Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,5, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Ethnologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Pentecostalismus als eine Spielart des christlichen Glaubens, hat sich in der brasilianischen Gesellschaft mehr als nur etabliert. Vom "Markt der Religionen" kaum wegzudenken, haben traditionelle wie neuartige Ausläufer der Pfingstkirche, deren wohl bedeutsamste Repräsentanten in der Assembly of God sowie der Universal Church of the Kingdom of God zu finden sind, weiterhin großen Zulauf. Ein nicht geringer Anteil dieser Gläubigen (etwa 25% im Großraum Rio) gehört der schwarzen Bevölkerung des Landes an. Diese Tatsache ist insbesondere aus dem Grunde überraschend, da das Verhältnis zwischen dem sog. movimento negro, schwarzen Gruppierungen also, die sich explizit mit Fragen der "schwarzen Identität" befassen und dem Kampf gegen den Rassismus verschrieben haben, als äußert gespannt bezeichnet werden darf. Ihren vorläufigen Höhepunkt fanden jene Spannungen 1996, als Vertreter schwarzer Organisationen des ganzen Landes in Brasilia zusammentrafen, um der von pentecostalen Kirchen ausgehenden Gefahr zu begegnen, der sich insbesondere die afro-brasilianischen Religionen candomblé und umbanda ausgesetzt sehen. Am Ende dieses Meetings war die konkrete Forderung nach Anwendung des Antirassismusgesetzes gegen die pentecostale Kirche zu vernehmen. Es stellt sich also die Frage, warum eine, zumindest laut movimento negro, mit der "schwarzer Identität" schlicht und einfach unvereinbare Religionsform gerade innerhalb der "dunkelhäutigsten" Bevölkerung Brasiliens so erfolgreich missioniert. Diesen scheinbaren Widerspruch gilt es näher zu betrachten. Im Folgenden werden zunächst wesentliche Bedenken und Vorwürfe des movimento negro der Pfingstkirche gegenüber dargelegt. Anschließend wird der Versuch unternommen durch eine extreme Kontrastierung der Erfahrungen schwarzer Brasilianer im gesellschaftlichen Alltag einerseits und dem "pentecostalen Mikrokosmos" andererseits, eine Erklärungsmöglichkeit für das beschriebene Phänomen zu liefern. Im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen dabei die negras, Frauen also, welche die dunkelste Nuance des farblichen Kontinuums jenes Landes darstellen und somit nicht nur aufgrund ihrer zahlenmäßigen Bedeutung innerhalb der Pfingstbewegung, sondern auch wegen ihres Status als "trauriges, geringstes Glied" in der gesellschaftlichen Kette von besonderem Interesse sind.
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