Produktdetails
- Verlag: ROWOHLT, REINBEK
- 1997.
- Abmessung: 15 x 22 cm
- ISBN-13: 9783498009090
- ISBN-10: 3498009095
- Artikelnr.: 08566166
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.1997Kleine Farbenlehre für Bankiers
Bebe Moore Campbell eröffnet ein Konto für die Minderheit
In Amerika breitet sich derzeit eine neue Spielart der "airport novel" aus: der politisch korrekte Aktualitäts-Schinken. Bebe Moore Campbells fast siebenhundert Seiten starker Roman "Schwarz und Weiß" ist ein repräsentatives Beispiel. Das Buch erzählt mit den literarischen Mitteln (und dem intellektuellen Anspruch) des Trivialromans eine fiktive Geschichte aus der Zeit unmittelbar nach den Rassenkrawallen in Los Angeles und stellt sich dabei eindeutig auf die Seite der Farbigen. Die Autorin - sie hat schon einen anderen, sehr viel weniger schematischen Roman über die Rassenproblematik geschrieben ("Your Blues Ain't Like Mine", 1992) - meint es ernst mit ihrer Botschaft. Daß sie inzwischen ihre Sicht der Dinge am wirkungsvollsten in der Form einer "commercial novel" verbreiten zu können glaubt, wirft ein bezeichnendes Licht auf den Zustand des Romans in den Vereinigten Staaten.
"Brothers and Sisters", so der Originaltitel, spielt unter ehrgeizigen Yuppies im Banker-Milieu von Los Angeles. Für die meisten von ihnen war der 29. April 1992, der Tag, an dem das Rodney-King-Urteil verkündet wurde, ein einschneidendes Datum. Selbst der Generaldirektor einer Großbank hat begriffen, daß sein Institut in der gärenden Metropole nur dann eine Wettbewerbschance hat, wenn er eine Publicity-Aktion startet, die den Minderheiten neue Möglichkeiten verspricht.
Zu diesem Zweck heuert er einen schwarzen Manager mit Harvard-Diplom an, der Image und Geschäft der Bank aufmöbeln soll, bald aber in vorhersehbare, durch Hautfarbe und Herkunft bedingte Konflikte gerät. Unter anderem stellt er die Freundschaft zweier weiblicher höherer Angestellter des Hauses auf eine Zerreißprobe: die eine, schwarze, liebt ihn erfolglos und will mit ihm gemeinsame Sache machen; die andere, weiße, verfolgt er erfolglos und spielt damit seinen (weißen) Gegnern in die Hände. Am Ende kommt es zu einer Anklage wegen "sexual harrassment" - man weiß, was das in den Vereinigten Staaten heutzutage bedeutet.
Bebe Moore Campbell ist spürbar bemüht, die kalifornischen Rassenprobleme differenziert zu behandeln, aber die vom Titel geweckten Befürchtungen, "Schwarz-Weiß" könne sie zu einer entsprechenden Art von Malerei verleiten, erweisen sich als nur allzu berechtigt. Sie versieht ihre Figuren ohne Ausnahme mit Etiketten, die kalkulierbare Reaktionen auslösen sollen. Die Menschen dieses Romans werden lähmend klischeehaft dargestellt und geraten, besonders wenn es sich um Weiße handelt, bedenklich in die Nähe von Karikaturen. Während die Farbigen fast immer das Herz auf dem richtigen Fleck haben, entpuppen sich die Weißen meist als korrupte Chauvinisten. Auf Dauer wirkt das doch recht eintönig. HELMUT WINTER
Bebe Moore Campbell: "Schwarz und Weiß". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Silvia Morawetz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1997. 635 Seiten, geb., 45,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bebe Moore Campbell eröffnet ein Konto für die Minderheit
In Amerika breitet sich derzeit eine neue Spielart der "airport novel" aus: der politisch korrekte Aktualitäts-Schinken. Bebe Moore Campbells fast siebenhundert Seiten starker Roman "Schwarz und Weiß" ist ein repräsentatives Beispiel. Das Buch erzählt mit den literarischen Mitteln (und dem intellektuellen Anspruch) des Trivialromans eine fiktive Geschichte aus der Zeit unmittelbar nach den Rassenkrawallen in Los Angeles und stellt sich dabei eindeutig auf die Seite der Farbigen. Die Autorin - sie hat schon einen anderen, sehr viel weniger schematischen Roman über die Rassenproblematik geschrieben ("Your Blues Ain't Like Mine", 1992) - meint es ernst mit ihrer Botschaft. Daß sie inzwischen ihre Sicht der Dinge am wirkungsvollsten in der Form einer "commercial novel" verbreiten zu können glaubt, wirft ein bezeichnendes Licht auf den Zustand des Romans in den Vereinigten Staaten.
"Brothers and Sisters", so der Originaltitel, spielt unter ehrgeizigen Yuppies im Banker-Milieu von Los Angeles. Für die meisten von ihnen war der 29. April 1992, der Tag, an dem das Rodney-King-Urteil verkündet wurde, ein einschneidendes Datum. Selbst der Generaldirektor einer Großbank hat begriffen, daß sein Institut in der gärenden Metropole nur dann eine Wettbewerbschance hat, wenn er eine Publicity-Aktion startet, die den Minderheiten neue Möglichkeiten verspricht.
Zu diesem Zweck heuert er einen schwarzen Manager mit Harvard-Diplom an, der Image und Geschäft der Bank aufmöbeln soll, bald aber in vorhersehbare, durch Hautfarbe und Herkunft bedingte Konflikte gerät. Unter anderem stellt er die Freundschaft zweier weiblicher höherer Angestellter des Hauses auf eine Zerreißprobe: die eine, schwarze, liebt ihn erfolglos und will mit ihm gemeinsame Sache machen; die andere, weiße, verfolgt er erfolglos und spielt damit seinen (weißen) Gegnern in die Hände. Am Ende kommt es zu einer Anklage wegen "sexual harrassment" - man weiß, was das in den Vereinigten Staaten heutzutage bedeutet.
Bebe Moore Campbell ist spürbar bemüht, die kalifornischen Rassenprobleme differenziert zu behandeln, aber die vom Titel geweckten Befürchtungen, "Schwarz-Weiß" könne sie zu einer entsprechenden Art von Malerei verleiten, erweisen sich als nur allzu berechtigt. Sie versieht ihre Figuren ohne Ausnahme mit Etiketten, die kalkulierbare Reaktionen auslösen sollen. Die Menschen dieses Romans werden lähmend klischeehaft dargestellt und geraten, besonders wenn es sich um Weiße handelt, bedenklich in die Nähe von Karikaturen. Während die Farbigen fast immer das Herz auf dem richtigen Fleck haben, entpuppen sich die Weißen meist als korrupte Chauvinisten. Auf Dauer wirkt das doch recht eintönig. HELMUT WINTER
Bebe Moore Campbell: "Schwarz und Weiß". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Silvia Morawetz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1997. 635 Seiten, geb., 45,- DM.
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