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Liebe ich ihn, liebe ich ihn nicht, liebe ich ihn ... ? Diese Frage stellt sich die Ich-Erzählerin in ihren Tagebuch häufiger, genau ein Jahr lang. Aber Max, der Geliebte, macht sich zeitweise rar und nimmt es mit der Treue nicht so genau. Dann ist da die Affaire der Erzählerin mit dem Blonden, der sportlich und braungebrannt ist und von Max nichts weiß, der gute Freund Lieberlein, der gegenwärtig nur als "lieberlein@hotmail.com" existiert, weil er in Israel ist und dort studiert. Auch ihm bereitet die Liebe Kopfzerbrechen, besonders in Gestalt von Julie aus Paris und der Techno-Chinesin. Nur…mehr

Produktbeschreibung
Liebe ich ihn, liebe ich ihn nicht, liebe ich ihn ... ? Diese Frage stellt sich die Ich-Erzählerin in ihren Tagebuch häufiger, genau ein Jahr lang. Aber Max, der Geliebte, macht sich zeitweise rar und nimmt es mit der Treue nicht so genau. Dann ist da die Affaire der Erzählerin mit dem Blonden, der sportlich und braungebrannt ist und von Max nichts weiß, der gute Freund Lieberlein, der gegenwärtig nur als "lieberlein@hotmail.com" existiert, weil er in Israel ist und dort studiert. Auch ihm bereitet die Liebe Kopfzerbrechen, besonders in Gestalt von Julie aus Paris und der Techno-Chinesin. Nur der blaue, aufblasbare Plastikelefant, der ständig Luft verliert und unter dem Bett der Tagebuchschreiberin wohnt, nimmt die Höhen und Tiefen des Lebens mit Gelassenheit. Auch als sie und Max in Frankreich Urlaub machen, bleibt die Unentschiedenheit. Mit Max, ohne Max, mit ohne Max. Aber eigentlich hat sich die Erzählerin doch entschieden ...

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Autorenporträt
Sandra Hoffmann, 1967 geboren, studierte nach ihrer Ausbildung als Jugend- und Heimerzieherin Literaturwissenschaft, Mediävistik und Italienisch in Tübingen. Teilnahme an Workshops des "Studios für Literatur und Theater " in Tübingen, wo sie auch lebt. Veröffentlichung von Erzählungen. "schwimmen gegen blond" ist ihre erste Buchveröffentlichung.
Rezensionen
"Das ganze Leben in zweiundfünfzig Montagen eines Jahreslaufs erzählt. Was heißt hier erzählt? Hingestellt und hergestreichelt in einer cleveren Komposition aus kräftigen Strichen und sehr frischen Räumen. Das hat Witz und Rhythmus und Geschwindigkeit und betört durch seine vielfältige Eindeutigkeit." (Uwe Kolbe)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.08.2002

Der Geliebte auf dem Skateboard
Mit Max, ohne Max: Sandra Hoffmanns Miniaturen der Traurigkeit

Zweiundfünfzig Tagebucheinträge, Woche für Woche über ein Jahr hin an jedem Montag aufgeschrieben - das ist die straffe Grundstruktur von Sandra Hoffmanns Erzählung "Schwimmen gegen Blond". Kurze, knappe Einblicke in das Seelenleben einer jungen Frau, alle sieben Tage ein Zwischenbericht vom Auseinanderbrechen der Beziehung zu ihrem langjährigen Freund Max: alltägliche Reibereien und ein paar Erinnerungen, Rituale der verborgenen oder offenen Eifersucht, ein mißlungener Urlaub. Nicht zuletzt aber auch ein Protokoll über die schwierige Balance, die sie über Wochen und Monate zwischen mehreren Verehrern zu halten versucht, während sie sich nicht entscheiden kann - nicht gegen Max, von dem sie noch nicht lassen will, aber deshalb auch nicht für jemand anderen.

Auf einen solchen Kern reduziert, klingt das vielleicht nicht gerade fesselnd, und auch der fast mechanisch streng gewahrte Tagebuchduktus könnte den Verdacht bestärken, daß diese Geschichte, die auf knapp einhundert Seiten eher angedeutet als ausgebreitet wird, sich vor allem auf eine etwas artifizielle Erzählstruktur verläßt, die eher gewollt originell als wirklich zwingend scheint - ein wenig wie eine Aufgabenstellung aus einem Creative-Writing-Seminar.

Aber dieser Eindruck verfliegt beim Lesen ziemlich schnell; statt dessen entsteht ein eigenartiger Sog, der sowohl von den Bildern ausgeht, in denen die Erzählerin ihren Tübinger Alltag einfängt, als auch von dem Ton, den sie Satz für Satz findet, um mit einer gewissen Hintergründigkeit mal Überschwang oder heulendes Elend, aber auch Gereiztheiten und Mißverständnisse darzustellen. Knapp formulierend, pointiert und mit einem Hang zu einem etwas defätistischen Humor, hält sie Distanz zu sich selbst und gibt doch gleichzeitig die ganze Verwirrung und Unentschlossenheit preis, die das gesamte Jahr bestimmen, von dem erzählt wird.

Es ist keine schöne Situation, in der sie sich befindet - und das meiste darüber steht eher zwischen den Zeilen, als daß es explizit aufgeschrieben wird. Max vergräbt sich hinter Zeitungen und gibt nur noch selten Anlaß für Herzklopfen; ein guter Freund, Lieberlein, ist vor allem durch E-Mails präsent, weil er nach Israel gereist ist und dort seinerzeit ebenfalls an Liebeskummer leidet; und ein blonder sechsundzwanzigjähriger Beau, dem sie irgendwann einmal "undeutliche" Avancen macht, geht auf Abstand, als er Max zufällig kennenlernt. Nichts paßt zusammen, nichts wächst zusammen, und inmitten von alldem erfleht die Erzählerin sich einen Liebhaber wie aus dem Bilderbuch: ". . . ich möchte den mann den ich liebe überhaupt nicht besuchen müssen sondern ich möchte daß er kommt mit rosen oder mit dem skateboard oder zu fuß oder mit dem traktor dem auto dem taxi und wann immer er nur zeit hat. daß er mir den anrufbeantworter vollspricht mit seiner schönen stimme mir die tür einrennt und daß er dort bleiben möchte wo ich bin usw. . . "

Ob sie in der gegebenen Situation aber wirklich weiß, wo sie selbst steht - wo sie also auch abgeholt werden möchte -, bleibt genauso unerfindlich wie Name und Gesicht, die möglicherweise zu diesem Universalliebhaber gehören könnten. Max ist es nicht mehr, Lieberlein wird es niemals werden, und der Blonde taucht leider irgendwann mit einer Zwanzigjährigen auf. Also sitzt die junge Frau im Badezimmer und spielt einem fernen Freund das Geräusch der rotierenden Waschmaschine auf den Anrufbeantworter, entwickelt Strategien, damit Max ihr nicht zu wichtig wird, und füttert ihr Maskottchen, einen blauen Plastikelefanten, mit der Luftpumpe. Solche Miniaturen der Traurigkeit, eindringlich und komisch zugleich, machen die Stärke dieser Erzählung aus - Bilder, die einerseits die Trostlosigkeit der jungen Frau geradezu ausstellen, die aber andererseits, weil sie sich als etwas bizarre, übertriebene Gesten zu erkennen geben, auch für distanzierende Ironie sorgen.

Denn die Erzählerin ist schließlich nicht das unschuldige Opfer der dahinsiechenden Liebe; sie manipuliert, sie betreibt Spielchen mit den Männern, manövriert ihre Freunde in schwierige Situationen und schickt sie, wenn ihr das alles auf die Nerven geht, gewissermaßen in die Wüste. Keine schöne Situation, wie gesagt, aber ganz sicher eine quälende - und wahrscheinlich ist deshalb auch ". . . mit max ohne max ja zu max nein zu max . . ." gar nicht die entscheidende Frage, welche die junge Frau in ihren Tagebuchnotizen zu beantworten versucht. Eigentlich geht es von Beginn an nur darum, ob sie überhaupt irgendwem - etwa auch sich selbst - nahestehen kann oder will. Ob sie zu einer direkten, unverstellten Empfindung fähig ist - und sei dies nur der Schmerz, der mit einer definitiven Entscheidung über Max und damit über sich selbst einhergehen wird. Auf diesen einen Punkt laufen die Notizen zu - und an diesem Punkt, ganz zuletzt, schlagen Komik und Ironie denn auch in so etwas wie wirkliche Gefühle um.

MICHAEL SCHMITT

Sandra Hoffmann: "Schwimmen gegen Blond". Eine Erzählung in zweiundfünfzig Tagen. Verlag C. H. Beck, München 2002. 96 S., geb., 12,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Angenehm überrascht ist der Rezensent Michael Schmitt von dieser Beschreibung der Wirrnisse einer jungen Frau, die sich nicht für und nicht gegen ihren Freund entscheiden kann (und will) und diesen Zustand über ein Jahr lang mit wöchentlichen Tagebucheintragungen dokumentiert. Zunächst hatte Schmitt Sorgen, dass "die artifizielle Erzählstruktur", "der fast mechanisch streng gewahrte Tagebuchduktus" der Erzählung mehr schadet als nützt, doch diese Befürchtung bestätigt sich nicht. Beim Lesen entsteht "ein eigenartiger Sog", gesteht der Rezensent, der diese "Miniaturen der Traurigkeit, eindringlich und komisch zugleich" findet. Dabei halte die Erzählerin eine wohltuende Distanz zu sich selbst. Erst am Ende, an dem Punkt, auf den der kurze Roman dramaturgisch hinarbeitet, kommen "so etwas wie echte Gefühle" zum Vorschein. Damit hält die Autorin eine angenehme Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie, vor dem Hintergrund, den Schmitt als eigentliches Leitmotiv ihrer Erzählung ausmacht: "Eigentlich geht es von Beginn an nur darum, ob sie überhaupt irgendwem - etwa auch sich selbst - nahe stehen kann und will."

© Perlentaucher Medien GmbH