Pünktlich zum diesjährigen „Sechseläuten“ habe ich den Krimi von Michael Theurillat fertig gelesen. Der Autor schreibt Regiokrimis, die in und um Zürich spielen. Der Ermittler ist Kommissar Eschenbach, der einen sehr an die Figur des „Wachtmeister Studer“ von Friedrich Glauser erinnert. Mit viel
Liebe zum Detail werden die Schauplätze in Zürich und der Region am See beschrieben die Protagonisten…mehrPünktlich zum diesjährigen „Sechseläuten“ habe ich den Krimi von Michael Theurillat fertig gelesen. Der Autor schreibt Regiokrimis, die in und um Zürich spielen. Der Ermittler ist Kommissar Eschenbach, der einen sehr an die Figur des „Wachtmeister Studer“ von Friedrich Glauser erinnert. Mit viel Liebe zum Detail werden die Schauplätze in Zürich und der Region am See beschrieben die Protagonisten im Umfeld der Polizei sind sehr menschlich und lebensecht gezeichnet. Zu einem Regiokrimi gehört eine gewisse Portion Lokalkolorit, allerdings habe ich das in diesem Krimi nicht so aufdringlich empfunden, wie das manchmal der Fall ist. Umgangssprachliche und schweizerdeutsche Ausdrücke sind sehr sparsam verwendet, allenfalls gibt es die ein oder andere Redewendung, die man typischerweise in der Schweiz verwendet und die dem deutschen Leser vielleicht eher ungewohnt oder unverständlich erscheinen mag. Im gesamten ist aber der lokale „touch“ angenehm dosiert.
Aufgebaut ist das Buch aus 6 größeren Teilen, die jeweils als Überschrift die Abschnitte eines Fußballspieles trägt (Erste Halbzeit, zweite Halbzeit, Nachspielzeit….). Inhaltlich taucht Fußball einmal im Hintergrund auf; die EURO 2008 steht kurz bevor und diese Großveranstaltung bindet die Ressourcen den Polizei sehr stark und andererseits sind die Hauptfiguren um die Ermordete im Umfeld der FIFA zu finden. Für das Verständnis sind aber keinerlei Kenntnisse nötig und auch für einen erklärten Nicht-Fußballfan wie mich, sind die wenigen Informationen nicht störend.
Die Ermittlungen gehen zurück in ein sehr dunkles Kapitel der schweizerischen Geschichte. Zwischen 1926 und 1972 wurden Kinder von Fahrenden, in diesem Fall vor allem von „Jenischen“, von einer Stiftung „Kinder der Landstraße“ aus ihren Familien entfernt und in Kinderheime oder zu Pflegefamilien gebracht, die die Kinder, falls sie sich gut angepasst haben, später adoptierten. Man empfand die Lebensform der Fahrenden als Persönlichkeitsmangel wollte durch die bewusste Entfremdung der Kinder von ihren Familien bewirken, dass diese Lebensweise ausstirbt.
Inhaltlich ist der Krimi nicht allzu umfangreich, weshalb ich auch nicht mehr verraten möchte. Stellenweise war mir die eine oder andere Begebenheit nicht sehr glaubwürdig erschienen. So war mir zum Beispiel das allumfassende Wissen eines ehemaligen Polizisten etwas zu dick aufgetragen. Insgesamt aber fand ich den Krimi sehr angenehm zu lesen, er ist spannend, hat mich gut unterhalten und auch nachdenklich gestimmt, da ich die Aufklärung dieses Menschen verachtenden Vorgehens an den „Jenischen“ und die Reaktionen in der Bevölkerung selber als Schulkind aus der Presse, im Fernsehen und durch so manche Diskussion in der Familie miterlebt habe.
Wer Regiokrimis mag, gerne ein bisschen in den Zürcher Alltag eintaucht oder Interesse hat am Schicksal der „Kinder der Landstraße“, dem kann ich den Krimi sehr empfehlen.