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Aus Angst vor Hautkrebs und Falten meiden immer mehr Menschen die Sonne Doch höchstwahrscheinlich rettet Sonnenlicht mehr Leben als es schädigt. Dr. Holick ist einer der Entdecker des Vitamin-D-Hormons. Er hat eine eindrucksvolle Fülle an Nachweisen für die positiven Kräfte der Sonne zusammengetragen. Dies untermauert seine Empfehlung, man solle weder Sonnengegner noch übertriebener Sonnenanbeter werden. Das vorliegende Buch zeigt Ihnen Beispiele dafür, wie Licht als Medizin wirkt. Eine regelmäßige Dosis Sonnen- oder Kunstlicht kann Krankheiten wie Osteoporose, Hypertonie, Diabetes, Multiple…mehr

Produktbeschreibung
Aus Angst vor Hautkrebs und Falten meiden immer mehr Menschen die Sonne
Doch höchstwahrscheinlich rettet Sonnenlicht mehr Leben als es schädigt.
Dr. Holick ist einer der Entdecker des Vitamin-D-Hormons. Er hat eine eindrucksvolle Fülle an Nachweisen für die positiven Kräfte der Sonne zusammengetragen. Dies untermauert seine Empfehlung, man solle weder Sonnengegner noch übertriebener Sonnenanbeter werden.
Das vorliegende Buch zeigt Ihnen Beispiele dafür, wie Licht als Medizin wirkt. Eine regelmäßige Dosis Sonnen- oder Kunstlicht kann Krankheiten wie Osteoporose, Hypertonie, Diabetes, Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis, Depression sowie Darm-, Prostata- und Brustkrebs vorbeugen.
Autorenporträt
Mark Jenkins lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Wyoming. Er arbeitet als Journalist für verschiedene Zeitschriften und hat für sein erstes, in Deutschland noch nicht veröffentlichtes Buch "Off the Map" sehr gute Kritiken erhalten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2005

Wieviel Sonne braucht der Mensch?

UV-Strahlen führen zu Krebs, heißt es. Sie können ihm aber auch vorbeugen, lautet das verblüffende Ergebnis neuer Studien.

VON RICHARD FRIEBE

Es ist lange her, daß ein Arzt dafür, daß er seinen Patienten schwere Sonnenbrände bescherte, den Nobelpreis bekam. Der Däne Niels Finsen behandelte Hauttuberkulose vor gut 100 Jahren mit Strahlen der Sonne oder einer Lichtbogenlampe, die er mit Hilfe von Linsensystemen auf die betroffenen Hautstellen fokussierte. Der Haut tat das nicht gut. Doch die Verbrennung heilte nach ein paar Tagen ab. Und die Tuberkulose-Geschwüre waren meist verschwunden, weil die Strahlen die Bakterien getötet hatten. Finsen erhielt 1903 dafür den dritten Nobelpreis für Medizin überhaupt.

Heute sieht das etwas anders aus. Schließlich kann UV-Licht verschiedene Formen von Hautkrebs auslösen. In die Mittagssonne kann man deshalb mit gutem Gewissen gar nicht mehr gehen, und wenn, dann nur mit hohem Lichtschutzfaktor. Gut, daß die meisten den Arbeitstag heute hinter Glas und Mauern verbringen.

Es gibt aber durchaus Mediziner, die zu einem differenzierteren Urteil gelangen. Der Bostoner Endokrinologe Michael Holick zum Beispiel warnt davor, das Sonnenlicht pauschal zu verteufeln. "Die Hautärzte haben die Sache bis jenseits aller Verhältnismäßigkeit übertrieben und die Sonne dämonisiert", sagt Holick. Die amerikanische Hautärzte-Akademie ließ daraufhin verlauten, seine Thesen erwiesen der Gesellschaft einen Bärendienst. An der Boston University mußte er deshalb sogar seinen Stuhl in der Dermatologieabteilung räumen.

Was hatte Holick getan? Er hatte in einem Buch den Amerikanern empfohlen, sich nicht ganz der Sonne zu entziehen, weil der Körper das UV-Licht brauche, um Vitamin D herzustellen. Seine Empfehlungen reichten - je nach Hauttyp, Jahreszeit und geographischer Breite - von zwölf Minuten bis zu einer halben Stunde. Dreimal in der Woche solle man für diesen Zeitraum Gesicht, Hände und Unterarme sonnen. Die meisten Sonnenanbeter würden darüber nur lachen. Richtig braun wird man davon jedenfalls nicht.

Daß Vitamin D vom Körper nur unter Einfluß von UV-B-Strahlen in der Haut gebildet wird, ist seit Jahrzehnten bekannt. Doch die meisten Hautärzte waren bisher davon ausgegangen, daß alle in jedem Falle genug Strahlung abbekommen, um ausreichend Vitamin D zu produzieren. Möglich, daß sie sich da geirrt haben. Holick will, gerade in nördlichen Breiten, in denen UV-B nur wenige Monate im Jahr durch die Ozonschicht dringt, sogar eine Vitamin-D-Mangel-Epidemie ausgemacht haben. Die ist seiner Meinung nach mitverantwortlich für Krebs, multiple Sklerose, Bluthochdruck und andere Krankheiten. In Maßen, sagt Holick, sei vor allem im Winter, auch der Einsatz von Kunstsonne sinnvoll. Seine Kritiker werfen ihm prompt vor, daß seine Forschung zum Teil von Herstellern medizinischer Lampen mitfinanziert wird.

Eine wachsende Zahl an Studien scheint den Vitamin-D-Effekt zu bestätigen. So kommen etwa Krebsarten der Brust, der Prostata oder des Dickdarms um so häufiger vor, je weiter im Norden man wohnt. Vor wenigen Wochen überraschten zwei Veröffentlichungen im Journal of the National Cancer Institute die Fachwelt. Sie belegten für zwei Krebsarten, von denen man geglaubt hatte, daß UV-Licht sie auslöst, genau das Gegenteil. Non-Hodgkin-Lymphome treten demnach bei Menschen, die sich oft sonnen, deutlich seltener auf als bei jenen, die die Sonne meiden. Und der schwarze Hautkrebs, bisher Kronzeuge aller Anti-UV-Kampagnen, verläuft bei Sonnenanbetern seltener tödlich. In beiden Fällen vermutet man Vitamin D als Auslöser dieser Effekte, weil es Zellteilungen, die unkontrolliert zu Krebs führen, unterbinden und geschädigte Zellen in den Selbstmord treiben kann.

Auch Dialysepatienten, deren Nieren nicht mehr so gut in der Lage sind, die aktive Form des Vitamins D herzustellen, können vom Sonnenlicht profitieren. Sie leiden auf Grund des Mangels häufiger an Osteoporose. Künstliche UV-Bestrahlung, so fand die Arbeitsgruppe von Rolfdieter Krause an der Charité in Berlin heraus, stoppt den Knochenschwund. Patienten mit milden Formen von Bluthochdruck hilft die Sonne ebenfalls.

Bedeuten solche Befunde, daß schon ein bißchen Sonne vor all diesen Krankheiten schützt? So einfach ist die Sache leider doch nicht. "Für die Prävention von Tumoren etwa bräuchte man deutlich mehr Vitamin D", sagt Krause. Und UV-Strahlen bleiben trotz allem mutagen und damit potentiell krebserzeugend.

Das Schwert des Helios ist und bleibt ein zweischneidiges. "Man könnte endlos alle Effekte des Sonnenlichtes gegeneinander aufwiegen", sagt der Leiter des Zentrums für Dermatologie an der Universität Frankfurt, Roland Kaufmann. Von einer pauschalen Verteufelung von Sonne und künstlichem UV will auch er nichts wissen.

Manche Kampagnen, etwa die der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention, klangen in der Vergangenheit freilich anders. "Holen Sie Ihr Kind aus der Sonne. Bevor es jemand anderes tut" - so war vor zwei Jahren auf Plakatwänden in Deutschland zu lesen. Das Bild zeigte einen Sensenmann, der sich über Kinder hermachte, die ungeschützt im Freien spielten. Auch Kaufmann nennt solche Feldzüge "nicht unbedingt glücklich". Aber man müsse eben gelegentlich zu krassen Mitteln greifen, um eine Wirkung zu erzielen. Wenn Eltern ihre Kinder deshalb völlig "aus der Sonne holen" sollten, könnte das allerdings eher kontraproduktiv sein. Denn gerade Kinder brauchen viel Vitamin D, vor allem für die Entwicklung ihrer Knochen.

Einig sind sich alle, auch Michael Holick, in einem Punkt: Sonnenbrände, vor allem im Kindesalter, erhöhen die Gefahr, Hautkrebs zu bekommen. Viel Sonne generell fördert vor allem den weniger aggressiven weißen Hautkrebs. Dafür haben Menschen, die ihr ganzes Leben viel in der Sonne sind, nach einer Studie des kanadischen Krebsexperten Cornelis Kennedy ein geringeres Risiko, den aggressiveren schwarzen Hautkrebs zu bekommen. Also: Gar keine Sonne ist jedenfalls auch keine Lösung.

"Schützendes Sonnenlicht" von Michael Holick erscheint im April im Haug Verlag.

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