Für die Schule der Gegenwart stellt sich nach einer Phase ideologisch bedingter Ächtung die Frage neu, ob mittelalterliche Literatur Gegenstand des Unterrichts sein sollte und welche Modalitäten gegebenenfalls zu berücksichtigen sind. Die vorliegende Untersuchung geht den historischen Hypotheken der Mittelalterrezeption nach und zeigt deren Auswirkungen bis auf den heutigen Tag. Gegenstand einer Analyse sind die germanistische Diskussion der Bundesrepublik über die Relevanz mittelalterlicher Dichtung, die schuldidaktische Konzeption der DDR und im besonderen repräsentative Modelle aus der BR Deutschland. Über diese Ergebnisse hinausweisend, wird durch einen Unterrichtsversuch mit Gottfrieds von Strassburg "Tristan" eine Orientierung für die gegenwartsbezogene Rezeption gegeben. Hierbei werden immanent die Individualität des Epos herausgearbeitet und werktranszendent Perspektiven auf das historische Umfeld er- öffnet.