Literatur- und kulturwissenschaftliche Theorien vermehren sich bei "gelehrter Stallfütterung" (Lichtenberg) wie die Karnickel. Noch mehr große Würfe aber wollen wir uns nicht an den Hals laden. Was vonnöten wäre, ist vielmehr ein Proliferationsstopp. Die vorliegende Polemik greift dazu auf eine in Verruf geratene Praxis zurück: das Zuhören. Die 'Schreibweisen', denen wir unser Ohr leihen, sind allerdings nicht die Paradigmenstifter und Schul-Gurus der akademischen Zunft, sondern die von ihnen systematisch ins Abseits gedrängten und mit Taschenspielertricks 'dekonstruierten' Autoren.Bei der Auswertung ihres Insiderwissens ergibt sich einerseits eine unreduzierbare Vielfalt und Buntheit künstlerischer Lebenswelten. Andererseits existieren aber sehr wohl Grundüberzeugungen in bezug auf Themenfindung, Schreibprozeß, Leserorientierung und Marktverhalten, die von fast allen Schreibenden geteilt werden. Während die neoscholastische Theoriebildung immer bizarrere und autistischere Züge annimmt, ist die Verständigung unter Schriftstellern über Generationen hinweg offenbar kein Problem.