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Sie alle, die Profiteure wie die Verlierer, kommen in Reinhard Engels Reportagen über "Gewinner und Verlierer" zu Wort: der Drucker, der nach Kündigung und Scheidung in eine Abwärtsspirale gezogen wurde, die ihn erst zum Trinker und dann zum Obdachlosen machte, und der jetzt - trocken - mühsam versucht, wieder Fuß zu fassen; die ungelernte Küchenhilfe, die ihre erste Ausbildung - zur Hilfsköchin - erst im Alter von vierzig Jahren absolviert; der Wiener Innenstadt-Optiker, den nach den Fotoketten jetzt die ausländischen Brillenhändler unter Druck setzen; und schließlich der elegante…mehr

Produktbeschreibung
Sie alle, die Profiteure wie die Verlierer, kommen in Reinhard Engels Reportagen über "Gewinner und Verlierer" zu Wort: der Drucker, der nach Kündigung und Scheidung in eine Abwärtsspirale gezogen wurde, die ihn erst zum Trinker und dann zum Obdachlosen machte, und der jetzt - trocken - mühsam versucht, wieder Fuß zu fassen; die ungelernte Küchenhilfe, die ihre erste Ausbildung - zur Hilfsköchin - erst im Alter von vierzig Jahren absolviert; der Wiener Innenstadt-Optiker, den nach den Fotoketten jetzt die ausländischen Brillenhändler unter Druck setzen; und schließlich der elegante Tuchhändler, dessen Familiengeschäft das Ende der Monarchie, Arisierung und Rückgabe wie auch den Verlust des tschechischen Stammhauses überlebte - und den die europäischen Textilhandelsriesen jetzt endgültig vom Markt drängen.
Manche Portraits dokumentieren, wie schnell die Internationalisierung auch ihr Raubtiergebiss zeigen kann. Reinhard Engel erzählt dreiunddreißig Lebenswege - ohne jede theore tische Vorannahme. Das Buch will nicht mehr als eine Erkundungsfahrt sein zu Menschen in diesem Land, denen Änderung passiert, die Veränderung aktiv gestalten. Die Männer und Frauen, deren Geschichten hier dargestellt werden, kommen dabei selbst zu Wort, beobachtet aus neugieriger, aber scheuer Distanz. Ausdruck dieser vorsichtigen Umgangsweise ist die gewahrte Anonymität der Porträtierten. Zum einen sind Prominenz und der Marktwert der Eitelkeiten hier kein Thema. Zum anderen sollen die so genannten "Verlierer" zu all ihren Schwierigkeiten nicht noch zusätzlich an den Pranger gestellt werden. Und drittens sind viele der hier beschriebenen Menschen nicht wirklich sicher im Umgang mit den Medien und haben daher bei aller Neugier des Lesers ein Recht auf Privatheit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2001

Gewinner - Verlierer
Im wirtschaftlichen Wandel

Reinhard Engel: Schöne neue Wirtschaftswelt. Reportagen über Gewinner und Verlierer. Czernin Verlag, Wien 2000, 160 Seiten, 35,30 DM.

Viel undifferenziertes Geschrei ist man inzwischen gewöhnt, über den Horror der Ökonomie, über die Kommerzialisierung des Alltags oder die Anonymisierung der Internet-Gesellschaft. Daß im Zeitalter der Globalisierung die "Finanzmärkte über souveräne Volkswirtschaften hinwegfegen" und daß dabei die "Grenzen zwischen den Unternehmen zerbröseln", ist auch bei dem österreichischen Publizisten Reinhard Engel zu lesen. In diesem Prozeß entstünden "komplexe, feingesponnene Netzwerke: im Zentrum einigermaßen stabile, aber schlanke Kernfirmen, darum herum die Trabantenschar der freien Mitarbeiter an befristeten Projekten, der Zulieferer, der Konsulenten und früherer, in die Selbständigkeit entlassener Unternehmensteile". Diese neue Struktur der Wirtschaft stellt für den Autor aber erfrischenderweise keinerlei Anlaß zum Lamento dar. Sein Ansatz ist ein ganz anderer: Er skizziert 33 (anonyme) Lebenswege - geglückte wie gescheiterte, und das, wie er beteuert, ohne jedes Vorurteil. "Das Buch will nicht mehr als eine Erkundungsfahrt sein zu Menschen, denen Änderung passiert, die Veränderung aktiv gestalten." Die Texte sind hübsche, einfühlsam - aber nicht kitschig - geschriebene, spannende Kurzreportagen; keine beansprucht mehr als vier Seiten. Da stößt man auf das Schicksal des Pflanzenschutztechnikers Peter F. ("Das Internet im Herrgottswinkel"), der heute die österreichischen Bauern per Internet mit beratenden Diensten der Landwirtschaftskammer vernetzt, auf die Leidensgeschichte des Druckers Rudolf K. ("Postadresse Gruft"), der nach Kündigung und Scheidung zum Trinker und Obdachlosen wurde, und auf die Erfolgsstory der Marketingleiterin Irmgard P. ("Vom Dorf in die Boom-Branche"), der ersten "Studierten" aus ihrem Heimatdorf, die in der Leiharbeitsbranche Karriere macht. Was bleibt, ist die Hoffnung: Die meisten Menschen haben sich in der Welt des Wandels irgendwie ihren Weg gebahnt.

KAREN HORN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent Robert Jacobi ist sehr angetan von Reinhard Engels "detailreichen Kurzreportagen", mit denen es dem Autor gelänge, die "Kräfte, die das Wirtschaftsleben derart plötzlich und nachhaltig verändert haben", dem Verständnis des Lesers näher zu bringen. In seinen "einfühlsamen Porträts" zeige der Autor Menschen, die sich innerhalb eines rapide ändernden globalen Wirtschaftssystems neu orientieren mussten und zumeist eine neue Nische gefunden haben. Diese Reportagen, die sich jenseits der geschilderten österreichischen Verhältnisse nach Meinung des Rezensenten problemlos verallgemeinern lassen, legt der Rezensent besonders Menschen ans Herz, die gerade vor einem beruflichen Umbruch stehen. Denn die "Botschaft" des Buches lautet nach seiner Meinung: "Wer nicht träge und selbstzufrieden wird (...) kann den Weg zum persönlichen Erfolg finden." Soviel scheint sich gottlob ja dann doch nicht verändert zu haben.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Viel undifferenziertes Geschrei ist man inzwischen gewöhnt, über den Horror der Ökonomie, über die Kommerzialisierung des Alltags oder die Anonymisierung der Internet-Gesellschaft. Dass im Zeitalter der Globalisierung die 'Finanzmärkte über souveräne Volkswirtschaften hinwegfegen' und dass dabei die 'Grenzen zwischen den Unternehmen zerbröseln', ist auch bei dem österreichischen Publizisten Reinhard Engel zu lesen. In diesem Prozess entstünden 'komplexe, feingesponnene Netzwerke: im Zentrum einigermaßen stabile, aber schlanke Kernfirmen, darum herum die Trabantenschar der freien Mitarbeiter an befristeten Projekten, der Zulieferer, der Konsulenten und früherer, in die Selbständigkeit entlassener Unternehmensteile'. Diese neue Struktur der Wirtschaft stellt für den Autor aber erfrischenderweise keinerlei Anlass zum Lamento dar. Sein Ansatz ist ein ganz anderer: Er skizziert 33 (anonyme) Lebenswege - geglückte wie gescheiterte, und das, wie er beteuert, ohne jedes Vorurte il. 'Das Buch will nicht mehr als eine Erkundungsfahrt sein zu Menschen, denen nderung passiert, die Veränderung aktiv gestalten.' Die Texte sind hübsche, einfühlsam - aber nicht kitschig - geschriebene, spannende Kurzreportagen; keine beansprucht mehr als vier Seiten. (...) Was bleibt, ist die Hoffnung: Die meisten Menschen haben sich in der Welt des Wandels irgendwie ihren Weg gebahnt." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

"Wenn die Medien über Großfusionen, Börsengänge oder Pleiten berichten, kommen wegen der Unmenge an Zahlen und Fakten oft die Menschen zu kurz, aus denen sich die Wirtschaft zusammensetzt. Der österreichische Journalist und Sachbuchautor hat genau deshalb 33 Menschen besucht, deren Leben sich durch den Wegfall wirtschaftlicher Grenzen verändert hat. In den Porträts stellt Engel Gewinner neben Verlierer - und kommt zu dem Schluss, dass die Chancen der schönen neuen Wirtschaftswelt deren Risiken in den meisten Fällen wettmachen. (...) Der Autor verzichtet darauf, i n seinen einfühlsamen Porträts über die Menschen und deren Arbeit zu urteilen oder sie als Stereotypen einzuordnen.(...) Er überlässt es dem Leser, seine persönlichen Favoriten aus dem Panoptikum auszuwählen." (Süddeutsche Zeitung)…mehr