Ivan Nagel ist dem Theater seit vielen Jahren aufs engste verbunden, als Intendant, Dramaturg, Festspielleiter, Kritiker - in den »Schriften zum Theater«, die den »Schriften zum Drama« folgen und diese ergänzen, sind seine brillant formulierten Texte über einzelne Gestalter und Spieler der Bühne und über die Chancen und Probleme des deutschen Theaters von 1960 bis heute zu entdecken. Dieser Band enthält zum großen Teil Porträts: Bildnisse von Regisseuren und Schauspielern. Ivan Nagel stellt die großen Regisseure vor, die »Theaterarbeiter«, die das Theater seit der Nachkriegszeit maßgeblich geprägt haben: Kortner, Zadek, Stein, Grüber, Wilson, Bondy, Castorf, Marthaler. Ihre Arbeit ist undenkbar ohne die Schauspieler, die den Inszenierungen erst greifbare Wirkung gaben. Einige unvergessene Darsteller werden hier liebevoll und kenntnisreich porträtiert. Schließlich eröffnet Ivan Nagel mit seinen Reden, Briefen und Aufrufen aus fünfzig Jahren Bühnengeschichte viele erhellende und faszinierende Einblicke in die Innenwelt des Theaters und der Theater- und Kulturpolitik.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Beeindruckt ist Doris Meierhenrich von Ivan Nagels undogmatischem Blick auf das Theater. Nicht nach Wahrheit, sondern nach Wahrhaftigkeit suche Nagel in seinen Analysen und werfe ohne "rhetorische Feuerwerke" einen offenen und kritischen Blick auf die Werke von Peter Zadek, Elfriede Jelinek und anderen Theatergrößen. Notwendig muss Theater für Nagel sein und "Lebensrelevanz" besitzen, die sich nicht in ideologischer oder ästhetischer Selbstbeschauung erschöpfen darf, so Meierhenrich. Diese Haltung bewundert die Rezensentin ebenso wie Nagels unprätentiösen Stil, an dem sich zeigt, dass hier jemand mit kritischer Liebe die Bühne betrachtet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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