen jugendlicher Einsamkeit und tatkräftiger Gemeinschaft
VON FRITZ GÖTTLER
Mit einer großen Sause endet dieses Buch, bergabwärts, den Kamusarisan hinab, auf einer mächtigen, tausendjährigen Zeder. Es ist eine Riesen- (und nicht ganz ungefährliche) Gaudi, aber auch eine altehrwürdige Tradition, nur alle 48 Jahre im Dorf zelebriert.
  Es ist ganz schnell gegangen für den jungen Yuki, er hat die Schule abgeschlossen und wollte nun etwas abhängen und jobben, aber flugs haben die Mutter und der Lehrer eine Arbeit für ihn organisiert, als Praktikant in der Forstgenossenschaft im fernen Ort Kamusari, etwa hundert Einwohner, darunter nur wenige unter sechzig, keine Schule, keine Post. „Waldarbeit?! Das ist ja wohl total uncool.“ Yuki reagiert verdutzt und genervt, aber schon hockt er im Shinkansen, später im Bummelzug, unterwegs in die Berge, ins abgelegene Schneeland Japans.
  Dort muss Yuki das Handwerk des Forstens lernen, den Umgang mit Kettensäge und Steigeisen, er hilft die riesigen Zedern- und Zypressenwaldungen auf den Hängen des Kamusarisan zu pflegen: Bäume fällen und neue Setzlinge pflanzen, die Bäume beschneiden und das Unkraut zwischen ihnen beseitigen, damit sie Luft haben. Und natürlich Schnee schütteln im Winter – die Bäume von der Schneelast befreien und fixieren, damit sie aufrecht und stolz wachsen können.
  Es ist ein „Naa, passt schon“-Ort, in den es ihn verschlagen hat, genau das ist die gleichmütige Devise, nach der die Leute dort leben und arbeiten. Es gibt sogar Fernsehen in den Bergen, ein paar Programme, und vereinzelt Handy-Empfang, aber sonst sind die Menschen unter sich, die Gemeinschaft der Forstarbeiter, unter der Leitung des Waldbesitzers Seiichi-San und seines Vormanns, des bärbeißigen Yoki. Ein Coming-of-age-Roman, der nicht auf atemlose Action setzt, sondern den Rhythmus vermittelt, des Arbeitens, des Lebens, des Wachsens – die junge Autorin Shion Miura liebt es, von Gruppen zu berichten, die in gemeinsamer Tätigkeit zusammenfinden – ihr neuester Roman handelt von einer Gruppe, die über Jahre hinweg ein Lexikon erarbeitet.
  Ein Coming of age, das vor magischen Momenten nicht zurückschreckt. Yuki kriegt ein Gespür für den Wald, für die Natur, und hört auf sich über mysteriöse Erscheinungen zu wundern. Den Götterabstieg zum Beispiel – wenn plötzlich dichte Nebel nicht aufsteigen vom Tal, sondern von der Bergspitze herabwallen, beängstigend schön, allen Götter einen verhüllten Abstieg gewährend, man spürt ihre Präsenz. In erregenden Festen, den Matsuris, ehrt man die Götter – das größte, mit der wilden Sause, gilt dem Ooyamatsumi-san, der Gottheit des Berges – und findet sich selbst. Und es gibt, wie das Genre es verlangt, eine frühe Liebe, zögerlich und ohne rasche Erfüllung, aber nicht hoffnungslos, zu einem Mädchen, das auf seiner Kawasaki durch die Landschaft kurvt.
  Viele mystische Erfahrungen also für Yuki, also hockt er sich erst mal vor den PC und schreibt sie auf. Ein Poet! „Ich setzte mich vorsichtig auf meinem Ast zurecht. Der Trick war, möglichst nicht nach unten zu schauen und mit dem Baum zu verschmelzen. Wenn mir die Höhe bewusst wurde, zogen sich augenblicklich meine Eier zusammen.“ Die Poesie war immerhin mit daran schuld, dass Yuki überhaupt nach Kamusari kam – die Mutter hatte seine Teenagerlyrik gefunden und eiskalt gedroht, sie zu kopieren und den Mitschülern und Freunden zukommen zu lassen.
Shion Miura: Schneeschütteln in Kamusari. Aus dem Japanischen von Antje Bockel. Carlsen 2013. 288 Seiten, 14,90 Euro.
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"urkomisch geschrieben.", buecherkinder.de, 17.02.2014