Die auf Postkarten festgehaltenen Erinnerungen an gemeinsame Nächte in Barcelona, Genua oder Hongkong trägt Shirley immer bei sich. Ihr Geliebter Coenraad ist in geheimer Mission unterwegs und dabei ein Meister der Verwandlung. Getarnt als Kellner, Obdachloser, Touristenführer oder Verkäufer erkennt ihn Shirley zumeist nur an seiner Stimme, wenn überhaupt. Um Hinweise auf ein Rendezvous zu entdecken, muss sie versteckte Botschaften im »National Geographic« finden und entschlüsseln. In Erwartung der nächsten Nachricht irrt sie durch Museen und Hotellobbys - mit offenem Herzen und ungebrochenem Elan. Währenddessen wird sie in vielen absurden Begegnungen auch mit ihrer bewegten Vergangenheit und Erinnerungen an ihre verrückten Eltern konfrontiert.Bei ihrer Heimkehr findet Shirley nicht nur ein völlig umdekoriertes Haus vor, sondern auch eine neue Frau im Ehebett. Sie legt sich kurzerhand als Dritte dazu. Dann aber zieht die ebenso eigenwillige wie tatkräftige Shirley lieber wieder hinaus in die Welt, dieses Mal ohne Perlenkette.Weinzweigs skurriler Roman, der das Zeug zum Kultbuch hat, wurde von Brigitte Jakobeit, Trägerin des Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preises, kunstvoll ins Deutsche übertragen.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Es handelt sich um eine Wiederentdeckung. Die Autorin war zum ursprünglichen Erscheinen des Romans im Jahr 1981 bereits 65 Jahre alt, und ihre Heldin ist zwanzig Jahre jünger, informiert die Rezensentin Manuela Reichart. Sie liest Weinzweigs Roman als die Geschichte einer Emanzipation. Mit Spannung verfolgt sie, wie die Heldin sich aus einer langweiligen Ehe löst und in einen ominösen Spion verliebt, bis auch der sie langweilt und sie einen Mann findet, der ihr sexuelle Erfüllung bietet. Was sie an dem Roman schätzt, sind vor allem die genaue Beobachtungsgabe der Ich-Erzählerin - und die Provokation des Endes.
© Perlentaucher Medien GmbH
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