Ob Melancholie, Tristesse, hüzün ... Sema Kaygusuz, die weise Poetin unter den türkischen Prosaautoren, dekliniert mit kristallklarer, bildstarker Sprache die »schwarze Galle« in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen durch. Den Erzählfaden geben der Autorin die bekannte Istanbuler Dichterin BirhanKeskin und deren überwache Empfindsamkeit an die Hand: Ihre Fähigkeit, mehr wahrzunehmen als andere, verbindet sieben voneinander unabhängige Geschichten, die wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind. Sieben melancholische, von großer menschlicher Wärme getragene Geschichten, die uns vor Augen führen: Am verletzlichsten ist der Mensch in Schmerz und Kummer. Was den Leser das schwarze Gefühl trotzdemgern ertragen lässt, ist Sema Kaygusuz' betörende Sprachkunst. Beschreibt sie Feigen oder Wein, speist sie den Leser gleichsam mit der Frucht, macht ihn mit Rebsaft trunken - etwas als Meister seiner Kunst erschaffen und es dann als Geschenk an andere weiterreichen, darauf kommt es SemaKaygusuz mitjedem Wort neu an.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Nach der Lektüre von Sema Kaygusuz' Kurzgeschichtenband "Schwarze Galle" ist Rezensent Uwe Stolzmann hin- und hergerissen. Zunächst lässt sich der Kritiker durch die sieben teils melancholischen, teils lebenslustigen Geschichten in eine Welt entführen, die ihn - auch durch den erzählerischen Aufbau - an die Märchen aus "Tausendundeine Nacht" erinnert. Er liest etwa die "bitterschöne" Geschichte über die letzten Stunden, Gedanken und Gespräche des im Jahre 1992 erschossenen kurdischen Schriftstellers Musa Anter oder folgt Kaygusuz Freundin, Alter Ego und Erzählerin Birhan Keskin durch surreal flirrende Bilder. Zugleich muss Stolzmann aber gestehen, dass die Autorin zwar den Mut aufbringt, Genres und Ebenen zu vermischen, diese Kunst jedoch leider nicht beherrscht. Und so hat er während der Lektüre häufig das Gefühl, Kaygusuz bei etwas unbeholfenen literarischen Gehversuchen zu beobachten.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH