Zum Glück haben sich meine Vermutungen nicht erfüllt. Das Haus, das am Anfang der Geschichte so unheimlich und gruselig beschrieben wird, ist nicht der wahre Mörder! Ob es überhaupt einen Mörder gibt, wird der Leser erst am Ende des Kriminalromans erfahren und bis dahin verfolgt er die Geschehnisse
aus der Perspektive von drei Protagonisten: der Bestsellerautorin Sophie Winter, ihres neuen…mehrZum Glück haben sich meine Vermutungen nicht erfüllt. Das Haus, das am Anfang der Geschichte so unheimlich und gruselig beschrieben wird, ist nicht der wahre Mörder! Ob es überhaupt einen Mörder gibt, wird der Leser erst am Ende des Kriminalromans erfahren und bis dahin verfolgt er die Geschehnisse aus der Perspektive von drei Protagonisten: der Bestsellerautorin Sophie Winter, ihres neuen Nachbars Peter Bremer sowie des Polizisten Giorgio DeLange.
Sophie Winter, eine ältere Dame, wohnt erst seit einem Jahr in dem hessischen Dorf Klein-Roda, doch schon jetzt mutet sie ihren Mitbürgern einiges zu. Nicht nur dass sie in ihrem berühmten Buch „Summer of Love“ ein falsches Licht auf ein Ort wirft, das haargenau auf Klein-Roda passt. Die Ereignisse die sie beschreibt, sind teilweise echt und fanden bereits 1968 statt. Was am Anfang nur wenige wissen, Sophie, damals noch ein wachechter Hippie, bewohnte schon vor 40 Jahren dasselbe Haus. Mit ihren Freunden Sascha und Charlie schockierte sie die damaligen einfachen Landbewohner. Man müsste nicht lange warten bis sich die Wut der Dorfgemeinde in Taten umgewandelt hat. Am Ende verschwand die bildschöne Sascha spurlos und auch die Geschichte schien in Vergessenheit zu geraten.
Nicht nur das Auftauchen von Frau Winter macht den Menschen zu schaffen. Man macht sich auch Sorgen über das Verschwinden des kleinen Luca, der schon seit ein paar Tagen vermisst wird. Bremer fängt an, einen Detektiv zu spielen, dabei muss er einsehen, dass er obwohl schon länger in Klein-Roda wohnt, von den meisten Bauern doch als Fremder behandelt wird. Nur der pensionierte Kommissar Kosinski, der den Fall 1968 erlebt hat, gibt überraschenderweise zu, dass er damals nicht seinen Pflichten nachgegangen sei, sondern die gemobbten und gehänselten Opfer als Täter eingestuft hat. Anders der Polizist, der sich jetzt um den Fall kümmert. DeLange handelt vorerst auf eigene Faust. Dabei verlässt er sich oft auch seine „Nase“ und liegt damit auch meistens richtig.
Die Autorin hält die Spannung in Grenzen, was aber bei einem Kriminalroman, der sich überwiegend in einem Dorf abspielt, recht passabel sei. Sie weiß sehr gut, wie sie die Fäden zwischen den Charakteren verbinden soll. Jedes Auftreten ist ziemlich gut überleget und sinnvoll.
Was mich in dem Roman stört ist die oberflächlich dargestellte Sorge um den vermissten Luca. Obwohl der Junge schon seit Tagen verschwunden ist, glauben die meisten Dorfbewohner, dass dem Jungen nichts passiert ist. Ob sich ihre Ahnungen erfüllen oder nicht, bisschen mehr Gefühl wäre mir dort lieber. Auf einer anderen Stelle des Romans finde ich das unnötige Hervorheben der seltenen Krankheit von Frau DeLange übertrieben und sogar zwecklos.
Verwirrend erscheint am Ende die Antwort auf die Frage, warum Sophie wiedergekehrt sei. Viele Gründe scheinen stimmen und dann wieder nicht. Aus Rache, aus Sühne, um nicht zu vergessen oder um sich doch zu erinnern? Die Autorin lässt einen nachdenklichen Leser zurück.
Viel Blut wird auf den Seiten des Buches nicht vergossen, stattdessen erwartet die Leser ein Plot, der in einer heimischen Atmosphäre eine Geschichte darstellt, die gutmöglich passieren könnte und dessen Ende überraschend aber glaubwürdig zugleich ist.