Der Weltbestseller, der das Denken von Millionen Menschen verändert hat
Wie treffen wir unsere Entscheidungen? Warum ist Zögern ein überlebensnotwendiger Reflex, und was passiert in unserem Gehirn, wenn wir andere Menschen oder Dinge beurteilen? Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und einer der einflussreichsten Wissenschaftler unserer Zeit, zeigt anhand ebenso nachvollziehbarer wie verblüffender Beispiele, welchen mentalen Mustern wir folgen und wie wir uns gegen verhängnisvolle Fehlentscheidungen wappnen können.
Wie treffen wir unsere Entscheidungen? Warum ist Zögern ein überlebensnotwendiger Reflex, und was passiert in unserem Gehirn, wenn wir andere Menschen oder Dinge beurteilen? Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und einer der einflussreichsten Wissenschaftler unserer Zeit, zeigt anhand ebenso nachvollziehbarer wie verblüffender Beispiele, welchen mentalen Mustern wir folgen und wie wir uns gegen verhängnisvolle Fehlentscheidungen wappnen können.
»Er ist der große Entzauberer, der einem staunenden Publikum eindringlich vor Augen führt, wie tief das Reich der Illusionen alle Lebensbereiche durchdringt.« NZZ Bücher am Sonntag
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Uwe Jean Heuser sieht mit diesem Buch nicht nur unser Bild vom Markt ins Wanken gebracht, auch das Menschenbild wackelt gewaltig, wenn der Ökonom und Psychologe Daniel Kahnemann anhebt, unsere Rationalität in Frage zu stellen. Das Buch findet Heuser lang, aber nie langweilig, ein bisschen scharf und pedantisch, aber stets getragen von Sympathie für den Menschen in seinen Verhältnissen. Heuser erfährt, wie wir denken und welchen Wahrnehmungsfehlern unser Denken unterliegt, aber er erfährt auch, und das ist doch besonders sympathisch, dass der Autor, ein Nobelpreisträger immerhin, sich da nicht ausnimmt, sondern stets auf der Suche ist nach den Grenzen der eigenen Forschung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2012Besser denken
Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman erklärt, wo sich das Gehirn Fallen stellt.
Von Patrick Bernau
Wie bringt man Menschen dazu, sich schwach und hilflos zu fühlen? Die Antwort scheint paradox: Man muss sie nur bitten, an Konfliktsituationen zu denken, in denen sie sich so richtig durchgesetzt haben. Und zwar an zehn verschiedene.
Plötzlich geht das Suchen los. An zehn Situationen erinnert sich kaum einer. Schon zieht das Gehirn den Schluss: Wenn es so schwer ist, sich ans Durchsetzen zu erinnern - dann kann es damit ja auch nicht so weit her sein.
Der Psychologe Daniel Kahneman hat nicht nur diesen Fehlschluss aufgedeckt. Mit überraschenden Fakten über das menschliche Denken hat er gleich zwei Wissenschaften revolutioniert, die Psychologie und die Wirtschaftswissenschaft, er hat dafür einen Nobelpreis erhalten. Inzwischen hat jeder Reformpolitiker von Kahneman und dessen Kollegen Amos Tversky gelernt - beispielsweise in Bezug auf die Höhe von Steuern: Menschen werden wütend, wenn sie Geld verlieren. Aber diejenigen, die Geld hinzugewinnen, freuen sich nur wenig über diese Reform.
In diesem Jahr ist ein umfassendes Buch von Kahneman erschienen, das sich schon wie sein wissenschaftliches Vermächtnis liest, aber jedem Laien alles von vorne erklärt und trotzdem noch so viele neue Erkenntnisse enthält, dass es auch Experten nicht langweilig wird. Kahneman erklärt darin nicht nur Denkeffekte, sondern auch den Umgang mit Geld, und erläutert, was er über das Glücklichsein herausgefunden hat.
Heute teilt Kahneman das menschliche Denken in zwei unterschiedliche Systeme auf: Das erste funktioniert schnell, automatisch und ohne große Anstrengung, kann aber nur Routineaufgaben lösen und macht gelegentlich Fehler. ("Ein Ball und ein Schläger kosten zusammen 1,10 Euro. Der Schläger kostet einen Euro mehr als der Ball. Was kostet der Ball?") Das zweite System kann kompliziertere Aufgaben mit viel Überlegung lösen, braucht aber mehr Zeit und mehr Konzentration. Und kommt manchmal gar nicht zum Zuge, vor allem wenn das erste System schon eine naheliegende Lösung parat hat. Deshalb übersehen die meisten, dass der Ball im Rechenbeispiel nicht zehn Cent kostet, sondern nur fünf.
Für seine Zweiteilung des Denkens hat Daniel Kahneman von anderen Forschern Kritik geerntet. Harvard-Ökonom Andrei Shleifer bezweifelt, dass ein genaueres Verständnis des Gehirns eines Tages zwei völlig unterschiedliche Denksysteme zu Tage fördern wird. Kahneman vernachlässigt auch die Intuition, die komplizierte Probleme manchmal im Schlaf löst. Aber seine Zweiteilung des Denkens hilft, Denkweisen und Denkfehler der Menschen zu verstehen.
Schließlich passen viele Entscheidungen hervorragend zu diesem Muster. Der Einkauf im Supermarkt: Wer für die ganze Woche plant, kauft dank des nachdenklichen Systems viel abwechslungsreicher ein, als wenn man immer nur den schnellen Hunger stillt. Auch Mitgefühl und Egoismus lassen sich mit Kahnemans zwei Systemen erklären. Immerhin haben andere Psychologen erst vor kurzem festgestellt, dass Menschen egoistischer werden, wenn sie mehr Zeit zum Nachdenken haben. Das intuitive Denksystem ist also viel freundlicher als das überlegte.
Nur hinsichtlich Zahlen und Wahrscheinlichkeiten sind beide Systeme schlecht. Das können Menschen kaum einschätzen, ohne die nötigen statistischen Daten und Formeln zu lernen. Selbst Statistikprofis tun sich mitunter schwer, gegen ihre Intuition anzurechnen. Trotzdem überschätzen sich Menschen in solchen Fragen ständig. Kahneman will seinen Lesern deshalb Weisheiten mitgeben, die sie hinterher in der Kaffeeküche weitergeben können. Seine Leser werden zwar manchmal in der Kaffeeküche ein bisschen besserwisserisch wirken, inhaltlich aber für die Hälfte der Gespräche hervorragend gerüstet sein.
Gerüstet sind sie dann auch für die neuen Diskussionen rund um Wirtschaftswachstum und Glück. Macht Geld glücklich? Diese Frage teilt Kahneman erstmal auf: Wer viel verdient, ist typischerweise zwar zufriedener mit dem Leben, aber nicht unbedingt besser gelaunt. Doch die Laune selbst ist auch ein fragiles Konstrukt. Die aktuelle Laune unterscheidet sich nämlich weit von der Laune, an die man sich später erinnert. Am plastischsten zeigt Kahneman das an einer Darmspiegelung. Solche Untersuchungen sind ziemlich schmerzhaft: umso mehr, je intensiver der Arzt untersucht. Wenn der Arzt jetzt am Ende der Untersuchung nicht einfach aufhört, sondern noch ein paar Minuten auf leichtem Niveau weitermacht, dann hat der Patient zwar länger Schmerzen - aber erinnert sich an die Darmspiegelung mit weniger Schrecken. In diesem Punkt sind viele Fragen offen. "Die Philosophen werden damit noch eine Weile zu kämpfen haben", prophezeit Kahneman.
Über das Glück könnte Daniel Kahneman also noch mal ein ganzes Leben forschen. Sein bisheriges Forscherleben reicht aber schon für ein sehr spannendes Buch.
Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler 26,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman erklärt, wo sich das Gehirn Fallen stellt.
Von Patrick Bernau
Wie bringt man Menschen dazu, sich schwach und hilflos zu fühlen? Die Antwort scheint paradox: Man muss sie nur bitten, an Konfliktsituationen zu denken, in denen sie sich so richtig durchgesetzt haben. Und zwar an zehn verschiedene.
Plötzlich geht das Suchen los. An zehn Situationen erinnert sich kaum einer. Schon zieht das Gehirn den Schluss: Wenn es so schwer ist, sich ans Durchsetzen zu erinnern - dann kann es damit ja auch nicht so weit her sein.
Der Psychologe Daniel Kahneman hat nicht nur diesen Fehlschluss aufgedeckt. Mit überraschenden Fakten über das menschliche Denken hat er gleich zwei Wissenschaften revolutioniert, die Psychologie und die Wirtschaftswissenschaft, er hat dafür einen Nobelpreis erhalten. Inzwischen hat jeder Reformpolitiker von Kahneman und dessen Kollegen Amos Tversky gelernt - beispielsweise in Bezug auf die Höhe von Steuern: Menschen werden wütend, wenn sie Geld verlieren. Aber diejenigen, die Geld hinzugewinnen, freuen sich nur wenig über diese Reform.
In diesem Jahr ist ein umfassendes Buch von Kahneman erschienen, das sich schon wie sein wissenschaftliches Vermächtnis liest, aber jedem Laien alles von vorne erklärt und trotzdem noch so viele neue Erkenntnisse enthält, dass es auch Experten nicht langweilig wird. Kahneman erklärt darin nicht nur Denkeffekte, sondern auch den Umgang mit Geld, und erläutert, was er über das Glücklichsein herausgefunden hat.
Heute teilt Kahneman das menschliche Denken in zwei unterschiedliche Systeme auf: Das erste funktioniert schnell, automatisch und ohne große Anstrengung, kann aber nur Routineaufgaben lösen und macht gelegentlich Fehler. ("Ein Ball und ein Schläger kosten zusammen 1,10 Euro. Der Schläger kostet einen Euro mehr als der Ball. Was kostet der Ball?") Das zweite System kann kompliziertere Aufgaben mit viel Überlegung lösen, braucht aber mehr Zeit und mehr Konzentration. Und kommt manchmal gar nicht zum Zuge, vor allem wenn das erste System schon eine naheliegende Lösung parat hat. Deshalb übersehen die meisten, dass der Ball im Rechenbeispiel nicht zehn Cent kostet, sondern nur fünf.
Für seine Zweiteilung des Denkens hat Daniel Kahneman von anderen Forschern Kritik geerntet. Harvard-Ökonom Andrei Shleifer bezweifelt, dass ein genaueres Verständnis des Gehirns eines Tages zwei völlig unterschiedliche Denksysteme zu Tage fördern wird. Kahneman vernachlässigt auch die Intuition, die komplizierte Probleme manchmal im Schlaf löst. Aber seine Zweiteilung des Denkens hilft, Denkweisen und Denkfehler der Menschen zu verstehen.
Schließlich passen viele Entscheidungen hervorragend zu diesem Muster. Der Einkauf im Supermarkt: Wer für die ganze Woche plant, kauft dank des nachdenklichen Systems viel abwechslungsreicher ein, als wenn man immer nur den schnellen Hunger stillt. Auch Mitgefühl und Egoismus lassen sich mit Kahnemans zwei Systemen erklären. Immerhin haben andere Psychologen erst vor kurzem festgestellt, dass Menschen egoistischer werden, wenn sie mehr Zeit zum Nachdenken haben. Das intuitive Denksystem ist also viel freundlicher als das überlegte.
Nur hinsichtlich Zahlen und Wahrscheinlichkeiten sind beide Systeme schlecht. Das können Menschen kaum einschätzen, ohne die nötigen statistischen Daten und Formeln zu lernen. Selbst Statistikprofis tun sich mitunter schwer, gegen ihre Intuition anzurechnen. Trotzdem überschätzen sich Menschen in solchen Fragen ständig. Kahneman will seinen Lesern deshalb Weisheiten mitgeben, die sie hinterher in der Kaffeeküche weitergeben können. Seine Leser werden zwar manchmal in der Kaffeeküche ein bisschen besserwisserisch wirken, inhaltlich aber für die Hälfte der Gespräche hervorragend gerüstet sein.
Gerüstet sind sie dann auch für die neuen Diskussionen rund um Wirtschaftswachstum und Glück. Macht Geld glücklich? Diese Frage teilt Kahneman erstmal auf: Wer viel verdient, ist typischerweise zwar zufriedener mit dem Leben, aber nicht unbedingt besser gelaunt. Doch die Laune selbst ist auch ein fragiles Konstrukt. Die aktuelle Laune unterscheidet sich nämlich weit von der Laune, an die man sich später erinnert. Am plastischsten zeigt Kahneman das an einer Darmspiegelung. Solche Untersuchungen sind ziemlich schmerzhaft: umso mehr, je intensiver der Arzt untersucht. Wenn der Arzt jetzt am Ende der Untersuchung nicht einfach aufhört, sondern noch ein paar Minuten auf leichtem Niveau weitermacht, dann hat der Patient zwar länger Schmerzen - aber erinnert sich an die Darmspiegelung mit weniger Schrecken. In diesem Punkt sind viele Fragen offen. "Die Philosophen werden damit noch eine Weile zu kämpfen haben", prophezeit Kahneman.
Über das Glück könnte Daniel Kahneman also noch mal ein ganzes Leben forschen. Sein bisheriges Forscherleben reicht aber schon für ein sehr spannendes Buch.
Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler 26,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Es ist ein großartiges Buch, das man wahrscheinlich einmal als eines der wichtigsten Werke der Ökonomie würdigen wird." Süddeutsche Zeitung, 23.06.2012
»Kahnemans Buch liefert unzählige überraschende Einsichten in die Funktionsweise unseres Denkens - und das klar und spannend.«