Unter den Fragen, die wir am öftesten hören, ist die nach der richtigen Schriftwahl. Die wird natürlich nicht leichter, seit Typedesign und Schriftvertrieb digitalisiert und demokratisiert sind und neue Schriften wie Pilze aus dem Boden schießen. Darüber hinaus halten sich einige die Wahl erschwerende Irrtümer beständig. Also räumen wir erst mal auf:Irrtum 1: »Die richtige Schrift muss man erfühlen. Das ist kaum zu begreifen und nicht zu begründen.«Die passende Schrift gibt es nicht. Schriftwahl beruht auf Verständnis - des Textes und der Gestaltungsaufgabe. Wer das begreift, der kann begründen.Irrtum 2: »Ohne Kenntnis der DIN-Klassifikation läuft nichts.«Schriftklassifikation ist für Historiker interessant. Wenn überhaupt.Irrtum 3: »Um eine Schrift kennenzulernen, prägt man sich ihre Formdetails ein.«Schön, wenn jemand die Binnenform des Baskerville-a erkennt. Für das Schriftbild ist es bedeutungslos. Vergesst die Details. Schaut aufs Schriftbild!Diese klaren Ansagen stammen vonStephanie und Ralf de Jong. Sie sind die Präambel ihres Buches Schriftwechsel, einer soliden Schrift-Entscheidungshilfe. Das ausgezeichnete Buch führt in Formen und Formunterschiede von Schriften ein und stellt 50 »Lieblingsschriften« für den Mengensatz plus 200 nach Ähnlichkeit sortierte Alternativen vor: In Zeichensatz und Satzmustern. Mit Anregungen und Hintergrundinformationen zu Eigenart und Einsatzgebiet, Ausbaugrad, formalen und ökonomischen Beurteilungs-Kriterien und vielem mehr.Schriftwechsel macht Lust auf den Einsatz neuer Schriften. Es stellt objektive und subjektive Entscheidungskriterien vor und versachlicht damit die Schriftdiskussion, ohne dogmatisch zu werden. Und es stärkt dem Schriftentscheider mit soliden Argumenten den Rücken.