Gegenstand dieser Diplomarbeit ist der schuldreflexive Antisemitismus, also die Form des Antisemitismus, die nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges aufgrund der ausgebliebenen Auseinandersetzung und der gleichzeitigen Involviertheit der deutschen Gesellschaft mit dem Nationalsozialismus entstanden ist. Aufgrund der gesellschaftlichen Weigerung sich mit dem Nationalsozialismus zu beschäftigen, hat der vorherrschende Antisemitismus neue Ausprägungen erfahren. Die moderne schuldreflexive Form des Antisemitismus setzt sich aus den althergebrachten Stereotypen und Ressentiments sowie den nach dem Krieg entstandenen Verdrängungsmechanismen zusammen. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Holocaust ist der Antisemitismus wieder verstärkt zum Gegenstand öffentlicher Debatten geworden und die Präsenz der nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit ist so spürbar wie vielleicht nie zuvor in die politische Kultur Deutschlands zurückgekehrt. Ausgangspunkt dieser Diplomarbeit sind dreiDebatten aus dem Zeitraum 1996 bis 2002, die aufzeigen, wie seit Mitte der neunziger Jahre mit dem Antisemitismus und der deutschen Vergangenheit umgegangen wird und vor allem, wie sich antisemitische Ressentiments über Jahrzehnte hinweg weiterentwickelt und chiffriert haben.