Ein grausamer Mord an einem Soldaten erschüttert London - und der junge Kameramann Niall gerät als Zeuge zwischen die Fronten
London. Der Kameramann Niall Stuart wird unfreiwillig Zeuge, als zwei junge Männer einen Soldaten in zivil grundlos angreifen und töten. Niall nimmt die Szene mit seinem Handy auf. Einer der Täter kommt zu ihm, das blutige Messer noch in der Hand, und bekennt, dass er den Mord im Namen Allahs begangen hat. Sein Komplize schwenkt die Flagge des Islamischen Staats. Als Niall wenig später den Auftrag erhält, eine Dokumentation über den Fall zu drehen, ahnt er nicht, dass er mit grausamer Absicht für diese besondere Aufgabe ausgewählt wurde.
London. Der Kameramann Niall Stuart wird unfreiwillig Zeuge, als zwei junge Männer einen Soldaten in zivil grundlos angreifen und töten. Niall nimmt die Szene mit seinem Handy auf. Einer der Täter kommt zu ihm, das blutige Messer noch in der Hand, und bekennt, dass er den Mord im Namen Allahs begangen hat. Sein Komplize schwenkt die Flagge des Islamischen Staats. Als Niall wenig später den Auftrag erhält, eine Dokumentation über den Fall zu drehen, ahnt er nicht, dass er mit grausamer Absicht für diese besondere Aufgabe ausgewählt wurde.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Notwendige Literatur erkennt Elmar Krekeler in Zoe Becks neuem Roman. Wie die Wirklichkeit unter der Wirklichkeit ausschaut, vermag ihm die Autorin vermittels kühler und präziser Tonlagen und einer Vielschichtigkeit der Geschichten mitzuteilen. So ungemütlich, schnell und brutal Beck die Geschichte des Soldatenmordes von Woolwich laut Krekeler nacherzählt, so angemessen scheint dieser Zugriff dem Rezensenten. Multimediale Kriegswelten, Terrorgesetze, Rassismus - all das steckt drin in diesem rundum zeitgemäßen Buch, meint er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.05.2015Selfie mit Enthauptetem
Zoë Beck misstraut der Wirklichkeit der Bilder
Hat Krimideutschland einen Trend verschlafen, der in den Vereinigten Staaten des Leserinnenherz erfreut? "Cosy crime" beziehungsweise "cosy mystery" heißt die neue Welle, Joanne Fluke und Jacqueline Winspear sind etwa erfolgreiche Vertreterinnen der Kuschelkrimis mit Rezeptanteil. Aber harmlose Dampfnudeln und gefühlige Zwetschgendatschis haben wir auf den hiesigen Bestellerlisten mehr als genug; es ist höchste Zeit, diesem Publikum eine Autorin zu empfehlen, die Bücher schreibt, in denen es tatsächlich um etwas geht.
Zoë Beck - so nennt sich die 1975 im hessischen Ehringshausen als Henrike Heiland geborene Autorin - schreibt seit 2008 unter diesem Pseudonym, und sie wird mit jedem Buch besser. Das liegt zum einen an ihrer Handwerkskunst, die sie mit sieben Romanen und dreißig Kurzgeschichten verfeinert hat; zum anderen übersetzt sie und betreibt mit CulturBooks einen eigenen E-Book-Verlag. Ihre Geschichten siedelt sie dort an, wo ihr Herz schlägt, und das ist zuletzt doch entschieden auf den Britischen Inseln. Nach "Brixton Hill" kehrt sie mit "Schwarzblende" erneut nach London zurück - und verhandelt ein reales Geschehen fiktional: Der Roman beginnt mit einer Szene, die im kollektiven Gedächtnis steckt, vielleicht auch, weil sie auf Youtube zu sehen ist: die Hinrichtung des britischen Soldaten Lee Rigby am 22. Mai 2013 auf offener Straße. Im Buch gibt es für die Abschlachtung des Soldaten einen weiteren Augenzeugen, den Dokumentarfilmer Niall Stuart, der zufällig am Ort des Geschehens ist. Trotz seiner Schockstarre filmt er das Blutbad mit seiner Handykamera. Er landet im Mahlwerk der Justiz und der Antiterrorgesetze, kommt frei, und wird sogar beauftragt, den Hintergrund der beiden Mörder zu recherchieren. Alles ist doppelbödig, kein Bild dieses Puzzles zuverlässig; verrückt sind die Dschihadisten, hysterisch die Pressemeute, möglich erscheint es auch, dass der Inlandsgeheimdienst bei der Lenkung der Mörder seine Finger im Spiel hatte; der korrupten Politikerkaste ist ohnehin viel zuzutrauen. Die gesellschaftliche Relevanz, von der Niall Stuart träumt, hat sein Vater als Kriegsfotograf längst erreicht.
Sein berühmtester Satz - "Ich fotografiere das Schrecklichste, was sich Menschen gegenseitig antun. Ich fotografiere es, damit wir es nie vergessen" - liefert das Thema, das die Klavierspielerin Zoë Beck in souveräner Vielbödigkeit, mit nicht nachlassender Spannung und kühlem Ton variiert.
hhm
Zoe Beck: "Schwarzblende". Roman.
Heyne Verlag, München 2015. 412 S., br., 9,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zoë Beck misstraut der Wirklichkeit der Bilder
Hat Krimideutschland einen Trend verschlafen, der in den Vereinigten Staaten des Leserinnenherz erfreut? "Cosy crime" beziehungsweise "cosy mystery" heißt die neue Welle, Joanne Fluke und Jacqueline Winspear sind etwa erfolgreiche Vertreterinnen der Kuschelkrimis mit Rezeptanteil. Aber harmlose Dampfnudeln und gefühlige Zwetschgendatschis haben wir auf den hiesigen Bestellerlisten mehr als genug; es ist höchste Zeit, diesem Publikum eine Autorin zu empfehlen, die Bücher schreibt, in denen es tatsächlich um etwas geht.
Zoë Beck - so nennt sich die 1975 im hessischen Ehringshausen als Henrike Heiland geborene Autorin - schreibt seit 2008 unter diesem Pseudonym, und sie wird mit jedem Buch besser. Das liegt zum einen an ihrer Handwerkskunst, die sie mit sieben Romanen und dreißig Kurzgeschichten verfeinert hat; zum anderen übersetzt sie und betreibt mit CulturBooks einen eigenen E-Book-Verlag. Ihre Geschichten siedelt sie dort an, wo ihr Herz schlägt, und das ist zuletzt doch entschieden auf den Britischen Inseln. Nach "Brixton Hill" kehrt sie mit "Schwarzblende" erneut nach London zurück - und verhandelt ein reales Geschehen fiktional: Der Roman beginnt mit einer Szene, die im kollektiven Gedächtnis steckt, vielleicht auch, weil sie auf Youtube zu sehen ist: die Hinrichtung des britischen Soldaten Lee Rigby am 22. Mai 2013 auf offener Straße. Im Buch gibt es für die Abschlachtung des Soldaten einen weiteren Augenzeugen, den Dokumentarfilmer Niall Stuart, der zufällig am Ort des Geschehens ist. Trotz seiner Schockstarre filmt er das Blutbad mit seiner Handykamera. Er landet im Mahlwerk der Justiz und der Antiterrorgesetze, kommt frei, und wird sogar beauftragt, den Hintergrund der beiden Mörder zu recherchieren. Alles ist doppelbödig, kein Bild dieses Puzzles zuverlässig; verrückt sind die Dschihadisten, hysterisch die Pressemeute, möglich erscheint es auch, dass der Inlandsgeheimdienst bei der Lenkung der Mörder seine Finger im Spiel hatte; der korrupten Politikerkaste ist ohnehin viel zuzutrauen. Die gesellschaftliche Relevanz, von der Niall Stuart träumt, hat sein Vater als Kriegsfotograf längst erreicht.
Sein berühmtester Satz - "Ich fotografiere das Schrecklichste, was sich Menschen gegenseitig antun. Ich fotografiere es, damit wir es nie vergessen" - liefert das Thema, das die Klavierspielerin Zoë Beck in souveräner Vielbödigkeit, mit nicht nachlassender Spannung und kühlem Ton variiert.
hhm
Zoe Beck: "Schwarzblende". Roman.
Heyne Verlag, München 2015. 412 S., br., 9,99 [Euro].
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"Das ist Kriminalliteratur at its best: Radikal, zupackend, aktuell - unentbehrlich." DIE ZEIT