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Die Originalaufzeichnungen des "Englischen Patienten". Den Helden aus Ondaatjes Roman und dem traumhaften, mehrfach prämierten Hollywoodfilm gab es bekanntlich wirklich. Es war der österreichisch-ungarische Flugpionier und Saharaforscher Ladislaus E. Almásy, der zum Vorbild für den Roman- und Filmhelden wurde. Almásy hat seine Abenteuer in der Sahara in einem 1939 erstmals erschienenen Buch selbst beschrieben, das durch den großen Erfolg des "Englischen Patienten" neue Aktualität bekommen hat.

Produktbeschreibung
Die Originalaufzeichnungen des "Englischen Patienten". Den Helden aus Ondaatjes Roman und dem traumhaften, mehrfach prämierten Hollywoodfilm gab es bekanntlich wirklich. Es war der österreichisch-ungarische Flugpionier und Saharaforscher Ladislaus E. Almásy, der zum Vorbild für den Roman- und Filmhelden wurde. Almásy hat seine Abenteuer in der Sahara in einem 1939 erstmals erschienenen Buch selbst beschrieben, das durch den großen Erfolg des "Englischen Patienten" neue Aktualität bekommen hat.
Autorenporträt
Almásy, Ladislaus E.
Ladislaus (Lásló) E. Almásy (1895 - 1951), Pilot und Autopionier, wurde nach Testfahrten und geschäftlichen Aufenthalten in Ägypten zu einem der besten Kenner der östlichen Sahara. Als Offizier des mit Deutschland verbündeten Ungarn half er im Zweiten Weltkrieg dem deutschen Geheimdienst.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.1997

Der Ingenieur als Eremit
Ladislaus E. Almásy sucht die Oase Zarzura und entdeckt den Schwimmer in der Wüste · Von Eberhard Rathgeb

Ein Wüstenforscher kehrt zurück. Jahrzehntelang wußten von ihm nur die Spezialisten und Eingeweihten. Bis ein Roman erschien und die Vorlage für einen Film abgab, der den großen Gefühlen und unermeßlichen Landstrichen huldigte. Daß die tiefe Leidenschaft geheimnisumwittert sei und ein Mensch kaum mehr als Wind, Sand und Sterne brauche, dies war nicht neu, ließ sich aber bunt in Szene setzen. Sofort entdeckten Kundige, daß hinter dem Filmhelden eine wahre Figur stand und des Vergleichs harrte.

Ladislaus Eduard Almásy wurde 1895 im damaligen Westungarn der Habsburger Monarchie geboren. Aus dem Vorwort zur neuen deutschen Ausgabe seiner Wüstenerkundungen mit dem Titel "Schwimmer in der Wüste" geht hervor, daß Almásy mit siebzehn Jahren den Flugschein erwarb und im Ersten Weltkrieg als Kampfflieger an der italienischen Front ausgezeichnet wurde. Danach arbeitete er als Werksfahrer für die Autofabrik Steyr in Graz. Im Auftrag dieser Firma ging er im Jahr 1926 nach Ägypten, um dort Autos zu testen. Von der Wüste war er ganz begeistert.

Durch den Sand und über Gebirge fuhr er auch abenteuerlustige Adlige, so den Fürsten Antal Esterhazy zu einer Jagdexpedition in den Sudan und Prinz Ferdinand von Liechtenstein von Mombasa nach Alexandria. Zwischen 1936 und 1939 brachte Almásy in Ägypten anderen das Fliegen bei, und 1937 kreiste er mit einem Segelflugzeug um die Cheopspyramide. Einen so fähigen und landeskundlich bewanderten Mann wollte sich das Militär nicht entgehen lassen, und so engagierte man Almásy im Jahr 1940 für die Leitung eines Sonderkommandos der "Auto Compagnia Sahara". Ein Jahr später schmuggelte er zwei deutsche Spione hinter die englischen Linien, ein Unternehmen, das als Operation Salam bekannt wurde.

In den Jahren 1932 und 1933 unternahm Almásy Expeditionen in die "weißen Flecken" der libyschen Wüste. "Doch das schönste Ergebnis meiner Forschungsarbeit bestand in der Entdeckung der vorgeschichtlichen Höhlenmalereien, die ich im Herzen der Wüste, oberhalb einer Quelle im Uwenat-Gebirge fand . . . Die Nachricht von meiner Entdeckung durcheilte die Weltpresse." Ein Jahr darauf, 1934, erschien in Ungarn ein Buch über seine Abenteuer in der Wüste, 1938/39 erschien die deutsche Fassung unter dem Titel "Unbekannte Sahara". Jetzt, rund sechzig Jahre später, im Gefolge der Verfilmung von Michael Ondaatjes erfolgreichem Roman "Der englische Patient", wird dieser Reisebericht erneut vorgelegt: ergänzt um die Kapitel der ungarischen Ausgabe, die in der ersten deutschen Fassung fehlten, sowie um Dokumente über die Operation Salam. Jetzt lautet der Titel malerisch: "Schwimmer in der Wüste".

Almásy hat in der Einführung zur ungarischen Ausgabe darauf hingewiesen, daß er nicht zu denen gehöre, die aus Sensationsgier in fremde Länder gefahren seien; ihn habe die Neugier, der Forscherdrang getrieben. Das stimmt. Wer hier ein Abenteuerbuch erwartet, der ist schlecht bedient. Almásy registrierte, aber er schmückte nicht aus. Er blieb grundsätzlich nüchtern. Hier schreibt ein Kartograph und Geograph, einer, der "weiße Flecken" in vermessenes, wissenschaftlich verortetes Gebiet verwandelte. Daß er zugleich an das Wunder von Zarzura, einer sagenumwobenen Oase, glaubte, daß er den alten Geschichten der Beduinen nachsann und eine geheimnisvolle Kraft in der Wüste spürte, machte aus ihm einen technisch versierten Romantiker in der Einöde.

Dem Ziel seiner Träume kam er näher, indem er sich mit Flugzeug und Autos ausrüstete. Seine Expeditionen waren ein Wagnis. "Ich leugne nicht, daß es für mich immer einen gewissen Nervenkitzel bedeutet, zu wissen, daß unser Leben von einer einzigen Schraube einer Maschine, einer Haaresbreite eines Instrumentenanzeigers abhängt, dort, wo das Nichts an das noch unendlichere Nichts grenzt." Ein Rennfahrer könnte ähnlich denken.

Einmal bewegte sich die kleine Karawane auf eine Wasserstelle zu. Die zwielichtigen und bewaffneten Gestalten verhießen nichts Gutes. Almásy ging voran, sprach mit den Leuten, zeigte Geschick und bewies Mut, nahm ihnen die Waffen ab und erklärte ihnen, sie sollten für einige Silbermünzen Benzin holen. Sie kamen auch nach einem langen Ritt auf ihren Kamelen wieder zurück und brachten mit, was der sprachkundige Weiße ihnen aufgetragen hatte. Darauf wurden ihnen ihre Waffen ausgehändigt, und sie zogen ihres Weges.

Almásy war ein Draufgänger und ein Eroberer, und er hatte in der Wüste klare Ziele vor Augen - "Der Zauber der Romantik Afrikas hat alle meine Reisen reich belohnt." Seine Beschreibungen blieben leider hinter diesem Zauber zurück. Die Wüste wurde ihm zu einem Ort des Schweigens, sie blieb, als er von ihr erzählte, stumm. Daß er immer die Mittel fand, seine Zwecke zu erfüllen, verband ihn mit einer Welt, die zu verlassen ihm Abenteuer versprach. Er war aus dem Westen in die Wüste gekommen, nicht um zu bleiben, sondern um etwas mitzunehmen. Almásy glich einem Museumsdirektor, den seine Leidenschaft für die Gemälde noch spät in der Nacht durch die Hallen treibt, wo er allein bestaunen möchte, was er tagsüber kaufte und fremden Blicken ausstellte. Dort im Dunkeln, im Herzen einer wankelmütigen Weltabgewandtheit, sucht dieser Experte nach einer Oase im Unberührten. Das war auch Almásys Ziel.

Daß er von der Oase der Welt schließlich berichten, daß er sie kartographieren, ihre Geheimnisse als Entdeckungen preisgeben mußte, das gehörte offensichtlich zu seinem Tagesgeschäft. Wer Almásy bei Lichte besehen gewesen ist, das wird man weder in dem Vorwort zur neuen deutschen Ausgabe erfahren noch in den Reisebeschreibungen selber. Er bleibt merkwürdig blaß, wenn er von seinen Fahrten berichtet, die Herausforderungen an die Technik waren. Aber zwischendurch, wenn er gleichsam aus der Hand legt, was ihn seinen Zielen näherbringen könnte, wenn die Wüste den Motorenlärm schluckt, dann kann man ahnen, daß Almásy einen Ursprung im Sand suchte, die Spur von Menschen als Erinnerung an Menschen, ob es nun die Reifenspuren von einer Jahre zurückliegenden Expedition waren oder schließlich die entdeckten Höhlenbilder. Das alles waren Abdrücke einer Anwesenheit, die vergangen war. Almásy hatte für den Zauber dieser Präsenz von Abwesenheit ein Sensorium.

Ladislaus E. Almásy: "Schwimmer in der Wüste. Auf der Suche nach der Oase Zarzura". Mit einem Vorwort von Raoul Schrott und Michael Farin. Haymon Verlag, Innsbruck 1997. 253 S., Abb., geb., 46,- DM.

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