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13 Kundenbewertungen

Pietro ist clever und smart und war Killer für die New Yorker Mafia. Er stieg aus und glaubt sich sicher – er ist erstens im Zeugenschutzprogramm und zweitens Arzt in einem Krankenhaus. Bis einer der alten Feinde eingeliefert wird. Diagnose: Krebs im Endstadium. Wenn er stirbt, ist Pietro geliefert. Die nächsten acht Stunden im Tollhaus der Klinik werden zum atemlosen Wettkampf um sein Leben...»Schneller als der Tod« ist ein adrenalingeladener Thriller mit Dialogen, so scharf geschliffen wie ein Skalpell. Josh Bazell schreibt extrem cool und schockierend unterhaltsam – so zynisch und komisch, als hätte Tarantino bei Dr. House Regie geführt.…mehr

Produktbeschreibung
Pietro ist clever und smart und war Killer für die New Yorker Mafia. Er stieg aus und glaubt sich sicher – er ist erstens im Zeugenschutzprogramm und zweitens Arzt in einem Krankenhaus. Bis einer der alten Feinde eingeliefert wird. Diagnose: Krebs im Endstadium. Wenn er stirbt, ist Pietro geliefert. Die nächsten acht Stunden im Tollhaus der Klinik werden zum atemlosen Wettkampf um sein Leben...»Schneller als der Tod« ist ein adrenalingeladener Thriller mit Dialogen, so scharf geschliffen wie ein Skalpell. Josh Bazell schreibt extrem cool und schockierend unterhaltsam – so zynisch und komisch, als hätte Tarantino bei Dr. House Regie geführt.
Autorenporträt
Josh Bazell studierte Literatur und ist ausgebildeter Arzt. Außerdem wurde er 2010 mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet. Josh Bazell lebt in Brooklyn.

Malte Krutzsch lebt und arbeitet in der Eifel. Er übersetzte u.a. Werke von Bill Clegg, Josh Bazell und Charles Bukowski.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.03.2010

Doktorserienkiller
Ballern, bis der Arzt kommt: Josh Bazell schießt sich mit seinem furiosen Debütroman den Weg frei – „Schneller als der Tod” ist das literarische Äquivalent eines Maschinengewehrs
Wie baut man eigentlich ein Maschinengewehr? Wie nimmt man es auseinander und setzt es wieder zusammen? Wo lernt man so was? Am Leipziger Literaturinstitut eher nicht. An amerikanischen Universitäten eher schon. Josh Bazells Debütroman „Schneller als der Tod” jedenfalls ist das literarische Äquivalent eines Maschinengewehrs.
Satz um Satz feuert Bazell los, und man hört ihn fast aufjauchzen bei jeder Pointe, jedem Treffer, bei jedem Twist in seinem aberwitzigen Plot. Schuss um Schuss erledigt er ein literarisches Genre nach dem anderen: Er lässt den Krankenhausroman zerfetzt am Boden liegen, er pulverisiert die Mafia-Saga, und auch vom Holocaust-Memoir bleibt nicht viel übrig. Am ehesten könnte man diesen rasenden Roman wohl einen soft-boiled Post-Auschwitz-Thriller nennen, in dem Bazell die Ironie so genüsslich und grausam in den Zynismus kippen lässt wie seinen Helden Pietro Brwna in einen Wassertank voll hungriger Haie.
Wenn man die „Sopranos” auf Schnellvorlauf schaut, dabei die Stimme von Larry David aus „Curb Your Enthusiasm” voll aufdreht und an „Schindlers Liste” denken muss, obwohl man irgendwelche Psychopharmaka oder eine Prise Heroin genommen hat, und wenn man den Wahn nur für eine besonders interessante Form von Intelligenz hält, dann kommt man ungefähr dort raus, wo Josh Bazell auf uns wartet. Und bamm, bamm, bamm, schon wieder alle Erwartungen einfach über den Haufen schießt.
Bazell ist unsentimental, temposicher, komisch, er kann einen Plot konstruieren, der verwirrend ist, ohne zu nerven, er schafft Figuren, die einem im Kopf bleiben, selbst wenn sie den Gesetzen einer Pulp-Psychologie unterliegen. Es hat etwas Comic-haftes, was Bazell da tut, es spritzt Blut, es krachen Knochen, es geht gleich ordentlich gewalttätig los und steigert sich dann rasch zu einem literarischen Blutbad. „Ich umfasse seinen Ellbogen und reiße ihn hoch, sodass die Bänder krachen wie Sektkorken”, so heißt es in der deutschen Übersetzung, die leider gleich zu Beginn mit dem schrecklichen Wort „Dödel” ankommt, wo Bazell das schöne „fuckhead” verwendet, und auch sonst etwas unschlüssig reagiert auf Bazells eigentlich sehr klare und extrem plastische Sprache.
Peter Brown, wie Pietro Brwna sich nennt, ist also Doktor, das merkt man schon an der anatomischen Genauigkeit, mit der er schildert, wie er den Fuckhead erledigt, der ihn wegen ein paar Medikamenten ausrauben will. Ein ganz normaler Tag, so scheint es, im Leben eines Krankenhausarztes, der schon deshalb sauer auf den Fuckhead reagiert, weil er seine Narkotika ja selbst dringend konsumieren will. Wie sonst soll er das alles aushalten? Den pulsierenden Irrsinn des Krankenhausalltags, das hübsche Mädchen, dem das Bein amputiert werden soll und das noch schnell einen Kuss will, den Patienten, der aus dem Zimmer verschwindet, eine Spritze mit irgendwie ansteckender Substanz, die sich in seinen Arm bohrt, worauf der wie verrückt anfängt zu jucken. Und dann ist da ja noch Eddy Squillante. Der hat Krebs. Vor allem aber hat er noch eine Rechnung offen. Squillante ist eine Figur aus Brwnas früherem Leben als Mafiakiller. Und damit eine echte Gefahr.
Alles kaputt, Leser glücklich
Das ist der Punkt, an dem der Roman Gefahr läuft, aus der Kurve zu fliegen. Und es ist ein fast so großes Vergnügen, Bazell als Schreiber dabei zu beobachten, wie er jedes Schlingern vermeidet, und Brwna zu verfolgen, wie er durch die Windungen der Handlung schlittert. Wir wissen zu dem Zeitpunkt schon, dass Brwnas Mutter ein Hippie war und er bei seinen Großeltern aufwuchs, die erst den Holocaust überlebten und dann 1991 von zwei Mafia-Schwachköpfen ermordet wurden, einfach so, so scheint es, aber nichts ist, wie es scheint, alte Thriller-Regel. Und so nimmt die Handlung, die Bazell virtuos auf zwei Zeitebenen erzählt und aus ungefähr fünf Richtungen, immer klaustrophobischere, komischere, katastrophalere Züge an. Am Ende sind die Großeltern nicht Opfer, sondern Täter, Brwnas große Liebe gerät unter die Haie, nur die Juden von Auschwitz bleiben tot. Wie zwei Autos, die aufeinander zu rasen, so funktioniert dieser Roman, und schließlich liegt fast alles in Trümmern, nur der Leser triumphiert.
„Schneller als der Tod” ist verspielt bis an den Rand der Kohärenz, es ist so blutig, dass es nur ein Spiel sein kann, es ist so ernst, dass es lustig ist, es ist absolut nicht unmoralisch, obwohl sich das so anhören mag. Aber das Gegenteil ist der Fall. Josh Bazell nimmt die Moral wie ein Kind, er schaut sie sich von allen Seiten an, er dreht sie in der Hand, er wirft sie zu Boden, um zu schauen, ob sie zerbricht. Er schlägt sie gegen die Stirn seines Helden Brwna, um zu sehen, was mehr aushält, der Mensch oder die Moral. Es ist, am Ende, der Mensch, der mehr aushält, was nur bedingt eine gute Nachricht ist. Aber wie soll man sich sonst seinen Weg aus Ironie und Verspiegelung bahnen, aus Medialisierung und Medikalisierung, aus Trauer-Routine und den Ritualen der Verlogenheit? Man schießt sich am besten den Weg frei, mit Worten, die in alle möglichen Richtungen zielen.
„Wem gibt man die Schuld am großen Brand? Den Juden! An der Pest? Den Juden! Daran, dass ganz Europa von antisemitischen Scheißkerlen regiert wird? Den Juden!” So führt Bazell auf den Auschwitz-Ausflug hin, der Pietro Brwna bis an die verschlossenen Drahttore von Monnowitz führt und ins Wohnzimmer einer Frau, die seine Großeltern kannte, als die noch keine Juden waren. „Es riecht nach Kanalisation, weil die Toiletten nicht gereinigt werden, und auf den Fotos sehen die Tätowierungen noch nicht mal wie die der Großeltern aus.” So ist das in Auschwitz heute. „An einem zwanzig Meter hohen Hohlkreuz hinter dem Tor verteilt ein Haufen Nonnen und Skinheads Flugblätter über das Bestreben von Juden aus aller Welt, den katholischen Gottesdienst in Auschwitz zu verbieten, obwohl Polen ein katholisches Land ist. Da juckt es einen in den Fingern, so einem Skinhead den Hals umzudrehen, und man muss an Freuds Maxime denken, dass das Einzige, was uns im Leben wirklich glücklich macht, die Erfüllung von Kindheitswünschen ist.”
Und leider wird es auch genau damit nichts für Pietro Brwna, der seine Kindheit ungefähr dreimal verloren hat, bevor er auch noch den Rest seiner Biographie einbüßt, weil er im Zeugenschutzprogramm des FBI gelandet ist. Aber wie das genau passiert ist, lesen Sie lieber selbst. GEORG DIEZ
JOSH BAZELL: Schneller als der Tod. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. 304 Seiten, 18,95 Euro.
Josh Bazell studierte englische Literatur und Medizin. „Schneller als der Tod” entstand in seiner Zeit am Krankenhaus. Zurzeit schreibt er an seinem zweiten Roman. Foto: Tamar Hurwitz
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2010

Bei der Mafia gibt's keine Altersteilzeit

Der Amerikaner Josh Bazell hat mit "Schneller als der Tod" ein fesselndes Thriller-Debüt geschrieben, das dem Tod ein Schnippchen schlägt.

Wenn Tony Soprano sagt, ein alter Freund der Familie befinde sich im Zeugenschutzprogramm, bedeutet das meistens, dass ein Verräter aus den eigenen Reihen den Weg alles Irdischen gegangen ist. Modelle wie Altersteilzeit oder Frührente sind in der Mafia einfach nicht vorgesehen. Josh Bazell, der sich in seinem Debütroman einmal explizit auf die populäre Fernsehserie "Die Sopranos" bezieht, scheint sich Gedanken darüber gemacht zu haben, wie es mit jemandem weitergehen könnte, der tatsächlich mit dem Leben davonkommt, als er dem organisierten Verbrechen den Rücken kehrt. Der amerikanische Autor, der Literatur und Medizin studierte, nutzt dieses Ausstiegsszenario für einen perfiden Plot, in dem der Protagonist, den Regeln des Thriller-Genres entsprechend, von seiner Vergangenheit eingeholt wird.

Dr. Peter Brown hieß früher Pietro Brnwa. Er war Auftragsmörder der Mafia, hat sich aber unter dem Schutz der Behörden eine neue Identität geschaffen. Inzwischen arbeitet er als Assistenzarzt für innere Medizin in einem New Yorker Krankenhaus. Dort geht es drunter und drüber, die hygienischen Zustände sind skandalös, und das übermüdete und überarbeitete Personal begegnet dem Chaos mit einer zynischen Variante der Déformation professionelle - oder durch die Einnahme von Medikamenten, die aufputschen, betäuben und beruhigen. Viel schlimmer ist indes, dass Brown plötzlich einem alten Bekannten, einem Mobster namens Eddy Squillante, gegenübersteht, der ihn sofort erkennt. Dessen Überlebenschancen stehen schlecht, der Krebs ist zu weit fortgeschritten. Doch wenn Brown ihn rettet, so verspricht ihm Squillante, werde er die Vollstrecker seines ehemaligen Auftraggebers David Locano nicht verständigen. Hin- und hergerissen zwischen seinem alten Drang, das Problem gewaltsam zu lösen, und seiner neuen Lebensweise, die nach einem friedvollen Ausweg aus dem Dilemma verlangt, gerät Brown in Schwierigkeiten, die ihresgleichen suchen im zeitgenössischen Kriminalroman der hartgesottenen Sorte. Nicht umsonst hat sich Leonardo DiCaprio bereits die Filmrechte an "Schneller als der Tod" gesichert.

Was "Beat The Reaper", wie der Roman im Original heißt, zu einem besonderen Nervenkitzel macht, ist allerdings nicht allein die am Beginn stehende Zwickmühle, die man für überaus unwahrscheinlich halten mag. Es sind auch nicht die ironischen, mit anatomischem Fachwissen vollgestopften Fußnoten, mit denen Bazells Ich-Erzähler den Leser zuweilen direkt anspricht und für einen kurzen Moment aus dem fiktiven Geschehen reißt. Vielmehr gelingen Bazell gleich mehrere Kunstgriffe, die es ihm ermöglichen, das Spannungspotential seiner Geschichte voll auszuschöpfen. Zum einen funktioniert seine Hauptfigur aufgrund ihrer Genese als moralisch zweifelhafte Identifikationsmöglichkeit. Denn Browns Einstieg in die Mafia verdankt sich einem Bedürfnis nach Rache, das leicht nachzuvollziehen ist. Seine jüdischen, aus Polen stammenden Großeltern sind zwar dem Holocaust entronnen, fallen in Amerika aber schließlich einem scheinbar sinnlosen Gewaltverbrechen zum Opfer.

Browns erster Mord, seine Initiation, die zuletzt auf einer Lebenslüge beruht, ist mithin eine persönliche Abrechnung, die ihm nicht nur Geld, sondern eine Art Ersatzfamilie einbringt. Seine ebenso verwerflichen wie verständlichen Motive machen ihn zum zwiespältigen Charakter, der seine Geistesverwandten in Patricia Highsmiths talentiertem Mr Ripley oder in Jeff Lindsays Serienmörder und Forensiker Dexter Morgan findet. Wie erfolgreiche Adaptionen fürs Fernsehen oder Kino belegen, ist das Publikum diesen kaltblütigen Sympathieträgern durchaus zugetan.

Zum anderen - und das macht die Lektüre von "Schneller als der Tod" über das actionreiche Geschehen hinaus interessant - steht Peter Brown auf der Schwelle vom Saulus zum Paulus. Während er Entscheidungen zu fällen hat, die ihn entweder zu den Verhaltensweisen seines abgelegten Egos zurückführen oder beweisen, dass er nun ein besserer Mensch geworden ist, seziert er in jedem zweiten Kapitel die Beweggründe seiner zurückliegenden Karriere als Killer, die durch die Erfahrung eines unwiederbringlichen Verlusts beendet wird. Die Perspektiven des Mörders und des Arztes, der sich verantwortlich fühlt für seine Patienten, werden dabei originell miteinander verschränkt; es ist erschreckend zu sehen, wie mühelos sie in ihrem Sarkasmus zusammenfinden, wie sehr die beiden Berufszweige den Blick auf die Leiden des menschlichen Körpers abstumpfen lassen. Die Schilderung einer Operation im Krankenhaus fällt daher kaum weniger unappetitlich aus als die Beschreibung eines Kapitalverbrechens. Die Parallelisierung von Vergangenheit und Gegenwart erlaubt es Bazell zudem, gleich zwei Handlungsstränge auf einen Showdown zurasen zu lassen, wovon einer blutrünstiger ist als der andere. Brown verwandelt am Ende in einer haarsträubenden Szene seinen Körper nicht nur im sprichwörtlichen Sinn in eine Waffe. Seine Anatomiekenntnisse können ein Leben im Handumdrehen retten oder auslöschen. Josh Bazell wiederum haucht mit seinem aberwitzigen und packenden Roman dem Genre des Thrillers neues Leben ein.

ALEXANDER MÜLLER

Josh Bazell: "Schneller als der Tod". Roman. Aus dem Amerikanischen von Malte Krutzsch. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 304 S., geb., 18,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Selbst sie, ein abgeklärter Krimijunkie, habe vor Entsetzen über manches Detail aufschreien müssen, schreibt Rezensentin Katharina Granzin über dieses Buch, das sie als "fantastischen kleinen Geniestreich" hoch lobt. Auch der abgründige Humor, der aus ihrer Sicht das Amalgam des Romans bildet, erhöhte ihren Lesegenuss sehr. Worum es geht? Um einen Mafiakiller im Krankenhaus, der nach greifendem Zeugenschutzprogramm nun Arzt geworden ist und eines Tages einen alten Bekannten als Patienten vor sich hat. Rasend montiert fand unsere Kritikerin nun zwei mörderische Paralellhandlungen erzählt, immer wieder garniert durch kreativen Umgang mit allerlei verwesenden oder anderweitig verunstalteten Körperteilen. Wie kreativ dieser Autor doch sein Medizinstudium genutzt hat, staunt die Kritikerin immer wieder.

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