Zu den wichtigsten Aufgaben von Kardinälen in der frühen Neuzeit gehörte die Betreuung von Institutionen als Kardinalprotektoren. Das vorliegende Buch behandelt zum ersten Mal die Gesamtheit der Protektorate eines Kardinals. Scipione Borghese, der Kardinalnepot von Papst Paul V. (1605-1621), erhielt in den 28 Jahren seines Kardinalats (1605-1633) etwa 60 verschiedene Protektorate. Diese brachten für ihn sehr unterschiedliche Aufgaben mit sich, je nachdem wie sehr die jeweiligen Institutionen und ihre Vertreter seine Hilfe brauchten. Daneben war Kardinal Borghese aber auch bemüht, seine Kompetenzen als Protektor zu nutzen, um daraus Vorteile für sich selbst zu ziehen, insbesondere, um bedeutenden Persönlichkeiten Gefälligkeiten zu erweisen und sie sich so zu verpflichten. Solche Bemühungen um den Aufbau von persönlichen Beziehungen waren typisch für päpstliche Nepoten, die ihre Position für die Zeit nach dem Tod ihres päpstlichen Onkels absichern wollten. So liefert Borgheses Tätigkeit als Protektor einen aufschlußreichen Einblick sowohl in das Phänomen des Nepotismus als auch in die Geschichte mehrerer wichtiger frühneuzeitlicher Institutionen.