Bartholomäus Arnoldi von Usingen lehrte am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts in Erfurt Philosophie. Doch über seinen Ruf als Pädagoge und seine Rolle im katholischen Widerstand gegen die Reformation hinaus war er vor allem als Logiker weit über seine Umgebung bekannt. In seinem Werk spiegeln sich die Spannungen traditioneller Metaphysik und spätscholastischen Denkens - beispielhaft wird am Thema des Nominalismus erörtert, wie Zeichentheorie, Naturphilosophie und Logik die Grundlage für eine Ontologie geben, die mit der Konzeptualisierung von Realität arbeitet. Eingebunden in die Darstellung eines spätmittelalterlichen Wissenskosmos zeigen sich die Parameter, in denen zu Beginn von Neuzeit und Reformation der philosophische Ansatz eines "modernen" Weges lag. Dessen Wirkungshorizont von Wilhelm von Ockham bis zu Usingens bekanntestem Schüler, Martin Luther, macht deutlich, daß eine Neuorientierung bezüglich der Bestimmung des Nominalismus im späten Mittelalter notwendig ist. Die Denkfigur einer mentalen Existenz von Realität, die mehr ist als reine Fiktion, findet bei Usingen ihr Fundament und wirkt damit - modifiziert - bis in die heutige Diskussion fort: die Lösung des Problems ist spezifisch scholastisch, die Fragestellung selbst zeitlos.