Der frühe deutsche Soziologe Gottfried Salomon-Delatour (1892-1964), der auch jüdische und französische Wurzeln hatte, stellt ein Bindeglied zwischen seinen Lehrern Georg Simmel (1858-1918) und Franz Oppenheimer (1864-1943) einerseits und jüngeren Intellektuellen wie Walter Benjamin (1892-1940) und Theodor W. Adorno (1903-1969) sowie Studierenden der 1960er Jahre andererseits dar. Zugleich gilt er als Vermittler etwa zwischen deutschen und französischen Traditionen, zwischen links und rechts oder zwischen sozialwissenschaftlichen Disziplinen (Politik- und Rechtswissenschaften, Sozialphilosophie und -Psychologie sowie Soziologie). Er war Herausgeber einflussreicher Sammlungen und Organisator der "Davoser Ferienkurse", wo Ernst Cassirer und Martin Heidegger aufeinander trafen. Obwohl Salomon in den 1920er Jahren in der Mitte des intellektuellen Geschehens stand, ist er heute weitgehend vergessen. Dieser Band macht seine wichtigsten Aufsätze erneut verfügbar. Darunter befinden sich einige "investigative" Vorworte zu Herausgaben damals wenig bekannter internationaler Klassiker der Soziologie, zu Frühsozialisten sowie zu rechtskonservativen Denkern; daneben Aufsätze zu spezifisch jüdischen Themen und bewegende Dokumente aus seiner Zeit im französischen und US-amerikanischen Exil.