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Die berühmten und einflußreichen Artikel Sebastian Haffners aus dem Londoner Observer zum ersten Mal in deutscher Sprache: Porträts u. a. von Hitler, Goebbels und Speer. Überlegungen zur Kriegslage in Europa, zum Kriegsende 1945, zum Umgang mit den Nazis und zur Politik nach dem Krieg. Und schließlich temperamentvolle Thesen zum Kalten Krieg und zur Bildung zweier deutscher Staaten - mit Porträts u. a. von Louise Schroeder, Kurt Schumacher, Konrad Adenauer und Theodor Heuss.

Produktbeschreibung
Die berühmten und einflußreichen Artikel Sebastian Haffners aus dem Londoner Observer zum ersten Mal in deutscher Sprache: Porträts u. a. von Hitler, Goebbels und Speer. Überlegungen zur Kriegslage in Europa, zum Kriegsende 1945, zum Umgang mit den Nazis und zur Politik nach dem Krieg. Und schließlich temperamentvolle Thesen zum Kalten Krieg und zur Bildung zweier deutscher Staaten - mit Porträts u. a. von Louise Schroeder, Kurt Schumacher, Konrad Adenauer und Theodor Heuss.
Autorenporträt
Sebastian Haffner, geb. 1907 in Berlin, war promovierter Jurist. Er emigrierte 1938 nach England, wo er als Journalist für den 'Observer" arbeitete'. Seine 'Geschichte eines Deutschen' verfasste er 1939 im Londoner Exil. 1954 kehrte er nach Deutschland zurück, schrieb zunächst für die 'Welt', später für den 'Stern'. Haffner ist Autor einer Reihe historischer Bestseller, u. a. 'Anmerkungen zu Hitler'. Er starb 1999.

Sigrid Ruschmeier, geboren 1945, lebt in Berlin. Sie studierte Germanistik und Politologie an der Freien Universität Berlin, war dann in einem Verlag und seit 1988 ist sie als freie Übersetzerin tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.2002

Sachlich und überspitzt
"Observer"-Artikel von Sebastian Haffner aus den vierziger Jahren

Sebastian Haffner: Schreiben für die Freiheit. Ansichten und Porträts 1941 bis 1949. Transit Buchverlag, Berlin 2001. 232 Seiten, 16,80 Euro.

Viele Schriftsteller und Journalisten flohen oder emigrierten aus dem "Dritten Reich", aber nur wenigen gelang es, ihren Beruf auch in der Sprache ihres Gastlandes auszuüben. Einer dieser wenigen war Sebastian Haffner. Als ihm 1942 eine feste Stellung bei der Wochenzeitung "The Observer" angeboten wurde, lernte er innerhalb weniger Wochen wie ein gebürtiger Engländer zu schreiben. Das bedeutete für ihn den Durchbruch als politischer Journalist.

Nun liegt eine Auswahl von Artikeln, die Haffner zwischen 1941 und 1949 für den "Observer" geschrieben hat, erstmals in deutscher Sprache vor. Der lesenswerte Band enthält mehr als dreißig Kommentare zum Zeitgeschehen sowie ein Dutzend Kurzporträts über deutsche Politiker. Herausgeber Rainer Nitsche hat in Anmerkungen die historischen Rahmenbedingungen erläutert und ein kurzes Nachwort verfaßt, das allerdings etwas ausführlicher über Haffners Rolle beim "Observer" informieren könnte.

Die Beiträge haben bis zum Jahr 1945 ausschließlich das nationalsozialistische beziehungsweise das besiegte Deutschland zum Thema. Haffner versuchte vornehmlich, seinen Lesern die unmittelbaren Pläne und langfristigen Ziele der nationalsozialistischen Führung auseinanderzusetzen. So erkannte er bereits Anfang des Jahres 1944, daß Hitler seine Truppen von der Ostfront nach Westen verlagerte, in der völlig abwegigen Hoffnung, die angelsächsischen Alliierten könnten sich mit Deutschland gegen eine übermächtige, Mitteleuropa bedrohende Sowjetunion verbünden. Daneben machte sich Haffner immer wieder Gedanken über Deutschlands Zukunft nach dem Ende des "Dritten Reiches".

Ab 1946 rückten die internationalen Beziehungen in den Mittelpunkt seines Interesses, vor allem der sich zuspitzende "Kalte Krieg". Haffner, damals ein dezidierter Antikommunist, trat für den Aufbau eines westeuropäischen Bündnisses ein und forderte die Vereinigten Staaten nachdrücklich auf, sich finanziell und militärisch in Europa zu engagieren. Als er im Februar 1949 befürchtete, die Sowjetunion könne ganz Westeuropa erobern, plädierte er für die Stationierung amerikanischer Truppen "an der östlichen Grenze Westeuropas und an der Küste des Pazifik. Denn das sind jetzt militärisch gesehen die ureigensten Grenzen der Vereinigten Staaten selbst."

Warum sind diese Kommentare zur Tagespolitik der vierziger Jahre heute noch interessant und lesenswert? Vor allem deshalb, weil Haffner bereits damals jene analytischen Fähigkeiten besaß, die ihn später in der Bundesrepublik zu einem bekannten Journalisten und Bestsellerautor machten. Schon seine Artikel für den "Observer" sind geprägt durch jene Mischung aus sachlichen Argumentationen und überspitzten Schlußfolgerungen, ähnlich wie seine Kolumnen in den sechziger Jahren.

Zu Haffners Stärken gehört insbesondere seine Fähigkeit, die Persönlichkeiten der untersuchten Personen psychologisch auszuleuchten. Haffners "Preußische Profile" oder seine "Anmerkungen zu Hitler" belegen dieses besondere Einfühlungsvermögen ebenso wie sein Porträt Joachim von Ribbentrops, das im Juni 1945 entstanden ist. Haffner blendet den Politiker Ribbentrop vollkommen aus - nicht einmal seine tragende Rolle bei der Entstehung des Hitler-Stalin-Paktes wird erwähnt - und konzentriert sich statt dessen auf seinen Lebenslauf und Charakter. Abschließend entlarvt er Hitlers Außenminister als einen "Aufsteiger", "Bonvivant" und "Snob", dessen größte Befriedigung vielleicht darin bestand, jene Mitglieder der High-Society zu demütigen, die er früher umschmeichelt hatte.

Wie in vielen seiner späteren Werke griff Haffner schon in seiner Zeit beim "Observer" gerne auf die Erfahrungen der Vergangenheit zurück, um die Gegenwart zu analysieren. Seit Ende Oktober 1943 kam er beispielsweise regelmäßig auf das Ende des Ersten Weltkriegs zu sprechen, wenn er die sich abzeichnende Niederlage des "Dritten Reiches" kommentierte. 1947 nahm er gegen die Demontagepläne der Alliierten Stellung und verwies dabei auf die Besetzung des Ruhrgebietes 1923. Für Haffner hatten die Franzosen damals nichts erreicht, außer "daß Deutschland sich im Widerstand gegen sie . . . vereinigte; sie schufen eine Stimmung der Verzweiflung und gaben den ersten Schuß zu einem neuen Krieg ab".

Auch den Mut zu provokanten Prognosen, die für ihn so typisch sind, besaß Haffner bereits in den vierziger Jahren. Seine Befürchtungen, daß Deutschland in einem unregierbaren Chaos versinken werde, sollten zwischen sechs und elf Millionen Deutsche aus den Ostgebieten vertrieben und in den deutschen Kernlanden angesiedelt werden, bewahrheiteten sich allerdings nicht.

JÜRGEN PETER SCHMIED

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