"Er sagt mit einer Stimme, die ich nicht kenne, wir hätten das Ende der Welt erreicht, hier müsse es sein, er lächelt, fast ein Grinsen; vielleicht will er, dass ich ihn jetzt nicht verstehe, aber ich verstehe ihn genau, er hat Angst."Martha ist Lukas' Schwester. Ist das ein Grund, sich nach einem Jahr der Trennung auf den Bruder zu freuen? Als Lukas aus Indien zurückkehrt, ist er von seinen Eindrücken überwältigt, die Begegnung mit einem Wandermönch hat ihn verwandelt. Er glaubt, gefunden zu haben, was ihn glücklich macht. Martha sträubt sich gegen seine unglaublichen Berichte. Lukas findet sich zu Hause nicht zurecht. Er wird krank und erblindet. Martha überwindet sich, den Bruder nach Indien zu begleiten, um den rätselhaften Mönch wieder zu finden. Ein gegensätzliches Paar macht sich auf die Reise: Die misstrauische Schwester führt den blinden Bruder auf der Suche nach einem Geheimnis, das zwischen den beiden selber liegt. Ulla Lenze erzählt mit scharfem Blick von der bedrohlichen Enge eines Geschwisterpaares. Sie nimmt die Leser mit auf ein Abenteuer, das von der Macht des Glaubens und der Geschichten, von Abendland und Osten handelt. Sie zeigt, wie das scheinbar weit Entfernte zusammengehört. Schwester und Bruder - ein Roman über das, was wichtig ist. Und über die Gefahr, auf der Suche danach das Wichtigste zu vergessen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2003Mit Augen beschenkt
Hänsel und Gretel in Indien: Ulla Lenzes wunderbarer Debütroman
Der Gentleman wurde auf der Grand Tour durch Europa gesellschaftsfähig, Goethe bildete sich in Italien zum klassischen Subjekt aus. Der zivilisationsmüde Europäer der Neuzeit dagegen sucht in Indien das Vergessen: Selbstfindung durch Ichverlust, Erkenntnis des Eigenen im absolut Fremden. So brachen schon Hesses Indienfahrer aus bürgerlicher Enge auf, das Land spiritueller Sehnsucht mit der Seele zu suchen, und in ihrem Gefolge wollten später zahllose Gott- und Sinnsucher bei den Yogis, Swamis und Bhagwans Indiens Herkunft, Religion und abendländische Kultur abschütteln. Martha sucht weder Abenteuer noch Erleuchtung, nicht einmal touristische Reize. "Ich interessiere mich nicht für Ihr Land", erzählt sie jedem. "Ich bin nur hier, um meinen Bruder zu begleiten. Er ist blind. Er braucht mich. Das ist alles. Mein Bruder interessiert sich übrigens auch nicht für Ihr Land. Er will nur vergessen, wo er herkommt."
Lukas war über ein Jahr in Indien und hat das volle Programm des Rucksack-Hippies absolviert: Haschisch rauchen und Mantras raunen mit komischen Heiligen, rituelle Bäder im Ganges, einfach leben an den Graswurzeln der Dritten Welt. Lukas brachte es weiter als die meisten Europäer: Als Jünger eines Wandermönchs hat er bei einer unbefleckten Empfängnis den unkeuschen Leihvater gespielt, in fremden Zungen geredet, ein Gespensterhaus vom Bannfluch erlöst und die Asche eines britischen Offiziers am heiligen Berg Kailash zur letzten Ruhe gebettet. Lukas war fast ein Initiierter; jedenfalls glaubt er, glücklich wegen und im Nichts, sein Selbst gefunden zu haben.
Jetzt ist er wieder daheim, ziemlich neben sich und aus der Welt gefallen. Die verständnisvollen Eltern halten seine Unruhe für gewöhnliches Fernweh, die alten Freunde wenden sich kichernd oder gelangweilt ab, und die Wohlstandsgesellschaft war ihm schon zuwider, als er sich noch mit seiner Gitarre im Kinderzimmer einschloß. Wenigstens Martha widmet sich dem verlorenen Bruder mit schwesterlicher Fürsorge; wenn er stundenlang von Dharma, Karma und blinden Gurus erzählt, hört sie ihm mit freundlicher Neugier zu. Aber sie steht vor einer Jura-Klausur, hat Freunde, einen Wasserschaden in der Wohnung und tausend andere Verpflichtungen, die einem erleuchteten Bettelmönch als nichtig und leer gelten.
Martha hätte die alte Vertrautheit gern wiederbelebt, aber Lukas' befremdliche Geschichten überfordern ihren gesunden Menschenverstand und bald auch ihre Geduld: "Der Vergangenheit sterben, alles ein Spiel bloß, wir selbst Verkleidungen ohne Substanz; nur das Selbst wirklich, von Zeit und Raum unberührt. Ich glaube das alles nicht. Aber ich hätte schon gerne, daß wir die Geschichten vergessen, die erfundenen und die wahren." Lukas stößt alle zurück; hört auf zu essen und zu reden, wird apathisch, krank und endlich blind, wie alle Seher. "Keine Rolle, keine Festschreibung, keine Begrenzung" mehr: So wird man ein zunehmend lästiger "Außerirdischer". Die Ärzte diagnostizieren ein neurotisches Konversionssymptom.
Martha weiß es besser. Ja, ihr Bruder ist wunderlich und ihr fremd geworden, faselt von Wiedergeburt und dem Rad der Schuld, "aber er meint damit bloß mich". Deshalb nimmt sie es, eher widerwillig, auf sich, Lukas auf einer zweiten Reise nach Indien zu begleiten, einer Art therapeutischen Rückführung. Was als Kur gedacht war, infiziert auch Martha mit dem Indien-Virus: Sie verirrt sich im Gewimmel Bombays, läßt sich von dem verrückten Baba Walipulli verwirren und von einem geschwätzigen Taxifahrer zu seiner sterbenden Mutter führen. Staunend und mißtrauisch sieht sie, wie ihrem armen Bruder Angst und Ehrfurcht entgegenschlagen, während sich ihr Indien hartnäckig entzieht. Bei einer Autopanne in der Wüste verliert sie Lukas aus den Augen; aber man geht nur "verloren, wenn man es darauf anlegt". Die Trennung führt die Geschwister wieder zusammen. Lukas scheint plötzlich von seinen Absencen und Ausfallerscheinungen geheilt; jedenfalls redet er wieder leidlich vernünftig und ist zur Heimkehr bereit. Aber am Ende bleibt offen, ob Hänsel und Gretel noch einmal in der deutschen Realität ankommen oder sich gänzlich im indischen Märchenwald verirren werden.
"Schwester und Bruder" ist weder eine kryptoreligiöse Parabel noch eine Reiseerzählung. Ulla Lenze verzichtet in ihrem in jeder Hinsicht wunderbaren Debütroman, der bereits mit dem Jürgen-Ponto- und in Klagenfurt mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet wurde, auf exotischen Budenzauber, Indien-Folklore und esoterisches Brimborium; selbst naheliegende Motive wie Kulturschock, west-östliche Mißverständnisse oder inzestuöse Verwicklungen werden allenfalls behutsam angedeutet. Das Land, wo Wunder zum Alltag gehören, kann auch getrennte Geschwister wieder vereinen: Nicht Indien steht zwischen ihnen, sondern eine alte Familiengeschichte.
Lenze erzählt mit gelassener Souveränität: nüchtern, kühl, seelenruhig zärtlich. Lukas will die Worte so lange biegen, bis sie "stimmen". Er haßt die Geschichten, aus denen man nur erfährt, was man schon weiß. Er verachtet die Globetrotter, die Indiens unaussprechliche Mysterien an banale Anekdoten aus dem Abenteuerurlaub oder ihre psychedelische Bewußtseinserweiterung verraten. Und er fordert von seinen Zuhörern mehr als "Abnicken risikofreier Sätze": Konzentration, Offenheit und wohl auch ein wenig Andacht. Nichts vorwegnehmen, besser wissen oder gar demonstrieren, sondern sich demütig auf das Unbekannte und Neue einlassen.
So wie Bruder und Schwester immer wieder mit dem Unerwarteten, Befremdlichen und Verstörenden konfrontiert werden, kann sich auch der Leser nie auf der sicheren Seite abendländischer Logik ausruhen. So wie Lukas von einem "zeitlosen Überblick" beim Erzählen träumt, verschwistert auch Lenze kunstvoll Traum mit Realität, Kindheitserinnerungen mit Reiseeindrücken, Vergangenheit mit Gegenwart: "Ein Satz müßte sich finden lassen, der anders ist, sein Ort ein anderer, ähnlich dem des Schlafs, die Worte fliegen da und sind leichter, werden verstanden oder auch nicht, spielt keine Rolle, leicht ist alles, drückt nicht auf den Körper, hinterläßt keine Spuren und ist trotzdem nicht sinnlos."
Ulla Lenze löst nichts auf, will nichts beweisen und niemand bekehren; eher zieht sich ihre Sprache an den Rand des Schweigens zurück. Auch Martha behält ihre Skepsis. Aber sie kehrt, wie einst die Engländer in E. M. Forsters "Passage to India", verwandelt aus Hitze, Lärm und Schmutz, aus den dunklen Abgründen und Höhlen Indiens zurück. Ulla Lenze reißt, ähnlich wie Patrick Roth oder Peter Handke, im Diesseits Himmel voller Wunder, einen Horizont innerweltlicher Transzendenz auf. Aber sie tut es so unverkrampft, leichthändig und spannend, daß ihre Geschichte nie peinlich oder pastoral wird.
MARTIN HALTER
Ulla Lenze: "Schwester und Bruder". Roman. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2003. 224 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hänsel und Gretel in Indien: Ulla Lenzes wunderbarer Debütroman
Der Gentleman wurde auf der Grand Tour durch Europa gesellschaftsfähig, Goethe bildete sich in Italien zum klassischen Subjekt aus. Der zivilisationsmüde Europäer der Neuzeit dagegen sucht in Indien das Vergessen: Selbstfindung durch Ichverlust, Erkenntnis des Eigenen im absolut Fremden. So brachen schon Hesses Indienfahrer aus bürgerlicher Enge auf, das Land spiritueller Sehnsucht mit der Seele zu suchen, und in ihrem Gefolge wollten später zahllose Gott- und Sinnsucher bei den Yogis, Swamis und Bhagwans Indiens Herkunft, Religion und abendländische Kultur abschütteln. Martha sucht weder Abenteuer noch Erleuchtung, nicht einmal touristische Reize. "Ich interessiere mich nicht für Ihr Land", erzählt sie jedem. "Ich bin nur hier, um meinen Bruder zu begleiten. Er ist blind. Er braucht mich. Das ist alles. Mein Bruder interessiert sich übrigens auch nicht für Ihr Land. Er will nur vergessen, wo er herkommt."
Lukas war über ein Jahr in Indien und hat das volle Programm des Rucksack-Hippies absolviert: Haschisch rauchen und Mantras raunen mit komischen Heiligen, rituelle Bäder im Ganges, einfach leben an den Graswurzeln der Dritten Welt. Lukas brachte es weiter als die meisten Europäer: Als Jünger eines Wandermönchs hat er bei einer unbefleckten Empfängnis den unkeuschen Leihvater gespielt, in fremden Zungen geredet, ein Gespensterhaus vom Bannfluch erlöst und die Asche eines britischen Offiziers am heiligen Berg Kailash zur letzten Ruhe gebettet. Lukas war fast ein Initiierter; jedenfalls glaubt er, glücklich wegen und im Nichts, sein Selbst gefunden zu haben.
Jetzt ist er wieder daheim, ziemlich neben sich und aus der Welt gefallen. Die verständnisvollen Eltern halten seine Unruhe für gewöhnliches Fernweh, die alten Freunde wenden sich kichernd oder gelangweilt ab, und die Wohlstandsgesellschaft war ihm schon zuwider, als er sich noch mit seiner Gitarre im Kinderzimmer einschloß. Wenigstens Martha widmet sich dem verlorenen Bruder mit schwesterlicher Fürsorge; wenn er stundenlang von Dharma, Karma und blinden Gurus erzählt, hört sie ihm mit freundlicher Neugier zu. Aber sie steht vor einer Jura-Klausur, hat Freunde, einen Wasserschaden in der Wohnung und tausend andere Verpflichtungen, die einem erleuchteten Bettelmönch als nichtig und leer gelten.
Martha hätte die alte Vertrautheit gern wiederbelebt, aber Lukas' befremdliche Geschichten überfordern ihren gesunden Menschenverstand und bald auch ihre Geduld: "Der Vergangenheit sterben, alles ein Spiel bloß, wir selbst Verkleidungen ohne Substanz; nur das Selbst wirklich, von Zeit und Raum unberührt. Ich glaube das alles nicht. Aber ich hätte schon gerne, daß wir die Geschichten vergessen, die erfundenen und die wahren." Lukas stößt alle zurück; hört auf zu essen und zu reden, wird apathisch, krank und endlich blind, wie alle Seher. "Keine Rolle, keine Festschreibung, keine Begrenzung" mehr: So wird man ein zunehmend lästiger "Außerirdischer". Die Ärzte diagnostizieren ein neurotisches Konversionssymptom.
Martha weiß es besser. Ja, ihr Bruder ist wunderlich und ihr fremd geworden, faselt von Wiedergeburt und dem Rad der Schuld, "aber er meint damit bloß mich". Deshalb nimmt sie es, eher widerwillig, auf sich, Lukas auf einer zweiten Reise nach Indien zu begleiten, einer Art therapeutischen Rückführung. Was als Kur gedacht war, infiziert auch Martha mit dem Indien-Virus: Sie verirrt sich im Gewimmel Bombays, läßt sich von dem verrückten Baba Walipulli verwirren und von einem geschwätzigen Taxifahrer zu seiner sterbenden Mutter führen. Staunend und mißtrauisch sieht sie, wie ihrem armen Bruder Angst und Ehrfurcht entgegenschlagen, während sich ihr Indien hartnäckig entzieht. Bei einer Autopanne in der Wüste verliert sie Lukas aus den Augen; aber man geht nur "verloren, wenn man es darauf anlegt". Die Trennung führt die Geschwister wieder zusammen. Lukas scheint plötzlich von seinen Absencen und Ausfallerscheinungen geheilt; jedenfalls redet er wieder leidlich vernünftig und ist zur Heimkehr bereit. Aber am Ende bleibt offen, ob Hänsel und Gretel noch einmal in der deutschen Realität ankommen oder sich gänzlich im indischen Märchenwald verirren werden.
"Schwester und Bruder" ist weder eine kryptoreligiöse Parabel noch eine Reiseerzählung. Ulla Lenze verzichtet in ihrem in jeder Hinsicht wunderbaren Debütroman, der bereits mit dem Jürgen-Ponto- und in Klagenfurt mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet wurde, auf exotischen Budenzauber, Indien-Folklore und esoterisches Brimborium; selbst naheliegende Motive wie Kulturschock, west-östliche Mißverständnisse oder inzestuöse Verwicklungen werden allenfalls behutsam angedeutet. Das Land, wo Wunder zum Alltag gehören, kann auch getrennte Geschwister wieder vereinen: Nicht Indien steht zwischen ihnen, sondern eine alte Familiengeschichte.
Lenze erzählt mit gelassener Souveränität: nüchtern, kühl, seelenruhig zärtlich. Lukas will die Worte so lange biegen, bis sie "stimmen". Er haßt die Geschichten, aus denen man nur erfährt, was man schon weiß. Er verachtet die Globetrotter, die Indiens unaussprechliche Mysterien an banale Anekdoten aus dem Abenteuerurlaub oder ihre psychedelische Bewußtseinserweiterung verraten. Und er fordert von seinen Zuhörern mehr als "Abnicken risikofreier Sätze": Konzentration, Offenheit und wohl auch ein wenig Andacht. Nichts vorwegnehmen, besser wissen oder gar demonstrieren, sondern sich demütig auf das Unbekannte und Neue einlassen.
So wie Bruder und Schwester immer wieder mit dem Unerwarteten, Befremdlichen und Verstörenden konfrontiert werden, kann sich auch der Leser nie auf der sicheren Seite abendländischer Logik ausruhen. So wie Lukas von einem "zeitlosen Überblick" beim Erzählen träumt, verschwistert auch Lenze kunstvoll Traum mit Realität, Kindheitserinnerungen mit Reiseeindrücken, Vergangenheit mit Gegenwart: "Ein Satz müßte sich finden lassen, der anders ist, sein Ort ein anderer, ähnlich dem des Schlafs, die Worte fliegen da und sind leichter, werden verstanden oder auch nicht, spielt keine Rolle, leicht ist alles, drückt nicht auf den Körper, hinterläßt keine Spuren und ist trotzdem nicht sinnlos."
Ulla Lenze löst nichts auf, will nichts beweisen und niemand bekehren; eher zieht sich ihre Sprache an den Rand des Schweigens zurück. Auch Martha behält ihre Skepsis. Aber sie kehrt, wie einst die Engländer in E. M. Forsters "Passage to India", verwandelt aus Hitze, Lärm und Schmutz, aus den dunklen Abgründen und Höhlen Indiens zurück. Ulla Lenze reißt, ähnlich wie Patrick Roth oder Peter Handke, im Diesseits Himmel voller Wunder, einen Horizont innerweltlicher Transzendenz auf. Aber sie tut es so unverkrampft, leichthändig und spannend, daß ihre Geschichte nie peinlich oder pastoral wird.
MARTIN HALTER
Ulla Lenze: "Schwester und Bruder". Roman. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2003. 224 S., geb., 19,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Für insgesamt gelungen hält Jörg Plath den Debütroman von Ulla Lenze, der ja auch mehrere Preise erhielt. Ein "modernes Märchen", schreibt Plath über "Schwester und Bruder", das von einem entzweiten Geschwisterpaar berichtet, das wieder zueinander findet. Eine gemeinsame Reise nach Indien stiftet diese verlorene kindliche Einheit wieder, wobei der eigentliche Grund für die Geschwisterentzweiung reichlich banal wirkt, gesteht Plath. Dennoch entwickle die Autorin in Gestalt der so unterschiedlichen Geschwister einmal einen realistischen und einmal einen magischen Zugang zur Welt, ihre Annäherung an Indien sei durchaus glaubwürdig wie überhaupt das ganze Personal des Romans. Dass er das Buch nicht aus der Hand gelegt habe, läge an der spröden Erzählerstimme der Schwester, überlegt Graf, der es gelänge, ihr Widerstreben, ihr zögerndes Einlassen auf die indische Weltsicht glaubhaft zu machen und ebenso bruchstückhaft aus der Kindheit zu berichten, alles in Andeutungen und so geheimnisvoll dosiert, dass man immer weiter lesen möchte. Der Respekt vor dem Unaussprechlichen, in das jedes menschliche Handeln gebettet ist, sei die Stärke des Romans, schließt Plath.
© Perlentaucher Medien GmbH
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