Jemand entführt junge Frauen, macht regelrechte Jagd auf sie und dokumentiert dies mit einer Kamera. Diese Aufnahmen sind professionell und zeigen zudem Szenen aus bekannten Märchen. Leider gibt es kaum Spuren der Tatperson, lediglich Zettel, die im Mund der Opfer hinterlassen werden. Als auf einem
Zettel der Name einer der ermittelnden Beamten steht, fühlen die Ermittler sich herausgefordert und…mehrJemand entführt junge Frauen, macht regelrechte Jagd auf sie und dokumentiert dies mit einer Kamera. Diese Aufnahmen sind professionell und zeigen zudem Szenen aus bekannten Märchen. Leider gibt es kaum Spuren der Tatperson, lediglich Zettel, die im Mund der Opfer hinterlassen werden. Als auf einem Zettel der Name einer der ermittelnden Beamten steht, fühlen die Ermittler sich herausgefordert und intensivieren die Suche. Da wird eine weitere Inszenierung gemeldet, die Zeit drängt.
Anfangs wurde ich förmlich erschlagen von den vielen Metaphern, die sich durch die Seiten zogen. Sei es nun der Stoff, der sich bauscht wie ein Segel, das Zwerchfell, das wie das Leder einer Trommel unter den Fingern eines Schamanen vibrierte, oder ein Hirn, das sich bläht wie ein Ochsenfrosch; die ganzen Umschreibungen und Vergleiche brachten mich immer wieder aus dem Konzept und irritierten mich. Hier wäre weniger mehr gewesen, denn so konzentrierte ich mich oft auf diese teilweise etwas übertriebenen Wortklaubereien, statt auf die Handlung. Abgesehen davon fand ich den Schreibstil sehr angenehm, die Sprache war dabei modern und hipp, falls man das noch so sagt und ich nicht hinterherhinke, was sprachliche Eigentümlichkeiten angeht.
Der Fall war interessant und skurril; ein Serienkiller, der seine Opfer mit Pfeil und Bogen jagt und danach als Märchenfiguren ablichtet, ist nicht gerade alltäglich. Ich hatte die Fotos buchstäblich vor den Augen, hierbei war die bildliche Sprache ausnahmsweise mal sehr förderlich. Der Wechsel der Perspektive war klug gewählt, auch die Überschneidungen mancher Personen, was diverse Merkmale angeht, führten oft dazu, dass ich mich dazu verführt fühlte, mitzuraten, wer denn nun hinter den Taten stecken könnte. Nicht nur einmal war ich mir sicher, die Tatperson erraten zu haben, was sich ein paar Seiten später als ein Trugschluss entpuppte, allerdings muss ich zugeben, dass ich irgendwann auch etwas den Überblick verloren habe über die Verdächtigen, weil es zum Ende hin doch etwas chaotisch wurde. Dabei war es nicht förderlich, dass immer wieder Zeitsprünge erfolgten, die ich nicht nachvollziehen konnte, weil mir so ein wenig die Handlung fehlte.
Zum Ende hin überschlugen sich die Ereignisse, zumindest da kamen die Ermittler wieder mal zusammen. Wem es nichts ausmacht, dass es in einem Buch oftmals sehr unrealistisch zugeht, dem kann ich den vorliegenden Thriller empfehlen; wer es lieber realistisch mag, der sollte erstmal mit einer Leseprobe vorlieb nehmen. Von mir gibt es solide drei Sterne.