In einer völlig neuen Sprache, die kreativ mit Regeln spielt, gelingt Dorota Maslowska ein ganz erstaunliches, zwischen poetisch und schmutzig, nostalgisch und rebellisch changierendes literarisches Porträt der Subkultur in einer heutigen polnischen Stadt. Erzählt wird die Geschichte von Andrzej, genannt der Starke, der von seiner Freundin verlassen wird und dies von seinen Freunden erfährt, während sich Polen auf einen neuen Krieg gegen Russland vorbereitet. Auf der Suche nach Speed lässt er sich mit verschiedenen Frauen ein, verliert seinen Hund, fährt ans Meer, wird verhaftet und verhört, kommt ins Krankenhaus. Dorota Maslowska landete mit ihrem Debüt einen überraschenden Bestsellererfolg. Wie Irvine Welsh, Mian Mian und Nick McDonell schreibt sie abseits des literarischen Mainstreams und fasziniert damit ein ganz neues Lesepublikum. Schneeweiß und Russenrot erscheint unter anderem in den USA, in Italien, Russland, Ungarn und Holland.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2004Kleine Wunder
WER WÜRDE WOHL eine Wette darauf abschließen, daß man eine Liebesgeschichte erzählen kann, in der ein aus seiner Zeit gefallener Cyrano de Bergerac eines Tages an der Tür einer eigenbrötlerischen Radiosprecherin klingelt und beide sich gegenseitig die Sünden und Verfehlungen ihres Lebens erzählen? Die schottische Schriftstellerin A. L. Kennedy hat genau dies getan und damit für eines der literarischen Wunder des Jahres gesorgt: Herausgekommen ist eine bewegende Amour fou wider alle Wahrscheinlichkeit. Das Fräuleinwunder der Saison kam aus Polen: Mit achtzehn Jahren, während der Abiturvorbereitungen, schrieb Dorota Maslowska ihren sprachgewaltigen Roman über ihre zwischen Drogen und Konsumkrampf verlorene Generation - einen "Fänger im Roggen" aus der polnischen Provinz.
Die 1974 in Potsdam geborene Antje Rávic Strubel nahm sich für ihr viertes Buch des historischen Falls einer Republikflucht per Flugzeugentführung an. Ihr gelingt es, die atmosphärisch überzeugende Heraufbeschwörung realsozialistischer Ausweglosigkeit virtuos mit erzähltheoretischer Reflexion zu verbinden. Entstanden ist ein eindringliches deutsch-deutsches Märchen über Erinnerung, Liebe und Verrat.
rik
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
WER WÜRDE WOHL eine Wette darauf abschließen, daß man eine Liebesgeschichte erzählen kann, in der ein aus seiner Zeit gefallener Cyrano de Bergerac eines Tages an der Tür einer eigenbrötlerischen Radiosprecherin klingelt und beide sich gegenseitig die Sünden und Verfehlungen ihres Lebens erzählen? Die schottische Schriftstellerin A. L. Kennedy hat genau dies getan und damit für eines der literarischen Wunder des Jahres gesorgt: Herausgekommen ist eine bewegende Amour fou wider alle Wahrscheinlichkeit. Das Fräuleinwunder der Saison kam aus Polen: Mit achtzehn Jahren, während der Abiturvorbereitungen, schrieb Dorota Maslowska ihren sprachgewaltigen Roman über ihre zwischen Drogen und Konsumkrampf verlorene Generation - einen "Fänger im Roggen" aus der polnischen Provinz.
Die 1974 in Potsdam geborene Antje Rávic Strubel nahm sich für ihr viertes Buch des historischen Falls einer Republikflucht per Flugzeugentführung an. Ihr gelingt es, die atmosphärisch überzeugende Heraufbeschwörung realsozialistischer Ausweglosigkeit virtuos mit erzähltheoretischer Reflexion zu verbinden. Entstanden ist ein eindringliches deutsch-deutsches Märchen über Erinnerung, Liebe und Verrat.
rik
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Maslowskas Sprache ist neu erfunden, sie lehnt sich locker an die existierenden Regeln an." Jerzy Pilch, Autor und Literaturkritiker
"Ich vermute, dass Maslowska eine russische Spionin ist - sie hat das Buch geschrieben, um unseren polnischen Blick zu verwirren." Marcin Lwietlicki, Lyriker
"Ich vermute, dass Maslowska eine russische Spionin ist - sie hat das Buch geschrieben, um unseren polnischen Blick zu verwirren." Marcin Lwietlicki, Lyriker
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Begeistert ist Adam Olschewski vom Debüt der erst achtzehnjährigen Polin Dorota Maslowska. Der Roman erzählt in "schnellem, stark verkürzenden, farbenprächtigen" Jugendslang ein paar Stunden aus dem Leben Andrzejs, der gerade von seiner Freundin verlassen wurde und "eingekeilt vom Liebesschmerz" durch eine namenlose Stadt treibt. Maslowska verzichte gänzlich auf ausführliche Beschreibungen, berichtet der Rezensent, sondern schildere ihren Helden in einer Mischung von Dialogen und Assoziationsströmen. Dabei schwankt der Roman ständig zwischen Komik und Tragik, denn hinter der "umfassenden Redseligkeit", die eben vor allem durch Maslowskas Slang transportiert wird, lauert die "große Leere". Dank dieser Tragik und ihrer sprachlichen Souveränität hebe sich die Autorin vom Gros der Popliteraten ab, schwärmt Olschewski: "Jedenfalls werden wir Zeuge von Poesie. Ein Trost, aber ohne Gewähr."
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Was das Buch ausmacht ist die Sprache. Es ist die Sprache der Jugend, ihr Slang. Schnell, stark verkürzend, farbenkräftig, berstend von Eigenheiten.« NZZ