Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Vom "Sog der Erinnerungsarbeit" in diesem Roman hat sich Rezensent Klaus Böldl anziehen lassen. Der dänische Autor habe mit subtilen Bildern seinen 44-jährigen Protagonisten, einen nach 18 Jahren Ehe von seiner Frau plötzlich verlassenen Kunsthistoriker, über seine Beziehung zu den Frauen seines Lebens nachdenken lassen - was Böldl an Ingmar Bergmanns Filme der siebziger Jahre erinnert. Ein Vorhaben, das leicht zu einem trockenen "Traktat über die Brüchigkeit menschlicher Beziehungen" hätte missraten können, ist durch Bildkraft, "Unmittelbarkeit und Realitätsnähe" des Autors stattdessen ein "überaus intensives Buch" geworden, meint Böldl.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Mehr als 300 Seiten Grübelei und Introspektion: keine verlockende Vorstellung. Der dänische, hier noch unbekannte Autor hat viel gewagt (nämlich Öde und Langweile) und noch mehr gewonnen: das Lebensgefühl einer ganzen Generation in Literatur zu verwandeln, ohne auf abstrakte philosophische Kategorien, psychologische Gemeinplätze oder sonstige ausgelutschte Weisheiten angewiesen zu sein. (...) Die Intelligenz des Helden macht ebensoviel Vergnügen, wie seine Verunsicherung Anteilnahme erweckt. Und natürlich bedingt das eine das andere. Immerhin schenkt Grøndahl seinem Helden und den Lesern die Hoffnung, 'dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist'. Aber wenn Astrid zurückkehrt, werden weder sie noch ihr Mann dieselben sein wie vorher. Und auch der Leser ist nicht mehr ganz derselbe. Zumindest schaut er genauer hin und macht sich weniger vor." Martin Ebel, Neue Zürcher Zeitung, 15./16.01.2000