Wer die Wahrheit totschlägt,
kann sie nicht finden
Homemade Terror
Ein Buch mit einem Vorwort von Seymour Hersh
„You are not supposed to see any evil“,
wäre der präzisere Titel,
aber wahrscheinlich ist die Intention, auf diese Weise die Spreu vom Weizen zu trennen.
Seymour Hersh
ist in diesen Tagen in der Debatte. Anlaß also, sich frühere Veröffentlichungen anzusehen. Er schrieb…mehrWer die Wahrheit totschlägt,
kann sie nicht finden
Homemade Terror
Ein Buch mit einem Vorwort von Seymour Hersh
„You are not supposed to see any evil“,
wäre der präzisere Titel,
aber wahrscheinlich ist die Intention, auf diese Weise die Spreu vom Weizen zu trennen.
Seymour Hersh ist in diesen Tagen in der Debatte. Anlaß also, sich frühere Veröffentlichungen anzusehen. Er schrieb das Vorwort. Gehalten ist es in Hurrah-Sprech. In der Hoffnung, Gesprächspartner zu gewinnen? It´s a thin line. Denn alle kritisch-denkenden Menschen werden nun geneigt sein, die Türen zu schließen. Dort könnte die skeptische Haltung dieser Tage ihren Anfang genommen haben. Denn das Buch liest sich wie alles, was uns empört und die Stasi-Unterlagen-Behörde bis heute beschäftigt: das Bespitzeln, Ausforschen und Diskreditieren der Mitmenschen. Vor allem führt es vor Augen, wie weder Unrecht noch tatsächliche Gefahren erkannt werden können: Sollte die Schilderung zutreffen, erstickt das Land an den selbst geschaffenen Lügen. Wie soll noch überhaupt irgend jemand etwas erkennen, wenn alles vernebelt wird. Wenn es für alles eine Ausrede gibt, kein Ort mehr der Wahre ist, kein Name stimmt, und sich Interessen gegenseitig bekämpfen – auch mit unlauteren Methoden.
Gekappte Erreichbarkeit. Das, was „team Horche Jorge“ vorgeworfen wird, angewendet gegen die eigenen Leute – bis ins Groteske. Oder wie soll man jemanden erklären, daß in einer Zeit, in der James Bamford und Edward Snowden über weltweite Überwachung des internets und Telefons auspacken, CIA-Beschäftigte von ihrem Leben abgeschnitten werden, die Post abgefangen und mit einer Woche Verspätung zugestellt wird.
Dezidiert wirft der Autor seinem Arbeitgeber vor, Fakes
zu produzieren. Wie aber angesichts der Fülle eintrudelnder Meldungen die selbst kreierten Fälschungen unterscheiden von echten Warnungen?
Einmal abgesehen davon, daß die gesamte Vorgehensweise fragwürdig ist. Wie soll jemand, der beschrieben wird als Typus Skilehrer, erkennen, daß Abdul Quadeer Khan an der Atombombe bastelt?
Es sei denn, diese Unmöglichkeit der Nutzung, sei genau das, was beabsichtigt ist: es werden Leute ausgesucht, die garantiert nicht in der Lage sein werden, Proliferation zu verhindern; eben: „don´t see any evil“ als Aufforderung, ja die Augen zu verschließen.
in memoriam Otfried Nassauer
„See no evil“ von Robert Baer mit einem Vorwort von Seymour Hersh, € 19,00