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Zu Mitternacht war ein Schuß gefallen. Ein schrecklicher Schrei war ihm gefolgt. Das ganze Haus, dies alte, dumpfe Haus mit ausgetretenen Stufen, mit rundlaufenden Gängen, die in der Luft schwebten, auf denen eines dem anderen so bequem in die Küche gucken konnte, hatte er aufgeschreckt. Denn jenes Hin- und Widerlaufen begann alsbald, das jeder von uns kennt und das mindestens in einem bösen Traume jeden schon einmal verstört hat. Das Schloß tat sich auf, Stimmen wirrten durcheinander; aus der Wohnung, die mit eins überfüllt war, drang Gezeter, Kreischen, Stöhnen, gelles Aufschreien. Bänglich…mehr

Produktbeschreibung
Zu Mitternacht war ein Schuß gefallen. Ein schrecklicher Schrei war ihm gefolgt. Das ganze Haus, dies alte, dumpfe Haus mit ausgetretenen Stufen, mit rundlaufenden Gängen, die in der Luft schwebten, auf denen eines dem anderen so bequem in die Küche gucken konnte, hatte er aufgeschreckt. Denn jenes Hin- und Widerlaufen begann alsbald, das jeder von uns kennt und das mindestens in einem bösen Traume jeden schon einmal verstört hat. Das Schloß tat sich auf, Stimmen wirrten durcheinander; aus der Wohnung, die mit eins überfüllt war, drang Gezeter, Kreischen, Stöhnen, gelles Aufschreien. Bänglich horchten die Nachbarinnen, die nicht mehr Raum gefunden, darauf, auf das Schieben und Heben von etwas Schwerem, sehr Unbeholfenem im Zimmer.
Autorenporträt
Jakob Julius David wurde als Sohn eines wohlhabenden jüdischen deutschsprachigen Pächters in Mähren geboren. Die Familie übersiedelte bald nach Fulnek, wo der Vater starb. David wuchs in Söhle auf und besuchte die Gymnasien in Kremsier und Troppau. Hier erkrankte er 1873 schwer an Typhus, wodurch er in seinem Sehvermögen stark eingeschränkt wurde. Außerdem war er seither schwerhörig. Dennoch begann er 1877 in Wien mit dem Studium der Germanistik und Geschichte und nahm lebhaften Anteil am studentischen Leben der Hauptstadt. Da ihm aufgrund seiner Behinderung der Lehrberuf verwehrt war, arbeitete er zunächst als Hauslehrer und dann als Journalist. Jakob Julius David war als Redakteur und Journalist tätig, u. a. für die Wiener Mode, die Zeit, die Montagsrevue, die Wiener Allgemeine Zeitung, das Neue Wiener Journal und die Wiener Zeitung. Daneben war er freier Schriftsteller. Im Jahr 1889 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Philosophie. Er wechselte vom Judentum zum Katholizismus, was aber keine große Bedeutung hatte, da er weiterhin in regem Kontakt zu jüdischen Persönlichkeiten stand und für jüdische Publikationen, wie die Österreichische Wochenschrift, philosemitische Artikel verfasste. 1891 heiratete David Juliane Ostruska, der Ehe entstammte eine Tochter. 1899 machte er eine ausgedehnte Italienreise. Jakob Julius David schloss sich der Freimaurerloge Zukunft an, für deren Zeitschrift Zirkel er Beiträge verfasste. 1905 erkrankte er an Bronchialkrebs und starb 1906 im Alter von 47 Jahren in Wien und ist auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 52) in einem Ehrengrab beerdigt.