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SCREWJACK versammelt drei Stories, die erstmals auf deutsch erscheinen. In "Mescalito" schildert Thompson einen Meskalin-Trip als luziden Rausch in einem Hotelzimmer in Los Angeles. "Tod eines Dichters" erzählt von der letzten Begegnung mit einem Freund, dem der Sinn für die Realität abhanden gekommen ist. "Screwjack" schließlich ist eine surreale literarische Miniatur, die von der Liebe eines Mannes zu Mr. Screwjack einer schwarzen Katze handelt. Unter den Schriftstellern ist er der beste Journalist, und unter den Journalisten der beste Schriftsteller , schrieb Claudius Seidl in der FAS…mehr

Produktbeschreibung
SCREWJACK versammelt drei Stories, die erstmals auf deutsch erscheinen. In "Mescalito" schildert Thompson einen Meskalin-Trip als luziden Rausch in einem Hotelzimmer in Los Angeles. "Tod eines Dichters" erzählt von der letzten Begegnung mit einem Freund, dem der Sinn für die Realität abhanden gekommen ist. "Screwjack" schließlich ist eine surreale literarische Miniatur, die von der Liebe eines Mannes zu Mr. Screwjack einer schwarzen Katze handelt. Unter den Schriftstellern ist er der beste Journalist, und unter den Journalisten der beste Schriftsteller , schrieb Claudius Seidl in der FAS anläßlich des Erscheinens von "The Rum Diary". Die hier vorliegenden Geschichten zeigen vor allem Thompsons poetische Qualitäten. Sie sind kurz und intensiv, und sie machen Lust auf mehr.
Autorenporträt
Hunter S. Thompson wurde 1937 in Louisville, Kentucky geboren. Er begann seine Laufbahn als Sportjournalist, bevor er Reporter für den Rolling Stone und als Begründer des Gonzo-Journalismus zu einer Ikone der Hippiebewegung wurde. Hunter S. Thompson nahm sich am 20.02.2005 in seinem Wohnort Woody Creek, Colorado, das Leben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.09.2005

Gonzos Bolero
Mit Autopilot: Drei kurze Geschichten von Hunter S. Thompson

Mit seinem Selbstmord am 20. Februar 2005 wanderte Hunter S. Thompson in die Hallen der frühverstorbenen Dichter ein, fand seinen Platz irgendwo zwischen Rimbaud, Hemingway und Kerouac - auch wenn der große Schriftsteller und Journalist, als er den Revolver aufs eigene Zentralnervensystem richtete, schon auf die Siebzig zuging. Es fällt schwer, diesen makabren Abgang nicht als Krönung eines Lebenswerks zu betrachten, das seine schärfsten Erkenntnisse stets dem gnadenlosen Selbstversuch verdankte. Doch auch wenn Hunter S. Thompson beim leichtfertigen Hantieren mit Drogen, Waffen und Worten immer wieder seinen Kopf riskierte - in seinen Texten herrschte ein beinahe lyrisches Kalkül, das wie ein unbeirrbarer Autopilot selbst dann die Kontrolle behielt, wenn der Erzähler die Grenze zur Unzurechnungsfähigkeit überschritt.

Unter dem Titel "Screwjack" legt der Blumenbar Verlag, der Hunter S. Thompson im letzten Jahr mit der deutschen Erstveröffentlichung seines unvergleichlichen Frühwerks "The Rum Diary" (F.A.Z. vom 22. Februar) als großen amerikanischen Romancier entdeckte, nun drei kurze Stories erstmals auf deutsch vor. Als Einleitung vorangestellt ist ein Brief Thompsons an seinen amerikanischen Lektor, worin der Autor über "radioaktive Luchse" und sein Vorleben als "Armleuchter" deliriert - um für die Publikation dann die chronologische Anordnung der drei Kurzgeschichten vorzuschlagen, die wie bei Ravels "Bolero" auf einen "schnelleren & wilderen Höhepunkt" zutreiben sollen.

Diese Strategie der Steigerung geht leider nicht ganz auf, denn den Zenit des hübschen Bändchens markiert eindeutig die erste und früheste Erzählung "Mescalito", das tagebuchartige Protokoll eines Meskalinrausches aus dem Jahr 1969. Thompson thront in seinem Hotelzimmer hoch über dem Sunset Strip in Los Angeles und betrachtet die bekifften Blumenkinder und prügelnden Polizisten unten auf der Straße - eine von Auslassungspunkten rhythmisierte Elegie über die Einsamkeit des Beobachters, der in seiner Schreibmaschine den einzigen "Anker" für das freischwebende Gehirn findet und die politischen Nachrichten ("sie sickern aus der Rückseite des Fernsehers") ebenso fürchtet wie die Reinemachefrauen auf dem Hotelflur. In der zweiten Erzählung mit dem Titel "Tod eines Dichters" führt Hunter S. Thompson mit kühler Präzision eine Niederlage der Green Bay Packers gegen die Kansas City Chiefs mit dem Selbstmord eines in der Isolation irre gewordenen Freundes zusammen.

Der Held des letzten Textes "Screwjack", eines Poems über die sexuelle Liebe zu einem häßlichen Kater, erinnert fast schon an jenen römischen Senator aus Hofmannsthals "Chandos-Brief", der nur noch seine Muräne vergöttert. So nähert sich der schmale Band gegen Ende hin jener Figur des durchgeknallten Außenseiters und zynischen Tabubrechers an, zu der sich auch der echte Hunter S. Thompson mit zunehmendem Alter und wachsender Verbitterung stilisierte. Erinnern wird man aber auch nach dieser Lektüre den frühen Hunter S. Thompson, dessen energiegeladenes Außenseitertum sich im Zentrum des Geschehens abspielte. Denn das Ende ist in diesem Fall nicht der Höhepunkt.

ANDREAS ROSENFELDER

Hunter S. Thompson: "Screwjack". Stories. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Karsten Kredel. Blumenbar Verlag, München 2005. 62 S., geb., 12,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

An den drei hier erstmals auf Deutsch veröffentlichten Stücken kann man studieren, wie sich Hunter S. Thompsons "energiegeladenes Außenseitertum" im Laufe der Zeit allmählich mit Zynismus und Verbitterung anreicherte, schreibt Andreas Rosenfelder. Ihm gefällt der frühe Thompson und damit die erste Geschichte "Mescalito" am besten, das Protokoll eines Meskalinrausches in einem Hotel in Los Angeles im Jahr 1969. In der "von Auslassungspunkten rhythmisierten Elegie" beobachtet Thompson sich selbst in der Rolle des einsamen Beobachters, der knüppelnde Polizisten und Hippies im Drogenrausch auf dem Sunset Strip mit den aus der Rückseite des Fernsehers sickernden Nachrichten in Einklang zu bringen versucht. Dabei hilft ihm ein "beinahe lyrisches Kalkül", das den Text wie ein "unbeirrbarer Autopilot" steuert, selbst wenn der Autor schon lange nicht mehr klar denken kann. In der zweiten Erzählung, der Kombination eines Footballspiels mit dem Selbstmord eines Freundes, sieht Rosenfelder schon eher eine "kühle Präzision" walten, in der dritten erinnert ihn der "große amerikanische Romancier" an den römischen Senator aus Hoffmannsthals "Chandos"-Brief, "der nur noch seine Muräne vergöttert".

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