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Eine Wolfsgeschichte aus dem eisigen Winterwald: Von seinen Eltern wegen seines weißen Fells verlassen, streift ein Wolfskind hungrig durch die Wälder, bis es auf einen schwarzen Wolf trifft. Es braucht eine Weile, bis beide warm miteinander werden, denn beide halten ihre jeweilige Farbe für die eigentliche, richtige Farbe der Wölfe.Dramatisch wird es, als dem schwarzen Wolf, der sich als Theo vorstellt, klar wird, dass der weiße Wolf nicht einmal einen Namen hat.Und so denkt er sich einen für ihn aus: Schnee, ganz einfach, weiß wie Schnee. Das ist der Beginn einer Freundschaft.

Produktbeschreibung
Eine Wolfsgeschichte aus dem eisigen Winterwald: Von seinen Eltern wegen seines weißen Fells verlassen, streift ein Wolfskind hungrig durch die Wälder, bis es auf einen schwarzen Wolf trifft. Es braucht eine Weile, bis beide warm miteinander werden, denn beide halten ihre jeweilige Farbe für die eigentliche, richtige Farbe der Wölfe.Dramatisch wird es, als dem schwarzen Wolf, der sich als Theo vorstellt, klar wird, dass der weiße Wolf nicht einmal einen Namen hat.Und so denkt er sich einen für ihn aus: Schnee, ganz einfach, weiß wie Schnee. Das ist der Beginn einer Freundschaft.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2001

Tugend der Wildnis
Ein Bilderbuch über das Glück, erkannt zu werden

Daß der Mensch dem Menschen ein Wolf sei, gehört zu den großen dunklen Sätzen über unsere Art. Ob damit jedoch dem Tier Recht oder Unrecht geschieht, fragt niemand. Was aber ist der Wolf dem Wolf? Ein Mensch? Ein Räuber? Oder doch nur ein Artgenosse mit allen Fehlern und Schwächen? Tatsächlich führen die braungrauen Jäger ein hartes Leben. Vor allem, wenn sie weiß sind. Diese Erfahrung muß auch der junge Wolf von Olga Lecaye und Grégoire Solotareff machen: "Weiß wie die Milch, weiß wie der Mond, weiß wie der Schnee" kommt er zur Welt, ganz anders, als ihn seine Eltern sich erwartet haben. Sie reagieren mit fast menschlicher Grausamkeit: "So ein Junges wollten sie nicht, und so überließen sie ihn einfach seinem Schicksal." Tapfer kämpft sich das Tier durch den Sommer, immer hungrig, einsam und ganz ohne Familie. Dann kommt der Winter und überzieht Wald und Wiesen mit seiner kalten Decke aus Schnee. Nun ist das Leben noch härter. Doch plötzlich begegnet der kleine Wolf einem Wesen, das ganz anders ist als er selber, nämlich schwarz. Staunend betrachten die Tiere einander, beide Wölfe, beide verwirrt und auch voller Mitleid mit dem anderen. Wie kann jemand so häßlich sein, denkt jeder, und schon entbrennt ein Streit um die rechte Farbe. Doch auch im einsamsten Tier schlägt ein warmes Herz, und Höflichkeit erweist sich als die Tugend der Wildnis. Der Schwarze stellt sich vor: "Ich heiße Theodor, du kannst auch Theo sagen." Erst da merkt der Weiße, daß er keinen Namen trägt, erst da wird ihm klar, wie einsam er ist. Ratlos sieht der schwarze Wolf den Schmerz des weißen und läuft davon, als wäre er ein Mensch.

Damit ist die Einsamkeit existentiell geworden wie Hunger und Kälte. Olga Lecaye zeigt diesen Kosmos der Not und des Alleinseins mit kräftigen Strichen. Sie komponiert jede ihrer Illustrationen wie ein eigenes Gemälde, und doch gewinnt der kleine Wolf von Bild zu Bild an Ausdruck und Charakter. Mit ihrem untrügerischen Sinn für Stimmungen und Empfindungen entwirft die Altmeisterin des Genres die Welt eines Tieres, das alleine ist, weil es anders ist als die anderen. Grégoire Solotareff entwickelt seine Geschichte, passend zu ihrem klassisch anmutenden Stil, mit klaren und ruhigen Sätzen. Das eine ergibt das andere, und wie im Märchen wird auch hier alles gut - aber erst nach dem harten Winter. "Hallo, Schnee!" begrüßt ihn sein schwarzer Widerpart, und schenkt ihm so, was jeder braucht, einen Namen. So wird der Wolf dem Wolf zum Wolf. "Schnee", wiederholt der kleine Weiße bei sich: "Was für ein schöner Name. Schnee! Das bin ich." Ohne jede moralisierende Didaktik wird so die einfache Botschaft belebt, daß nur der nicht alleine ist, der seinen Namen vernimmt. Wäre der Mensch dem Menschen wirklich ein Wolf, dann endete manche Not mit dem Beginn einer wunderbaren Freundschaft - und vielleicht auch mit einem Brathuhn. Aber das ist eine andere Geschichte.

HANS-JOACHIM NEUBAUER

Olga Lecaye (Ill.), Grégoire Solotareff (Text): "Schneewolf". Aus dem Französischen übersetzt von Erika und Karl A. Klewer. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2001. 20 S., geb., 25,- DM. Ab 4 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Hans-Joachim Neubauer stehen die Bilder in diesem Buch um eine Freundschaft unter Wölfen klar im Vordergrund. Die Illustratorin, schwärmt er, bilde den zentralen "Kosmos der Not und des Alleinseins" mit untrügerischem Sinn für Stimmungen und Empfindungen und mit kräftigen Strichen ab. In jedem der von Neubauer wie klassische Gemälde empfundenen Bilder gewinnt der weiße Wolf für ihn an Ausdruck und Charakter hinzu. Zusammen mit den "klaren und ruhigen Sätzen" Solotareffs, so der Rezensent, werde "ohne jede moralisierende Didaktik" die Botschaft belebt, "dass nur der nicht allein ist, der seinen Namen vernimmt".

© Perlentaucher Medien GmbH