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Ein beherzter Aufbruch nach Utopia Von einer Schachaufgabe, die keine ist, den Mysterien der Hegelschen Dialektik und der Logik der Liebe: eine faszinierende Reise ins Leningrad der 70er-Jahre und ins St. Petersburg von heute.
Mit diesem klugen und hochkomischen Roman knüpft Jens Sparschuh an seinen Bestseller Der Zimmerspringbrunnen an, doch wird der Blick jetzt weiter nach Osten gerichtet und von deutsch-russischen Beziehungen erzählt.
Das Leben von Alexander, einem freiberuflichen Rundfunkautor, läuft aus dem Ruder, und das liegt vor allem an Jelena, seiner Zufallsbekanntschaft von
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Produktbeschreibung
Ein beherzter Aufbruch nach Utopia Von einer Schachaufgabe, die keine ist, den Mysterien der Hegelschen Dialektik und der Logik der Liebe: eine faszinierende Reise ins Leningrad der 70er-Jahre und ins St. Petersburg von heute.

Mit diesem klugen und hochkomischen Roman knüpft Jens Sparschuh an seinen Bestseller Der Zimmerspringbrunnen an, doch wird der Blick jetzt weiter nach Osten gerichtet und von deutsch-russischen Beziehungen erzählt.

Das Leben von Alexander, einem freiberuflichen Rundfunkautor, läuft aus dem Ruder, und das liegt vor allem an Jelena, seiner Zufallsbekanntschaft von der Schönhauser Allee: Die schöne Russin vertreibt die Einsamkeit aus seinem Leben und erobert sein Herz, ohne dass er das gleich merken würde. Und das, was sie ihm von ihrem Leben in Russland erzählt, macht die Zeit, die er in den 70er-Jahren als Student der Philosophie und Logik in Leningrad verbrachte, wieder lebendig. Die Erinnerungen an sein Leben im internationalen Wohnheim und an die abgründigen Seminare bei seinem Logikdozenten Bergelson führen den Leser in eine untergegangene Welt und in hochaktuelle Fragestellungen. Als Alexander erkennt, dass er schon damals auf der Suche nach der schwarzen Dame war, muss er sich erneut auf den Weg machen, denn Jelena ist plötzlich verschwunden. Zum Glück plant sein Freund Blosse, Unternehmer mit einem Faible für Kultur und mit einer originellen Theorie des produktiven Verlustmachens, eine Geschäftsreise nach St. Petersburg. Als Dolmetscher kehrt Alexander mit ihm an die Orte seiner Vergangenheit zurück und landet in einer fremden und befremdlichen Welt - immer in der Hoffnung, Jelena dort wiederzutreffen.

Sparschuh gelingt ein Kunststück: Er zeigt das Leningrader Seminar für Logik als Enklave des freien Denkens, einen Absolventen, der seine Lebensrätsel zu lösen versucht, und eine postkommunistische Metropole auf dem Weg in den entfesselten Kapitalismus - voller Wehmut und funkelnder Ironie.

»Sparschuhzeigt so schön wie vor ihm allenfalls Ionesco, dass Logisches und Absurdes Geschwister sind.« Berliner Morgenpost
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007

Logik auf der Datscha
Jens Sparschuh probt russische Varianten / Von Marius Meller

Es hätte ein großer Wurf werden sollen und können: ein Roman über die Grundlagen der Logik, über die Grenzen des Kapitalismus, über die Liebe und über ein absurdes Schachproblem. Dem Berliner Schriftsteller Jens Sparschuh, dem Autor des ebenso witzigen wie eleganten Romans "Der Zimmerspringbrunnen" (1995) ist unbedingt zuzutrauen, dass er so etwas wie den großen Zeitroman in einer spezifisch Sparschuhschen Erscheinungsform eines Tages beim Lesepublikum abliefert. Aber der Roman "Schwarze Dame" erfüllt diese große Hoffnung noch nicht.

Alexander ist mäßig beschäftigter Hörfunkautor und verliebt sich in die junge Russin Jelena, die er in Berlin auf der Schönhauser Allee zufällig trifft. Doch die schwarze Dame verdunkelt sich weiter, ist nicht mehr auffindbar, und Alexander nimmt die Gelegenheit wahr, seinen neuen Bekannten, Schachpartner und Freund Blosse als Dolmetscher auf eine Geschäftsreise nach Sankt Petersburg zu begleiten. Denn Alexander kann Russisch, er hat in den siebziger Jahren dort einige Jahre Logik und Philosophie studiert - wie auch der Autor Jens Sparschuh.

Aber dort findet Alexander nicht wie erhofft seine Angebetete, sondern immer neue Erinnerungen an seine Studienzeit bei dem kauzigen Logik-Genie Bergelson. Dieser lud einst seinen Studenten, dessen Begabung er erkannte, auf seine Datscha ein, um Hilfe bei seiner deutschsprachigen Hegel-Lektüre zu erhalten. Bergelson ließ sich und seine Studenten an der Grundlegung der klassischen Logik aus dem Satz der Identität gehörig zweifeln. Schließlich, so Bergelson, sei ja beim "p = p" das eine "p" vom anderen schon dadurch verschieden, dass es jeweils auf der anderen Seite des Gleichheitszeichens stehe. Und gibt es überhaupt in der Welt so etwas wie Identität jenseits der logischen und mathematischen Sprachspiele?

Die Schilderung dieser Logikseminare - die so etwas wie Ausdrucksformen des inneren Exils im Ostblock darstellen - ist dem Autor überzeugend gelungen und macht das enorme Ausdruckspotential Jens Sparschuhs deutlich. Aber leider hapert es bei der Aufhängung dieses geglückten Abschnitts in der Gesamtanlage der Prosa: Rückblende und erzählte Gegenwart bilden keinen gemeinsamen Resonanzraum; man hat den Eindruck, dass die Leningrad-Passagen für sich stehen und die Fortführung in die Jetztzeit nicht wirklich erfordern. Und auch die schnippischen Bemerkungen des auktorialen Autors verfehlen leider ihre beabsichtigte Wirkung: Das Spiel mit der Gattungstradition des Romans wirkt wie eine bemühte Reminiszenz an die klassische Moderne, nicht wie ein geistreiches Spiel - es nervt bisweilen.

Auch Alexanders sanguinischer Freund Blosse, der mit seiner Unternehmensphilosophie des kreativen Schrumpfens einen an sich interessanten Typus der Wirtschaftswelt repräsentiert, hängt als Figur in der Luft - er ist allzu holzschnitthaft als Gegenfigur zum logischen Melancholiker Alexanders angelegt. Das Schachproblem, dessen Bearbeitung sich durch den ganzen Roman zieht, ist nur lösbar, wenn die üblichen Regeln des Spiels aufgehoben werden - ein Verweis auf den Spielcharakter der Logik.

Leider hat Jens Sparschuh sein verlässliches literarisches Niveau mit diesem Buch nicht erreicht und einen zwar thematisch beeindruckenden, aber ästhetisch nicht überzeugenden Roman vorgelegt.

Jens Sparschuh: "Schwarze Dame". Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007. 340 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kurz und deutlich urteilt Rezensent Marius Meller: Das bisher vom Autor gewohnte Niveau wird in diesem Roman "nicht erreicht". Der Rezensent hat zwar viel Gutes über den Text zu sagen, so gefallen ihm insbesondere jene Passagen, die in Leningrad spielen, die gelehrten Gespräche zwischen den Philosophiestudenten und ihrem Mentor und überhaupt die Ausmalung jener "Ausdruckformen des inneren Exils im Ostblock". Aber die in Rückblende erzählte Geschichte will sich, so Meller, nicht gut einfügen in die Liebesgeschichte zwischen Berlin und St. Petersburg. Auch die Männerfreundschaft zwischen Alexander und Blosse hat ihn nicht überzeugt; zu "holzschnitthaft" sei der eine als Gegenspieler des anderen gezeichnet. Die große Hoffnung, dass Jens Sparschuh eines Tages "den großen Zeitroman" schreiben wird, hat Meller deshalb aber nicht aufgegeben.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Sparschuh wollte vor allem intelligent unterhalten und das ist ihm mit diesem kleinen Roman auf jeden Fall gelungen.« Jörg Sundermeier Berliner Zeitung