Ja, wieder einmal eine Dystopie, werden jetzt wahrscheinlich einige aufstöhnen. Und ja, auch ich dachte das zuerst, nachdem ich zwar ein großer Fan des Genres bin, aber doch immer aktuellen Neuerscheinungen eher skeptisch gegenüberstehe, da durch den großen Hype, den die Hunger Games oder Divergent
ausgelöst haben, auch einige schlechte Vertreter veröffentlicht werden. Aber da mir das Buch ans…mehrJa, wieder einmal eine Dystopie, werden jetzt wahrscheinlich einige aufstöhnen. Und ja, auch ich dachte das zuerst, nachdem ich zwar ein großer Fan des Genres bin, aber doch immer aktuellen Neuerscheinungen eher skeptisch gegenüberstehe, da durch den großen Hype, den die Hunger Games oder Divergent ausgelöst haben, auch einige schlechte Vertreter veröffentlicht werden. Aber da mir das Buch ans Herz gelegt wurde, wollte ich es doch einmal versuchen. Ich muss sagen, ich war positiv überrascht.
Die Zukunftsvision von Kimberly Derting scheint auf den ersten Blick erst einmal gar nicht so düster, wenn man Charlie das erste Mal kennenlernt. Sie scheint wie ein normales Mädchen, ist zwar in einer der niederen Klassen hineingeboren, scheint aber trotzdem ganz zufrieden mit dem Leben zu sein. Doch dann merkt man schnell, dass es hier unter der Oberfläche brodelt. Eine Gesellschaft, in der man andere Sprachen nicht verstehen, nicht sprechen darf, ja, sogar die Augen abwenden muss, wenn jemand in Gegenwart eine andere Sprache spricht, ist schwer vorstellbar. Auf ein Vergehen gegen diese Regel steht die Todesstrafe, und auch andere kleinere Vergehen werden sofort mit Köpfen oder Hängen geahndet. Wahnsinnig, wie diese (wirklich böööööse) Königin ihr Land regiert, aus Angst vor Aufständen. Ich finde, diese Welt wurde überzeugend und interessant von Kimberly Derting geschildert und begründet, was für mich schon mal die halbe Miete für eine gute Dystopie ist.
Die andere Hälfte der Miete machen die Charaktere aus. Auch hier konnte mich die Autorin zum größten Teil überzeugen. Charlie, unsere Hauptfigur lernen wir durch die Ich-Perspektive kennen. Ihre Fähigkeit, andere Sprachen zu verstehen und zu sprechen ist geheimnisvoll, und man fragt sich lange, woher das kommt. Zugegeben, ab einem bestimmten Punkt hatte ich eine Vermutung, die sich dann auch schlussendlich bestätigt hat, aber man kann da noch lange nicht von vorhersehbar sprechen, finde ich. Lediglich manche ihrer Reaktionen und ihre Entwicklung zum Ende hin konnte ich nicht so ganz verstehen, da sie nicht zu ihrem eigentlichen Charakter passten. Auch Max, der Love Interest, wird gut in die Geschichte eingeflochten. Er ist ein Gegenpol zu Charlie, weswegen es am Anfang auch oft Reibereien zwischen den beiden und sehr viele verwirrte Gefühlte auf Seiten von Charlie gibt. Trotzdem hatte er für mich die perfekte Mischung zwischen Sensibilität, Temperament, Beschützerinstinkt und Widerspenstigkeit. Solche männlichen Charaktere mag ich. Gut, die Liebesgeschichte zwischen den beiden geht sehr schnell und so ganz verstehen, warum Max sich gerade Charlie aussucht, wo sie sich doch selbst immer als eher unauffällig, vor allem neben ihrer hübschen Freundin Brooklynne (im Übrigen fand ich die Idee, dass viele der Menschen in dieser Welt ihre Kinder nach früheren Städten oder Stadtteilen benennen, sehr schön), beschreibt, blieb mir ein bisschen ein Rätsel.
Die Nebenfiguren, besonders Angelina - Charlies Schwester - und Xander, haben mir sehr gefallen. Allerdings hätte ich über ein paar von ihnen gerne mehr erfahren, ein bisschen mehr Sorgfalt in der Entwicklung dieser Charaktere wäre also wünschenswert gewesen.
Im Plot gibt es auch ein paar weitere Ungereimheiten, die mich ein bisschen stocken ließen, aber insgesamt für mich nicht so sehr ins Gewicht fielen. Was mich wirklich gestört hat, war die Technik der Autorin, ein paar wenige Male eine andere Perspektive einzubauen. Dies wurde jedes Mal mitten im Kapitel mit einer kurzen Zwischenüberschrift, wie z.B. "MAX", eingeläutet, ohne Vorwarnung oder wirklichen Grund. Das hätte man sicherlich auch geschickter lösen können.
Übrigens gibt es in der Handlung und im Aufbau der Welt eine leichte Fantasy-Komponente, die mich aber nicht weiter gestört hat. Eher hat es zu dem Motiv der bösen Königin, wie wir es aus Märchen kennen, gepasst.
Insgesamt ein unterhaltsames Buch mit ein paar Schwächen. Trotzdem empehlenswert!