»Sie schläft. Ein blasses Mädchen in einem weißen Zimmer. Sie ist umstellt von Maschinen. Mechanische Wächter, die das schlafende Mädchen am Ufer der Lebenden halten und verhindern, dass es ins offene Meer gezogen wird, den dunklen Ozean.«
Das Cover gefällt mir. Es ist schlicht, passt gut zur
Geschichte und die Schrift erinnert mich an eine krakelige Kinderhandschrift.
C.J. Tudor hat einen…mehr»Sie schläft. Ein blasses Mädchen in einem weißen Zimmer. Sie ist umstellt von Maschinen. Mechanische Wächter, die das schlafende Mädchen am Ufer der Lebenden halten und verhindern, dass es ins offene Meer gezogen wird, den dunklen Ozean.«
Das Cover gefällt mir. Es ist schlicht, passt gut zur Geschichte und die Schrift erinnert mich an eine krakelige Kinderhandschrift.
C.J. Tudor hat einen wundervoll flüssigen und einnehmenden Schreibstil, der dafür gesorgt hat, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe.
Die Handlung der Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Zum einen ist da Gabe, der auf der Suche nach seiner Tochter ist, Fran, die gemeinsam mit ihrer Tochter Alice auf der Flucht ist und Katie, die an einer Autobahnraststätte arbeitet. Und dann gibt es da noch einen letzten Handlungsstrang, der einige Fragen aufwirft.
Die verschiedenen Charakterperspektiven haben mir wirklich gut gefallen, da durch die abwechselnden und sehr knackigen Kapitel jede Menge Spannung erzeugt wurde. Langeweile kam bei mir zu keinem Zeitpunkt auf.
Gabe war ein toller Protagonist. Ich konnte seinen Schmerz, die Verzweiflung und die Wut regelrecht durch die Seiten hindurch spüren. Für mich war es absolut nachvollziehbar, wieso er seit Jahren wie ein Besessener die Autobahn abfährt, in der Hoffnung, sein kleines Mädchen doch noch lebend zu finden. Ich hatte wirklich Mitleid mit ihm und hoffte, dass er bei seiner Suche fündig werden würde.
Mit Fran bin ich leider nicht so recht warm geworden. Irgendwas an ihr hat mein Misstrauen geweckt und ihr Verhalten war mir mehr als nur suspekt. Ich hatte von Anfang an eine Vermutung, die sich am Ende auch in gewisser Weise bewahrheitet hat. Alice hingegen tat mir mehr als nur leid. Sie ist ein sehr verschlossenes, misstrauisches und verängstigtes kleines Mädchen, das nie richtig zur Ruhe kommt und eine große Bürde trägt. Sie war für ihr Alter bereits viel zu erwachsen und musste sich mit Dingen herumschlagen, die ein kleines Kind niemals durchmachen sollte, was mir in der Seele wehtat.
Auch die liebenswürdige Katie war mir auf Anhieb sympathisch. Sie machte auf mich aufgrund ihrer Lebensumstände einen sehr gestressten und manchmal auch bedrückten Eindruck. Doch trotz widriger Umstände war sie mit Hingabe für ihre Kinder da und tat alles in ihrer Macht Stehende, um diese zu beschützen.
Das Buch würde ich mit einem Puzzle vergleichen, da man als Leser auf immer mehr Teile stößt, die sich im Laufe der Zeit an die vorgesehenen Stellen fügen, um an Ende ein sinnvolles Ganzes zu ergeben. Besonders die beklemmende Atmosphäre möchte ich positiv hervorheben, da diese eine erhebliche Rolle gespielt hat, die es mir unmöglich gemacht hat, das Buch zur Seite zu legen. Zudem gab es einige unvorhergesehene Wendungen, die für ein durchweg spannendes Leseerlebnis gesorgt haben. Beinahe jedes Mal, wenn ich geglaubt habe, der Wahrheit auf der Spur zu sein, wurde ich eines Besseren belehrt. Einfach genial!
Auch der mystische Teil hat mir gut gefallen, allerdings hätte ich mir am Ende eine Aufklärung gewünscht, da mir so leider ein paar Antworten fehlen. Dennoch fand ich den Abschluss der Geschichte wirklich grandios, packend und schockierend. Und genau so sollte ein guter Thriller sein!
Fazit:
"Schneewittchen schläft" ist ein eher ruhiger, atmosphärischer und sehr beklemmender Thriller, der mit einigen unvorhergesehenen Wendungen punkten kann. Die Autorin schafft es, die Spannung konstant aufrechtzuerhalten und fügt alle losen Fäden zu einem sinnvollen Geflecht zusammen.
Einen halben Stern Abzug gibt es, da man als Leser über die mystische Komponente, die in dieser Geschichte eine gewisse Rolle spielt, im Dunkeln gelassen wird, was ich sehr schade fand. So bleiben ein paar Fragen leider unbeantwortet.
4,5/5 Sterne