Als Fan der ersten Stunde habe ich „Schwarze Wut“, den fünften Teil von Karin Slaughters „Georgia-Serie“ schon bei seinem ersten Erscheinen 2013 im Original gelesen. Für mich war es wie eine Art Familientreffen, denn man begegnet nicht nur Will Trent und Sara Linton wieder, sondern auch Amanda
Wagner, Faith Mitchell und (leider) auch Lena Adams. Es ist ganz sicher nicht Karin Slaughters bestes…mehrAls Fan der ersten Stunde habe ich „Schwarze Wut“, den fünften Teil von Karin Slaughters „Georgia-Serie“ schon bei seinem ersten Erscheinen 2013 im Original gelesen. Für mich war es wie eine Art Familientreffen, denn man begegnet nicht nur Will Trent und Sara Linton wieder, sondern auch Amanda Wagner, Faith Mitchell und (leider) auch Lena Adams. Es ist ganz sicher nicht Karin Slaughters bestes Buch, dafür fand ich es stellenweise zu komplex und verworren, aber ich habe es mit Begeisterung jetzt in der Neu-Auflage noch ein weiteres Mal gelesen.
Aber von vorn.
Will Trent, Special Agent beim Georgia Bureau of Investigations ermittelt undercover als Bill Black in Macon, Georgia. Dort treibt seit einiger Zeit ein neuer Drogenboss sein Unwesen. Der nennt sich „Big Whitey“ und niemand weiß, wer er eigentlich ist. Tatsächlich glauben einige sogar, es gäbe ihn gar nicht und er sei eine urbane Legende. Will arbeitet als Handwerker im Krankenhaus und ist nebenher als Mitglied in eine Biker Gang eingeschleust. Als er bei einem Einbruch Schmiere stehen soll, wird er Zeuge eines Überfalls. Ausgerechnet Lena Adams, die ehemalige Partnerin von Saras Lintons verstorbenem Mann Jeffrey Tolliver, wird in ihrem eigenen Haus überfallen. Ihr Ehemann Jared wird lebensgefährlich verletzt, Lena tötet einen der Angreifer und verletzt einen zweiten schwer. Im Krankenhaus trifft Will auf Sara, denn Jared ist ihr Stiefsohn (Jeffrey war Jareds Vater). „»Da sind Sie ja in einen ziemlichen Schlamassel hineingeraten, Wilbur.« - dieser Satz von Wills Chefin Amanda Wagner beschreibt nicht einmal annähernd, in was er da tatsächlich hineingeraten ist. Beruflich befindet er sich in großen Schwierigkeiten, denn er muss seine Tarnung aufrechterhalten und in alle möglichen Richtungen ermitteln. Als wäre das nicht kompliziert genug, befindet er sich privat in einem noch größeren Dilemma, denn er hat Sara nicht erzählt, dass er in Lenas Umfeld ermittelt. Sara nimmt ihm diesen Verrat übel. Sie hasst Lena, denn sie macht sie für Jeffreys Tod verantwortlich. Drogenkrieg trifft auf Zickenkrieg.
Wie gesagt, es ist nicht Karin Slaughters bestes Buch. Aber die Komplexität, mit der die Geschichte aufwartet, ist beeindruckend. Ich empfehle niemandem, das Buch ohne Vorkenntnisse aus anderen Teilen der Reihe zu lesen, dafür wird zu vieles angesprochen, was in den Vorgängerbänden passiert ist. Sprachlich ist das Buch hingegen genauso, wie ich es von der Autorin gewöhnt bin – brutal, voller Kraftausdrücke und blutig, es wird geschossen, gestochen und gefoltert. Gefoltert wurde leider auch die englische Originalfassung. Als „Mensch vom Fach“ fielen mir ein paar grundlegende handwerkliche und sehr ärgerliche Fehler in der Übersetzung auf.
Die Geschichte besteht aus drei Erzählsträngen, die nach und nach miteinander verflochten werden. Sie werden aus Sicht von Will, Sarah und Lena erzählt. Und die Autorin springt nicht nur bei den Erzählperspektiven ein bisschen hin und her, sondern auch bei den Zeitebenen. Kapitelüberschriften dienen aber oft als Zeitangabe, sodass die Leserschaft immer weiß, wo man sich in der Geschichte befindet. Die Charaktere sind Kennern der Reihe bekannt, sie werden daher eher aus- als aufgebaut und manchmal habe ich das Gefühl, die Autorin setzt gewisse Kenntnisse einfach voraus. In diesem Band fand ich ihre Beschreibungen der weiblich gelesenen Charaktere wie üblich etwas schwierig, sie sind entweder arrogant und überlegen (Amanda Wagner und Denise Branson) oder agieren unlogisch und stutenbissig/zickig wie Lena und Sara. Will steht wie ein Prellbock dazwischen und manchmal tat er mir wirklich leid. Die anderen männlich gelesenen Charaktere sind samt und sonders üble Machos.
Trotz der vorhandenen Spannung weist das Buch ein paar Längen auf, die ich flott überblättert habe. Ich habe es dennoch gern gelesen und empfehle es jedem Fan der Reihe weiter. Von mir vier Sterne.