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Traditionelle Versender wie Quelle und Neckermann verschwinden von der Bildfläche. Karstadt kämpft ums Überleben. Zalando aber gibt es inzwischen in vierzehn Ländern und wächst weiter. Wie schaffen die das?Hagen Seidel hat Wissenschaftler, Chefs prominenter Handelskonzerne und Modehersteller gefragt, wie Zalando die größte Einkaufsrevolution der jüngsten Zeit herbeiführen konnte. Eindrücklich beschreibt der renommierte Wirtschaftsjournalist, warum der Online-Händler unser Konsumverhalten so massiv verändert. Das Buch ist die erste umfassende Darstellung einer unglaublichen Erfolgsgeschichte,…mehr

Produktbeschreibung
Traditionelle Versender wie Quelle und Neckermann verschwinden von der Bildfläche. Karstadt kämpft ums Überleben. Zalando aber gibt es inzwischen in vierzehn Ländern und wächst weiter. Wie schaffen die das?Hagen Seidel hat Wissenschaftler, Chefs prominenter Handelskonzerne und Modehersteller gefragt, wie Zalando die größte Einkaufsrevolution der jüngsten Zeit herbeiführen konnte. Eindrücklich beschreibt der renommierte Wirtschaftsjournalist, warum der Online-Händler unser Konsumverhalten so massiv verändert. Das Buch ist die erste umfassende Darstellung einer unglaublichen Erfolgsgeschichte, in der erstmals auch die Gründer selbst beschreiben, wie sie aus einem unscheinbaren Startup-Unternehmen Europas größten Onlinehändler schmiedeten. Ein tiefer Blick hinter die Kulissen des Online-Stars aus Berlin!
Autorenporträt
Hagen Seidel, Jahrgang 1964, ist Wirtschaftsjournalist und Historiker. Er lebt in Düsseldorf und leitet das dortige Korrespondentenbüro der Welt-Gruppe. In einer Branchenumfrage eines Fachmagazins wurde Hagen Seidel 2007 in die Gruppe der vier wichtigsten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands gewählt. Über kein Unternehmen hat er so viel geschrieben wie über KarstadtQuelle und Arcandor.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.06.2014

Das Phänomen Zalando
Die junge Geschichte eines deutschen Online-Händlers

Klassisches Einkaufen im Laden war gestern. Das Einkaufen per Smartphone und Tablet-PC; weniger das Einkaufen vom Sofa mit dem Personalcomputer ersetzen vor allem bei jungen Leuten gleichermaßen den Stadtbummel wie das Blättern in Omas 1000 Seiten dickem Versandhauskatalog. Der Online-Handel wächst in Europa unaufhaltsam und verändert radikal die Einkaufsgewohnheiten der Konsumenten. Darüber und über die Konsequenzen, die sich nicht zuletzt für die immer mehr ausblutenden Einkaufsmeilen insbesondere der kleineren und mittleren Städte ergeben, wird seit Jahren emotional diskutiert.

Nach Zahlen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) kauften die Deutschen 2013 im Internet Waren im Wert von rund 33 Milliarden Euro, und die Tendenz ist stark steigend. Knapp 10 Prozent der privaten Konsumausgaben landen nach Recherchen des Forschungsinstitutes IFH Köln 2013 bereits bei Anbietern aus dem Internet, und in der Kategorie "Mode & Accessoires" ziehen die Online-Händler schon rund 17 Prozent des Umsatzes der gesamten Branche auf sich. Ob man dies goutiert oder nicht: Es ist nicht zu bestreiten, dass sich mit hohem Tempo ein Paradigmawechsel in der Einkaufswelt Europas vollzieht.

Der Wandel im Einzelhandel ist mindestens ebenso gravierend wie weiland der Übergang von den Tante-Emma-Läden zu den Supermärkten mit Selbstbedienung. Dem stationären Handel kann man nur wünschen, dass er ganz schnell intelligente Lösungen für den Spagat zwischen Offline- und Online-Handel finden möge. Erlebnisshopping gekoppelt mit qualifizierter, überaus freundlicher Kundenberatung sind Mosaiksteine, die in tragfähige Geschäftsmodelle transponiert werden müssen.

Zalando ist neben Amazon und Ebay der wesentliche Treiber dieses Paradigmenwechsels in der europäischen Einkaufswelt. Seit Wochen kursieren zudem Gerüchte über einen Börsengang von Zalando vielleicht noch im Laufe dieses Jahres. Genaue Informationen darüber liegen aber noch nicht vor. Das junge Unternehmen ist längst nicht mehr der deutsche Online-Schuhhändler; vielmehr hat es sich gemausert zum europäischen E-Commerce-Unternehmen für Mode und Lifestyle. Es ist ein Unternehmen, das seine Zielgruppe schnell ausgehend von der bei der Paketlieferung vor Glück schreienden jungen Frau skaliert hat und mittlerweile ebenso Jugendliche und Rentnerinnen und sogar die Männer anspricht. Zalando ist - wenn man die reinen Umsatzzahlen betrachtet - eine Wachstumsmaschine; eine Gewinnmaschine ist der Online-Händler noch nicht. Allemal ist das Unternehmen aus dem Elektro-Umspannwerk in Berlin-Prenzlauer Berg ein Faszinosum, dessen DNA man allzu gern auf die Spur kommen möchte, um die Frage zu klären: Ist das Geschäftsmodell von Zalando eine die Öffentlichkeit einlullende Seifenblase, oder wird es zur echten Gewinnmaschine?

Dieser Kernfrage geht der in Fachkreisen gut bekannte Journalist Hagen Seidel nach. Er hat sich zum Ziel gesetzt, sowohl die Entwicklung hin zum Online-Handel im Allgemeinen zu analysieren als auch die Geschichte von Zalando mit ihren jungen, ehrgeizigen Akteuren objektiv zu durchleuchten. Herausgekommen ist ein gleichermaßen unterhaltsames wie spannendes Sachbuch, das recht detailliert auf Fakten und Personen eingeht und das, was die Männer und Frauen von Zalando umtreibt, skizziert. Der Autor hat journalistisch sorgfältig recherchiert, was angesichts der Öffentlichkeitsscheu der Manager von Zalando nicht ganz einfach war, und bleibt in seinen Bewertungen objektiv. Dies ist erfreulich und hilft dem Leser bei der Meinungsbildung.

Es ist ihm gelungen, den Online-Handel und dessen Erfolgsfaktoren, darunter eine exzellente Logistik, schnellste Auffindbarkeit der Angebote über die Suchmaschinen sowie die Verwaltung großer Datenmengen im großen Stil klar herauszuarbeiten. Er lässt dabei auch die Pferdefüße wie mangelnder Datenschutz und Umweltbelastung durch die millionenfachen Transporte nicht außen vor.

Die vorgelegte Analyse von Zalando darf man als umfangreiche Fallstudie betrachten. Nach Einschätzung des Autors ist Zalando eigentlich nichts anderes als Quelle, Neckermann oder Otto - nur eben mit einem sehr starken Elektroantrieb und einer anderen Unternehmenskultur. Ganz im Gegensatz zu den klassischen Versendern würde das Geschäft nicht primär durch die Brille der Logistik betrachtet, vielmehr habe Zalando ähnlich wie Amazon vor allem die Nutzer im Internetzeitalter und deren Präferenz für totale Preistransparenz plus Bewertung der Angebote in den sozialen Netzwerken im Blick.

Für ihn ist Zalando keine riskante Internetwette ohne realen Unterbau. Immerhin hätten nach Zalandos Einschätzung Mode, Schuhe, Textil, Schönheitsprodukte und Wohnaccessoires in Europa einen Markt von rund 500 Milliarden Euro, und pro Tag besuchten Mitte 2013 rund drei Millionen Nutzer in Europa den Online-Händler. Gleichwohl gebe es noch große Herausforderungen wie etwa die Optimierung des hohen Anteils der kostenlosen Retouren. Seidel ist aber optimistisch, dass Zalando ab dem Jahre 2014 finanziell auf eigenen Füßen stehen kann und keine weiteren finanziellen Zuschüsse seiner Investoren braucht.

Das Fazit des Verfassers lautet: Die Gründer von Zalando haben den Online-Handel nicht erfunden, wohl aber das perfektioniert, was andere schon vor ihnen gemacht haben, und dies mit einer besonderen Unternehmenskultur. Sie haben ein europäisches Unternehmen erfunden, das bisher maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Konsumenten ihre Einkaufsgewohnheiten für Schuhe und Textilien radikal verändert haben. Entscheidend für den weiteren Erfolg dürfte sein, dass auch nach dem denkbaren Börsengang möglichst viel von dem Geist der Unternehmensgründer, mit dem die Märkte gestürmt wurden, erhalten bleibt.

ROBERT FIETEN

Hagen Seidel: Schrei vor Glück. Zalando oder shoppen gehen war gestern. Orell Füssli Verlag, Zürich 2013, 256 Seiten, 19,95 Euro

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In der Ausgabe vom 16. Mai 2013 kürt die Schweizer Handelszeitung Zalando zum besten Online Shop der Schweiz.