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"Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe" - mit diesem Vorsatz nimmt die Journalistin Samar Yazbek an der Revolution gegen das Regime al-Assads in Syrien teil. Sie geht auf die Straße, befragt Demonstranten, aus der Haft entlassene Dissidenten, aber auch Polizisten. Bald wird sie selbst in die Ereignisse hineingezogen und mehrmals verhaftet und misshandelt. In eindringlichen Bildern erzählt Yazbek von Protest, Folter und Verzweiflung in Arabien. Als sie erfährt, dass ihr Name auf einer Todesliste steht, flieht sie mit ihrer Tochter ins Ausland. Yazbeks Erlebnisbericht ist ein…mehr

Produktbeschreibung
"Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe" - mit diesem Vorsatz nimmt die Journalistin Samar Yazbek an der Revolution gegen das Regime al-Assads in Syrien teil. Sie geht auf die Straße, befragt Demonstranten, aus der Haft entlassene Dissidenten, aber auch Polizisten. Bald wird sie selbst in die Ereignisse hineingezogen und mehrmals verhaftet und misshandelt. In eindringlichen Bildern erzählt Yazbek von Protest, Folter und Verzweiflung in Arabien. Als sie erfährt, dass ihr Name auf einer Todesliste steht, flieht sie mit ihrer Tochter ins Ausland. Yazbeks Erlebnisbericht ist ein erschütterndes, sprachlich brillantes Dokument über Widerstand und Menschlichkeit. Mit einem Vorwort von Rafik Schami.
Autorenporträt
Samar Yazbek wurde 1970 in Dschabla (Syrien) geboren. Sie studierte Literatur, veröffentlichte Romane und Erzählungen und engagierte sich als Journalistin für Bürgerrechte und die Rechte der Frauen. Außerdem war sie Herausgeberin der Online-Zeitschrift Woman of Syria und Autorin der Gruppe Beirut 39. Als im März 2011 die syrische Revolution begann, schrieb Yazbek ein Protokoll der Protestbewegung. Sie befragte Demonstranten, aus der Haft entlassene Dissidenten, aber auch Polizisten und Militärs. Bald wurde sie selbst verfolgt und vom syrischen Geheimdienst massiv eingeschüchtert. Als sie erfuhr, dass ihr Name auf einer Todesliste steht, floh sie mit ihrer Tochter ins Ausland. 2012 erhielt sie für ihr schriftstellerisches Engagement den PEN-Pinter-Preis.Larissa Bender, 1958 in Köln geboren, studierte neben anderen Fächern Islamwissenschaft in Köln und Berlin und lebte viele Jahre in Syrien. Sie übersetzte u.a. Youssef Ziedan, Abdalrachman Munif und Fadhil Al-Azzawi.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2012

Das Morden von Assads Schergen hat System

Ein Dutzend Geheimdienste, Schlägertrupps und Militär: Die alawitische Schriftstellerin Samar Yazbek beschreibt, wie gnadenlos das syrische Regime seine Gegner verfolgt.

Seit einem Jahr rebellieren die Menschen in Syrien gegen das repressive Regime Baschar al Assads. Auf die Proteste antwortet die Diktatur, die Baschars im Jahr 2000 verstorbener Vater Hafiz schon vor mehr als vierzig Jahren errichtet hatte, mit Bombardements, Folter und Mord. Die Gegner dieses grausamen Unterdrückungssystems, dessen Spitze sich aus der mächtigen Minderheitenelite der Alawiten rekrutiert, haben dessen Brutalität schon lange vor dem arabischen Schlüsseljahr 2011 zu spüren bekommen.

Ein solches Schicksal war der 1970 in der nordsyrischen Küstenstadt Dschable geborenen Schriftstellerin und Drehbuchautorin Samar Yazbek zunächst erspart geblieben. Als Sprössling einer dem Regime nahestehenden alawitischen Familie genoss sie selbst dann noch eine gewisse Narrenfreiheit, als sie gesellschaftskritische Romane und Erzählungen veröffentlichte. Damit war Schluss, als sie sich im März vergangenen Jahres der Demokratiebewegung anschloss. Samar Yazbek wurde nun selbst zum Opfer.

Ihr aufschlussreicher Bericht über die Erfahrungen, die sie und andere Oppositionelle von März bis Juli 2011 im Land gemacht haben und der nun als Tagebuch vorliegt, zeugt allerdings auch von einer gewissen Naivität. So fragt sie sich immer wieder, woher die Schlägertrupps Assads auf einmal gekommen seien, und scheint auch dann einen letzten Rest anerzogener Regimegläubigkeit zu bewahren, als sie selbst öffentlich zur Verräterin gestempelt, mehrmals verhaftet, geschlagen und hinterher bedroht wird. Hätten Samar Yazbek die Beziehungen ihrer Familie und ihr Renommee gerade auch als alawitische Literatin bis zu ihrem Gang ins Exil nicht geschützt, wäre sie wie andere Intellektuelle, die nicht über einen solchen gesellschaftlichen Status verfügen, schnell mundtot gemacht worden. Ihre Tagebuchaufzeichnungen hätte man dann vermutlich nie zu lesen bekommen.

Tatsächlich ist vieles, was sie aus Syrien berichtet, wenn auch eher im arabischen Sprachraum, bekannt. Dennoch enthält das Buch wertvolle, wenngleich mitunter etwas disparat wirkende Beobachtungen über Vorgänge, die auf ein grausames und ausgeklügeltes System der Unterdrückung schließen lassen. Die Durchdringung der syrischen Gesellschaft durch die mehr als ein Dutzend Geheimdienste Assads ermöglichte es den Schergen, die offensichtlich sämtliche Kommunikationssysteme überwachen, von jeder auch noch so kleinen Demonstration in Damaskus rechtzeitig zu erfahren. Die Strategie der Ordnungswächter sah vor, dass an den Sammelplätzen und Kundgebungsorten bereits im Vorfeld nicht nur Heckenschützen auf den umliegenden Dächern postiert wurden. Auf die Oppositionellen warteten meist auch schon die Schabiha, Assads gefürchtete Schlägertrupps, die, von Geheimdienstlern unterstützt, auf die friedlichen Demonstranten losgingen, sie blutig schlugen und anschließend in dafür bereitstehenden Bussen in die Haftanstalten transportierten.

Dieses selbstsichere Auftreten des staatlichen Unterdrückungsapparats, zu dessen Methoden systematische Folter gehört - neben Elektroschocks operiert man offen mit Schlägen, die unübersehbare Verletzungsspuren hinterlassen -, wurde auch in den massiven Militäroperationen gegen die Zivilbevölkerung in der aufständischen Peripherie deutlich. Die Aussagen der Gesprächspartner der Autorin, die sie in Damaskus wie auch in entlegenen Landesteilen interviewt hat, lassen ahnen, dass die Geheimdienste dort völlig freie Hand hatten - und wohl bis heute haben. Hatten Heckenschützen und Militär die Wohngebiete der - nichtalawitischen - Protestierenden unter Beschuss genommen, wurden die Ortschaften anschließend von Geheimdienstlern und Schlägertrupps durchkämmt. Sie schreckten nicht davor zurück, ganze Familien zu liquidieren, besonders dann, wenn deren Villen beschlagnahmt werden sollten oder den Mördern sonstige Beute winkte. Überhaupt deuten Samar Yazbeks Beschreibungen der Schabiha als oft auffällig tätowierte Muskelprotze darauf, dass das Regime sich auch auf mafiotische Strukturen stützt - in Diktaturen freilich keine Seltenheit.

Die Rebellierenden, darauf zielt die Regierung in Damaskus klar ab, sollen buchstäblich ausbluten. Deshalb verhindern die Sicherheitskräfte, wo sie nur können, die Versorgung der Verletzten. Apotheken werden geschlossen, und Geheimdienstagenten sorgen in den staatlichen Krankenhäusern dafür, dass lebensgefährlich verletzte Aktivisten nicht behandelt werden oder spurlos verschwinden. Es wird berichtet, dass ein Agent einem verletzt eingelieferten Demonstranten eine regimefreundliche Erklärung abzupressen versuchte. Als dieser sich weigerte, wurde er kurzerhand durch einen Kopfschuss hingerichtet. Ärzte, die sich gegen solche Vorgänge wehren und improvisierte Lazarette in Moscheen einrichten, drohen ebenfalls zu Opfern des Regimes zu werden.

Zu dem offensichtlichen Bestreben, die Regimegegner einzuschüchtern, gehörte schon im Sommer 2011 nicht nur die Drohung, Verwandte einzusperren oder sich an weiblichen Familienangehörigen zu vergreifen - damit wurde auch Samar Yazbek und ihrer Tochter gedroht -, sondern auch die laut Zeugenaussagen tatsächlich praktizierte Sippenhaft. Eine Atmosphäre der Angst verbreitete die herrschende alawitische Elite indes auch unter ihren eigenen Glaubensbrüdern. Aus eigener Erfahrung berichtet die Autorin, wie in gemischten Ortschaften gezielt Gerüchte über die angeblichen terroristischen Absichten der sunnitischen Mehrheitsbevölkerung in Umlauf gebracht wurden, wodurch der Hass der Alawiten geschürt und so ihre Regimetreue weiter gefestigt werden sollte.

Dass sich gerade aus alawitischen Kreisen eine Stimme des Protests erhebt wie die von Samar Yazbek, zeitigte bislang leider nur eher symbolische Wirkung. Doch dies mindert weder die Bedeutung ihres erschütternden Berichts, noch gebührt dem Mut der heute im Exil lebenden Schriftstellerin deshalb weniger Respekt.

JOSEPH CROITORU

Samar Yazbek: "Schrei nach Freiheit". Bericht aus dem Inneren der syrischen Revolution.

Mit einem Vorwort von Rafik Schami. Aus dem Arabischen von Larissa Bender. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2012. 224 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Aus Protest gegen das Assad-Regime finden heute weltweit Lesungen dieses Buchs statt. Astrid Kaminski bewundert Samar Yazbeks mutige Entscheidung, als Mitglied der syrischen Elite den Bruch mit dem Regime zu wagen und sich offen am Widerstand zu beteiligen. Den Druck, der infolgedessen auf sie ausgeübt wurde, und die Gräuel, die sie zu Gesicht bekam, beschreibt Yazbek in ihrer Tagebuchchronik "Schrei nach Freiheit", die von den Monaten vor ihrer Flucht im Sommer 2011 erzählt. Die Rezensentin ist von der Lektüre gleichermaßen beeindruckt und entmutigt: Nicht nur wegen der geschilderten Gewalt, sondern auch, "weil es die existenziellen Fragen stellt, zu denen wir keine Antwort haben", sei das Buch "schwer zu bewältigen".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein bestürzendes, unbedingt lesenswertes Buch." Kersten Knipp, Der Freitag, 24.05.12 "Yazbek steht für eine Generation gut ausgebildeter, gut integrierter SyrerInnen, die sich erst über die Ereignisse radikalisierten und sich gänzlich vom Assad-Regime abwandten. In literarisch reflektierter Weise macht sie in 'Schrei nach Freiheit' anhand des eigenen Erlebens diese Entwicklung deutlich. Ihr Buch ist eine gelungene Mischung aus Reportage und innerem Monolog." Andreas Fanizadeh, die tageszeitung, 27.03.12 "Samar Yazbeks Zeugnis bewegt und lässt besser als viele Bilder erahnen, wie groß das Ausmaß an Unrecht in Syrien ist." Annemarie Rösch, Badische Zeitung, 05.04.12 "Yazbeks Aufzeichnungen aus dem syrischen Totenhaus kommen mit einer singulären Wucht daher. Ihre Sprache ist stellenweise poetisch, aber meist schnörkellos, seitenweise gibt sie nur in sachlichem Ton wieder, was Vertraute ihr aus den verschiedenen Orten Syriens erzählt haben." Christiane Schlötzer, Süddeutsche Zeitung, 07.03.12 "Dass sich gerade aus alawitischen Kreisen eine Stimme des Protests erhebt wie die von Samar Yazbek, zeitigte bislang leider nur eher symbolische Wirkung. Doch dies mindert weder die Bedeutung ihre erschütterndes Berichts, noch gebührt dem Mut der heute im Exil lebenden Schriftstellerin deshalb weniger Respekt." Joseph Croitoru, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.03.12 "Ein sehr politisches und ein sehr persönliches Buch zugleich." Eduard Erne, Schweizer Fernsehen Kulturplatz, 29.0.212 "Eine Chronik des Schreckens - aber auch eine Aufzeichnung von unvorstellbarem Mut." Benedikt Rüttimann, Tages-Anzeiger, 23.02.12 ""Schrei nach Freiheit" ist eine aufwühlende und trotzdem sehr poetische Schilderung des syrischen Aufstandes." Monika Bolliger, Neue Zürcher Zeitung, 01.03.12 "Atemberaubend, beklemmend, tieftraurig." Ilja Tüchter, Die Rheinpfalz, 25.02.12 "Samar Yazbeks Aufzeichnungen machen deutlich, wie sehr sie versucht, das Schreiben als Waffe einzusetzen. Nicht nur, um der Propaganda des Regimes ihre Sicht entgegenzuhalten, sondern auch, um in der sie umgebenden Brutalität, Verzweiflung und Angst nicht verrückt zu werden. Sie sucht ihre verlorene Leidenschaft für die Worte." Susanne Schanda, NZZ am Sonntag, 25.03.12…mehr