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Der auffällige Hang zu Körperkult und Authentizität in der Kunst- und Literaturszene der 1970er Jahre trifft sich mit der blutigen Körperpolitik der RAF. Die Höhepunkte der Gewalt fanden nicht nur auf deutschen Straßen statt, sondern wurden mit ähnlicher Radikalität in Kunst und Kultur praktiziert: in der Rezeption der britischen Punkbewegung, in den Zerfleischungsritualen der Aktionskunst, beim Zerstückeln von Textkörpern - etwa in den Collagen von Rolf Dieter Brinkmann -, und mit der virtuosen Kunst des Masochismus in Bernward Vespers Romanessay "Die Reise". Körperlichkeit wird in "Schreiben…mehr

Produktbeschreibung
Der auffällige Hang zu Körperkult und Authentizität in der Kunst- und Literaturszene der 1970er Jahre trifft sich mit der blutigen Körperpolitik der RAF. Die Höhepunkte der Gewalt fanden nicht nur auf deutschen Straßen statt, sondern wurden mit ähnlicher Radikalität in Kunst und Kultur praktiziert: in der Rezeption der britischen Punkbewegung, in den Zerfleischungsritualen der Aktionskunst, beim Zerstückeln von Textkörpern - etwa in den Collagen von Rolf Dieter Brinkmann -, und mit der virtuosen Kunst des Masochismus in Bernward Vespers Romanessay "Die Reise". Körperlichkeit wird in "Schreiben im Terrordrom" als einer der ausdruckvollsten Schnittpunkte im Beziehungsgeflecht der Diskurse der Literatur und des Terrorismus ermittelt.
Inzwischen ist der RAF-Terrorismus einerseits Teil des kulturellen Gedächtnisses und wird andererseits einer rückhaltlosen Vermarktung preisgegeben. In Tagebuchnotizen und HipHop-Songs, in Romanen, auf der Leinwand und auf den deutschen Bühnen werden die toten Akteure des Terrorismus in fiktionaler Gestalt zum Leben erweckt, vereinzelt als Popidole oder Repräsentanten der Modeindustrie in Szene geSetzt. Diese Erinnerungsexplosion ab den 1990er Jahren hat es jedoch gleichzeitig geschafft, so eine der Pointen dieser kulturwissenschaftlichen Studie, den Versuch einer - bisher noch ausstehenden - ernsthaften Bewältigung des Phänomens zu initiieren.
Autorenporträt
Berendse, Gerrit-Jan
Gerrit-Jan Berendse, geb. 1959, ist Professor für Moderne europäische Literatur und Kultur an der Cardiff University in Großbritannien. Er studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Utrecht (Niederlande) und Frankfurt/Main. Promotion 1990 über die Lyrik in der DDR der 1960er und 1970er Jahre, danach Mitarbeit am Institut für Deutschlandforschung der Ruhr-Universität Bochum und am Forschungsinstitut für Geschichte und Kultur der Universität Utrecht. 1994 bis 2002 Dozent und Institutsleiter im German Department der University of Canterbury in Christchurch (Neuseeland). Seit 2010 Fellow of the Learned Society of Wales (FLSW); lebt in Cardiff (GB).