Kostrow, Historiker, Parteiaktivist, wird verhaftet. Er weiß nicht, was ihm vorgeworfen wird. Kostrow beginnt seinen Weg durch die verschiedenen Stationen des Stalin'schen Repressionsapparates, bis er sich schließlich verbannt in einem entlegenen Ort am Fluss 'Schwarze Wasser' im Ural wiederfindet. Dort trifft er auf andere Verbannte, die alle auf ihre Art zum System Stalins in Opposition stehen, die meisten überzeugte Revolutionäre.Serge kennt Stalins System der Dreißigerjahre aus eigener Erfahrung. Der Absurdität der Verfolgung vermeintlicher Oppositioneller kommt er hier auch mit den Mitteln der Tragikomik bei. Er schildert das Leben in der kargen russischen Tundra in eindringlichen, geradezu poetischen Bildern. In einem von physischem und psychischen Terror geprägten Klima lässt Serge Liebe und menschliche Solidarität gedeihen. Der Roman endet mit einer geglückten Flucht und lässt damit auch Hoffnung zu.Victor Serges Schwarze Wasser aus dem Jahr 1939, vor Koestler und lange vor Solschenyzin erschienen, gilt nicht nur als der erste Gulag-Roman - hier liegt auch ein ergreifendes Stück Weltliteratur in der kongenialen Übersetzung von Eva Moldenhauer erstmals auf Deutsch vor.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Dass die "Internationale" mehr ist, als überlebte Ideologie, lernt Mirko Martin mit Victor Serges Roman über das Schicksal politisch Verbannter unter Stalin, der erstmals 1939 erschien und endlich auf Deutsch erhältlich ist. Die subversiven Revoluzzer von 1917 begleitend fallen Martin die Parallelen zu Serges eigener Geschichte auf, zu seinen Hoffnungen und Enttäuschungen, die er mit der freiheitlichen Linken teilte. Richtig froh ist der Rezensent darüber, dass Serge den Text nicht zur Thesengeschichte verkommen lässt, sondern intensiv und mit Sinn für die geografischen Bedingungen und die menschlichen Einsätze erzählt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH