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Wann ist ein Vergehen vergangen?Kann man der Zeit etwas schulden?Und darf man als Statthalter der Zeit in das Leben fremder Menschen eingreifen?Eine Erzählung über die Wege und Irrwege der menschlichen Seele.Feuilletonistische Schlaglichter, die das moderne Großstadtleben beleuchten.Reise-Reportagen, die Geschichte und Kultur aus der Vergangenheit auf überraschender Weise in unser Bewusstsein holen. Alle, die Literatur lieben, erwartet hier Tiefsinn, Sprachpoesie und intellektuelle Verblüffung.Neben der Erzählung finden sich in diesem Band mehrere Feuilletons, ebenso scharf- wie tiefsinnig,…mehr

Produktbeschreibung
Wann ist ein Vergehen vergangen?Kann man der Zeit etwas schulden?Und darf man als Statthalter der Zeit in das Leben fremder Menschen eingreifen?Eine Erzählung über die Wege und Irrwege der menschlichen Seele.Feuilletonistische Schlaglichter, die das moderne Großstadtleben beleuchten.Reise-Reportagen, die Geschichte und Kultur aus der Vergangenheit auf überraschender Weise in unser Bewusstsein holen. Alle, die Literatur lieben, erwartet hier Tiefsinn, Sprachpoesie und intellektuelle Verblüffung.Neben der Erzählung finden sich in diesem Band mehrere Feuilletons, ebenso scharf- wie tiefsinnig, sowie wortgewandte Autorenportraits, u.a. zu Javier Marias, Thomas Mann und H. P. Lovecraft. Schließlich führen Reportagen über Kultur-Reisen weit in die Vergangenheit und heben Malerei und Architektur auf überraschende Weise in unser Bewusstsein. Und auch hier zeigt sich, dass die Zeit das Vergangene immer wieder lebendig werden lässt - in uns und um uns.Leseprobe "Schuldner der Zeit":>> Ich glaubte den Bahnsteig menschenleer, bis Luca mich an der Schulter packte und an dem Glaskasten des Zugabfertigers vorbei zum Ende des Bahnsteigs wies. Dort, außerhalb des von den Lampen erhellten Bereichs, stand ein Mann, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und schaute zu den sich verästelnden Gleisen hinaus, die nach dem Verlassen des Bahnhofs sich in die verschiedensten Richtungen verloren."Er wartet auf einen Zug, der nie ankommen wird", sagte Luca.<< Leseprobe Feuilletons:>> Die Kirche verweigert sich auch in anderen Punkten der Tradition. Wuchtig-wurmstichige Bänke sucht man vergebens. Man findet hier eine Bestuhlung, wie sie in jedem beliebigen Kongress-Saal stehen könnte. Es gibt auch keine Säulenheiligen, kein Deckengemälde, keine weihrauchumnebelten Ecken. Es herrscht angenehme Schlichtheit. Nun, gegen sechs Uhr abends, haben sich nicht viele Besucher eingefunden. Es ist ein heißer Samstag. Es zieht die Leute in den Biergarten, den Zoo, ins Grüne. Schönes Wetter macht atheistisch. Nur in Sturm und Kälte gedenken wir Petrus und seines Vorgesetzten. Aber die Besucher haben sich ohnehin nicht aus religiösen Gründen versammelt. Ein älterer Gott hat gerufen, und sie sind ihm gefolgt, dem Gott Musik, der ältere und ehrlichere Rechte auf die Seele der Menschen hat und sich in allen Gotteshäusern gefahrlos einnisten kann, ohne vertrieben zu werden.<<
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Autorenporträt
Klaus Neff, zweimaliger Preisträger des Marburg-Awards, hat Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien veröffentlicht. Außerdem sind folgende Erzählbände von Klaus Neff erhältlich: * Eindringlinge * An derselben Stelle des Flusses * Der Auserwählte Leseprobe Reise-Reportage: >> Das überrealistische Stifterbild eines Kanonikus, der, in seiner ganzen hinfälligen Siebzigjährigkeit, in schlichtem Weiß gewandet, neben der Madonna kniet, in den gefalteten Händen die Bibel und eine Brille. Die Madonna hält das Jesuskind in den Armen, welches ihm, dem Stifter, wie als freundlichen Gruß, ein Blumensträußchen reicht. Er kann es nicht annehmen, er hat ja die Hände voll mit Bibel und Brille und würde auch niemals aus seiner knieenden Haltung herausfinden, die Adern an den Schläfen schwellen ihm ja jetzt schon, beim Nichtstun. Die Wange legt sich in dreifache Falten, das Gesicht ist halb streng, halb altersmilde, er scheint nicht mehr zu wollen als zu knien, und das Jesuskind wird bis in alle Ewigkeit sein Sträußchen nicht loswerden, auch die Maria wird nichts tun, was die Szene beschleunigt oder verändert, sie scheint eher abfällig und spitz aus den Augenwinkeln heraus an dem irdischen Störenfried vorbeizublicken.<< Leseprobe Feuilletons: >> Am häufigsten sind die Zeitungsverkäufer. Oft liegt ihre Ware auf Tapeziertischen oder gar noch kleineren Ständen aus. Die Boulevardpresse dominiert. Offensichtlich hat der typische Bahnfahrer eine Neigung zu leichter, großbuchstabiger Kost. Oder ist das Abonnententum bei Lesern seriöser Blätter weiter verbreitet? Ein Schälchen mit Rückgeld steht entweder offen mit auf dem Tisch oder der Verkäufer häuft in langweiligen Momenten (und derer gibt es viele, wenn nicht ausschließlich) die Münzen zu Türmchen, deren Höhe fortwährend schwankt, manchmal in wolkenkratzerische Regionen reicht und deshalb geteilt werden muss, die aber auch rasch zusammenschrumpfen kann, besonders wenn mit Papiergeld gezahlt wird. Jedenfalls ist die lebhafte Änderung der Türmchen ein fortwährender Anlass zur Zerstreuung und Ergötzung der Verkäufer. Andere, misstrauischere Charaktere haben das Rückgeld in einem Gürtelbeutel deponiert, tragen es vor dem Bauch herum wie Kängurumütter ihr Junges und betasten in dauerschwangerischer Freude die Prallheit des Stoffes. <<