Eine Veröffentlichung der Wienbibliothek im Rathaus. "In meiner Verlorenheit hier heute morgen war es schön, Ihre Schrift zu sehen", heißt es in einem Brief Marlene Dietrichs, den sie am 10. Januar 1947 an Friedrich Torberg richtete. Die Filmdiva hatte New York, wo Torberg seit 1944 lebte, eine Woche zuvor per Schiff mit dem Ziel Paris verlassen. Doch ihre Beziehung mit dem französischen Schauspieler Jean Gabin gehörte schon der Vergangenheit an, weshalb ihr die vertrauten Zeilen Torbergs in der Pariser Hoteleinsamkeit offenbar besonders willkommen waren. Das Eingangszitat steht für eine Brieffreundschaft, die über dreißig Jahre lang anhalten sollte und die sich in über hundert Korrespondenzstücken manifestiert. Der Briefwechsel hat sich größtenteils im Nachlass des Schriftstellers und Publizisten Friedrich Torberg erhalten, der sich in der Wienbibliothek im Rathaus befindet. Die jahrzehntelange schriftliche Unterhaltung ist eine wichtige Trouvaille für die Exilforschung, die sowohl Literatur- als auch FilmwissenschaftlerInnen spezielle Einblicke gewährt in das künstlerische Schaffen der beiden ProtagonistInnen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wäre doch nicht nötig gewesen, winkt unser Rezensent lässig ab. "Gleichwohl schön" findet Willi Winkler, die Ausgabe des Briefwechsels zwischen Marlene Dietrich und Friedrich Torberg. Schön gemacht auch, lässt er uns wissen, samt gründlichem Kommentar. Inhaltlich reißt das Winkler dennoch nicht vom Bürostuhl. Torberg lernt er als altösterreichisch charmierenden, tröstenden Ratschlhuber kennen. Als Berater in Dietrichs Liebesdingen, als "strengen Onkel" manchmal, der im Ton schon mal zu konkreter Poesie tendiert beziehungsweise zu lodernder Eifersucht. Die Dietrich hat dergleichen wohl nicht zu bieten. In Winklers Besprechung jedenfalls bleiben ihre Briefe und ihr Ton ganz unscheinbar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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