Wer jetzt nach Sassnitz reist, kann hoch über der Ostsee - begleitet vom Kreischen der Möwen - auf einer eleganten, sanft geschwungenen Brücke langsam zum Glasbahnhof schlendern oder das zierliche, durch die Luft zum Rügenplatz hinaufführende Band der Fußgängerbrücke aus größerer Distanz vom Wasser aus anschauen. Aber in diesem Buch ist genau das, was man jetzt mit eigenen Augen sehen kann, nicht zu finden. Stattdessen wird gezeigt, was heute nicht mehr zu sehen ist, nämlich wie diese Brücke entstand und wie es hier vorher aussah. Dieses Buch macht die Bau-Geschichte der Brücke greifbar.Die vom Stuttgarter Ingenieurbüro Schlaich Bergermann und Partner geplante Fußgängerbrücke in Sassnitz wurde am 25. Juli 2007 eingeweiht (Bauzeit: von April 2006 bis Juli 2007). Wilfried Dechau hat die Bauarbeiten von den ersten Proberammungen über den Aushub der Fundamente und die teils mit riesigen Autokranen bewerkstelligte Montage der Brückenteile bis hin zum letzten Handgriff beim Anbringen der geschwungenen Handläufe mit der Kamera begleitet. Er war auf der Baustelle den Handwerkern genauso nah wie den Ingenieuren und hat nicht nur das allmähliche Werden der Brücke in Bildern festgehalten, sondern auch die Konzentration und Anspannung in den Gesichtszügen der Beteiligten feinfühlig protokolliert. In diesem Bildband geht es nicht nur um eine Brücke in schwindelnder Höhe, es geht um das Abenteuer des Bauens und die Faszination des Ingenieurberufes schlechthin.Wilfried Dechau war viele Jahre Chefredakteur einer Zeitschrift für Architekten und Ingenieure. Besonderes Augenmerk hat er dabei immer auf die Fotografie gelegt. 1995 hat er den seither alle zwei Jahre international ausgelobten Architekturfotografie-Preis "architekturbild" ins Leben gerufen. 1996 verfasste er ein Buch über die Architekturfotografie, 2003 hat er den Verein architekturbild e.v. gegründet, der sich zum Ziel setzt, das künstlerische Niveau der Architekturfotografie zu fördern. 2001 wurde seine Fotoserie zum Bau der kurze Zeit weltweit größten Hängebrücke über den Storebelt mit dem Kodak Fotokalenderpreis ausgezeichnet. Seit 2005 widmet sich Wilfried Dechau vor allem der Aufgabe, das Bauen als Prozess im Bild festzuhalten und nicht nur das fertige Bauwerk. 2006 erschien im Ernst Wasmuth Verlag sein bibliophiles Buch "Traversinersteg. Fotografisches Tagebuch 14. April - 16. August 2005" der außergewöhnlichen Hängebrücke Jürg Conzetts am Viamala-Wanderweg.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2007Sassnitz und der Balkon zum Meer
Elegante Kombination aus Seil- und Rampenbrücke / Mauerscheibe dient als Widerlager / Rückverankerung des Mastes macht die Brücke steifer / Von Georg Küffner
Bereits wenige Tage nach ihre offiziellen Einweihung Ende Juli ist die "Seebrücke" kein Fremdkörper mehr. Ganz im Gegenteil. Die Bürger von Sassnitz und die sich hier nicht nur im Sommer in Scharen tummelnden Touristen haben sofort erkannt, was sie von der leichten, elegant geschwungenen, filigran konstruierten Fußgängerbrücke haben: Sie bietet eine ideale Aussichtsplattform, von der man einen phänomenalen Blick auf die Ostsee und den längst denkmalgeschützten "Glasbahnhof" und früheren Ausgangspunkt der als Königslinie bekannten Fährverbindung zum südschwedischen Trelleborg hat. Zudem erfüllt sie eine wichtige logistische Funktion. Sie verbindet über eine steile Böschung hinweg den Rügenplatz im Zentrum von Sassnitz mit dem 18 Meter tiefer gelegenen (alten) Hafenbereich.
Bereits ein flüchtiger Blick auf die Brücke verrät: Ihr Tragswerkskonzept ist keinesfalls trivial. Um auf ihre Geheimnisse zu kommen, muss man sich (intensiv) mit ihr beschäftigen: Die "Fußgängerbrücke Sassnitz" - so ihr offizieller Name - ist streng genommen nicht eine Brücke, sondern es handelt sich um zwei Brücken, die man zu einem Baukörper vereinigt hat. Wer aus der Stadt kommend auf die Brücke tritt, der läuft die ersten Meter auf einer Rampe, kommt dann auf eine 125 Meter lange Seilbrücke, um dann die letzten Meter auf einer Rampenbrücke zurückzulegen.
Der Star dieses Ensembles ist ganz klar die Seilbrücke. Ihr hat sich der Rampensteg unterzuordnen. Er leistet für die Seilbrücke "Zubringerdienste" - und das auf solide und filigrane Weise: Auf neun schlanken Stahlstützenpaaren ruht ein Verbundträger, der statisch als Durchlaufträger gerechnet ist. Dadurch wird ein besonders wirtschaftlicher Querschnitt möglich. So ist die Betonplatte, die sich zwischen zwei gewalzten im Grundriss gekrümmten Stahlträgern spannt, nur 0,19 Meter stark. Um die Rampenbrücke gegen Horizontalkräfte zu sichern, wurden die Stützen im Abstand von drei Feldern mit dünnen Zugstangen ausgesteift.
Das Überwechseln auf die Seilbrücke schafft man mit einem Schritt. Doch der hat es in sich, besser gesagt unter sich: Denn an diesem Punkt befinden sich Widerlager beider Brücken. Sowohl die Rampenbrücke als auch die Seilbrücke haben hier ihre Ruhepunkte - und das 14 Meter oberhalb des Niveaus des Hafenplatzes. Es war also notwendig, diesen "Hochpunkt" so steif auszuführen, dass die hier zusammenkommenden Kräfte (rund 1200 Kilonewton) sicher in den Boden eingeleitet werden können.
Gelöst hat man diese Herausforderung mit einem "Widerlagerblock", der aus einer massiven Betonwandscheibe und der Aussteifung zum ersten Stützenpaar der Rampenbrücke besteht. Zusätzlich kompliziert wurde der Übergangsbereich durch die städtebauliche Vorgabe, auf etwa halbem Weg der mit rund 6,5 Prozent ansteigenden Brücke einen Zu- und Abgang direkt auf den Hafenplatz vorzusehen. Die mit Baustahl "vollgestopfte" Wandscheibe hat deshalb in 4,50 Meter Höhe eine Durchgangsöffnung. Der erste und zweite Lauf der Freitreppe kommen hier zusammen. Um von der Ausfachung des Widerlagerblocks zu profitieren, hat man die Treppenstufen direkt an den stählernen Querträgern befestigt. Doch nur einseitig: Wie die gesamte Brücke ist auch der Widerlagerblock im Grundriss gekrümmt. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Längen und damit Steigungen für die beiden parallelen Ebenen der Auskreuzungen.
Doch nun auf die Seilbrücke: Dieser über rund 125 Meter frei spannende "Balkon zum Meer", so der dem Bauwerk von den für Gesamtplanung der Sassnitzbrücke verantwortlichen Ingenieuren des Stuttgarter Planungsbüros Schlaich, Bergermann und Partner verliehene halb offizielle Titel, gehört zur Familie der Kreisringträgerbrücken. Allgemein bedeutet das: Das Tragseil und damit die Aufhängung des Fußwegträgers verlaufen am Innenrand der gekrümmten Brücke. Doch in Sassnitz hat man nicht die klassische Variante dieses Brückentyps gewählt, bei der man sich zum "Halten" des seitlich auskragenden Fußwegs der "Nützlichkeit des Drehmoments" bedient: Durch das Zusammenspiel aus Druckstab und darüberliegenden Zugseilen wird in den Rippen ein Drehmoment erzeugt, das genau dem dagegenwirkenden Lastmoment (aus Eigen- und Verkehrslast) entspricht. Es herrscht Gleichgewicht.
Die Sassnitzer Konstruktion ist etwas anders. Bei ihr sitzt der gekrümmte Brückenträger auf rechtwinkligen Stahlrippen, an deren senkrecht nach oben ragenden Enden die vom Tragseil kommenden Hängerseile angreifen. Das bedeutet, bei gleichmäßig verteilter Last treten keine Torsionseffekte auf: Denn die über ihren Angriffspunkt hinaus gedanklich nach unten verlängerten Hängerseile (die Systemlinien) schneiden stets den Schwerpunkt des Überbaus. Sind also keine Passanten auf der Brücke, ist der Fußgängersteg lediglich als Bogen durch die horizontalen Anteile der Hängerkräfte beansprucht. Und im Lastfall? Dabei treten natürlich Torsionseffekte auf, die aber von dem als Stahlhohlkasten ausgeführten Überbau spielend "geschluckt" werden.
Der Mast der Sassnitzer Fußgängerbrücke ist mit zwei Seilpaaren abgespannt. Auch in diesem Detail unterscheidet sie sich vom Klassiker, wie er als Besucherbrücke im Deutschen Museum in München zu besichtigen ist. Doch dieser "versteifende Zusatz" ist ihrer Größe geschuldet. Um die bei größeren Spannweiten zwangsläufig auftretenden Maßstabseffekte zu begrenzen, muss die Mastspitze ruhig stehen. Nur so lässt sich das grundsätzlich recht weiche Tragwerk einer Seilbrücke beherrschen. Auf die Sassnitz-Brücke übertragen heißt das: An der Mastspitze sind nur Horizontalbewegungen von 20 Zentimetern erlaubt. Möglich wird das durch die Rückverankerung des leicht zur Brücke hin geneigten Mastes. Diese Schräglage ist nicht ohne Vorteil. Ungünstige Spannungswechsel in den Seilen werden vermieden, da sie stets nur durch Zug beansprucht werden.
Das "intelligente" Kräftespiel der Seilbrücke ist sichtbar. Das ist bei der für die Standsicherheit der Brücke verantwortlichen Gründung völlig anders. Doch auch sie ist nicht ohne: Wegen des für Rügen typischen, vergleichsweise weichen Kreidebodens mussten insgesamt 90 Pfähle gesetzt werden, um die Lasten sicher in den Untergrund abtragen zu können. Allein unter dem Pylon der Seilbrücke sind 12 Pfähle konzentriert, die oben von einer schweren 4,5 mal 6,5 Meter messenden Kopfplatte gebündelt werden. Und auch die Gründung der Widerlager hat es in sich: So werden in Brückenmitte die Kräfte über 14 Pfähle und eine 3 mal 12 Meter messende Pfahlkopfplatte in den Baugrund geleitet. Dieser Schwerlastbau ist heute überdeckt. Zu sehen ist nur die darauf aufsitzende Betonwandscheibe des Widerlagerblocks. Mit ihren Abmessungen von 3,20 auf 0,70 Meter weist sie den Blick nach oben zum "Balkon zum Meer".
Wilfried Dechau hat die Bauarbeiten von den ersten Proberammungen für die Gründungspfähle, die Montage der zum Großteil vorgefertigt auf die Baustelle gekommenen Brückenteile bis zum Anbringen der Handläufe mit der Kamera begleitet. Entstanden ist daraus das Buch "Seebrücke. Fotografisches Tagebuch. Sassnitz". Das repräsentativ gestaltete und verarbeitete Buch enthält auf 100 Seiten rund 100 meist ganzseitige Fotos. Das Buch ist im Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen, erschienen und kostet 78 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Elegante Kombination aus Seil- und Rampenbrücke / Mauerscheibe dient als Widerlager / Rückverankerung des Mastes macht die Brücke steifer / Von Georg Küffner
Bereits wenige Tage nach ihre offiziellen Einweihung Ende Juli ist die "Seebrücke" kein Fremdkörper mehr. Ganz im Gegenteil. Die Bürger von Sassnitz und die sich hier nicht nur im Sommer in Scharen tummelnden Touristen haben sofort erkannt, was sie von der leichten, elegant geschwungenen, filigran konstruierten Fußgängerbrücke haben: Sie bietet eine ideale Aussichtsplattform, von der man einen phänomenalen Blick auf die Ostsee und den längst denkmalgeschützten "Glasbahnhof" und früheren Ausgangspunkt der als Königslinie bekannten Fährverbindung zum südschwedischen Trelleborg hat. Zudem erfüllt sie eine wichtige logistische Funktion. Sie verbindet über eine steile Böschung hinweg den Rügenplatz im Zentrum von Sassnitz mit dem 18 Meter tiefer gelegenen (alten) Hafenbereich.
Bereits ein flüchtiger Blick auf die Brücke verrät: Ihr Tragswerkskonzept ist keinesfalls trivial. Um auf ihre Geheimnisse zu kommen, muss man sich (intensiv) mit ihr beschäftigen: Die "Fußgängerbrücke Sassnitz" - so ihr offizieller Name - ist streng genommen nicht eine Brücke, sondern es handelt sich um zwei Brücken, die man zu einem Baukörper vereinigt hat. Wer aus der Stadt kommend auf die Brücke tritt, der läuft die ersten Meter auf einer Rampe, kommt dann auf eine 125 Meter lange Seilbrücke, um dann die letzten Meter auf einer Rampenbrücke zurückzulegen.
Der Star dieses Ensembles ist ganz klar die Seilbrücke. Ihr hat sich der Rampensteg unterzuordnen. Er leistet für die Seilbrücke "Zubringerdienste" - und das auf solide und filigrane Weise: Auf neun schlanken Stahlstützenpaaren ruht ein Verbundträger, der statisch als Durchlaufträger gerechnet ist. Dadurch wird ein besonders wirtschaftlicher Querschnitt möglich. So ist die Betonplatte, die sich zwischen zwei gewalzten im Grundriss gekrümmten Stahlträgern spannt, nur 0,19 Meter stark. Um die Rampenbrücke gegen Horizontalkräfte zu sichern, wurden die Stützen im Abstand von drei Feldern mit dünnen Zugstangen ausgesteift.
Das Überwechseln auf die Seilbrücke schafft man mit einem Schritt. Doch der hat es in sich, besser gesagt unter sich: Denn an diesem Punkt befinden sich Widerlager beider Brücken. Sowohl die Rampenbrücke als auch die Seilbrücke haben hier ihre Ruhepunkte - und das 14 Meter oberhalb des Niveaus des Hafenplatzes. Es war also notwendig, diesen "Hochpunkt" so steif auszuführen, dass die hier zusammenkommenden Kräfte (rund 1200 Kilonewton) sicher in den Boden eingeleitet werden können.
Gelöst hat man diese Herausforderung mit einem "Widerlagerblock", der aus einer massiven Betonwandscheibe und der Aussteifung zum ersten Stützenpaar der Rampenbrücke besteht. Zusätzlich kompliziert wurde der Übergangsbereich durch die städtebauliche Vorgabe, auf etwa halbem Weg der mit rund 6,5 Prozent ansteigenden Brücke einen Zu- und Abgang direkt auf den Hafenplatz vorzusehen. Die mit Baustahl "vollgestopfte" Wandscheibe hat deshalb in 4,50 Meter Höhe eine Durchgangsöffnung. Der erste und zweite Lauf der Freitreppe kommen hier zusammen. Um von der Ausfachung des Widerlagerblocks zu profitieren, hat man die Treppenstufen direkt an den stählernen Querträgern befestigt. Doch nur einseitig: Wie die gesamte Brücke ist auch der Widerlagerblock im Grundriss gekrümmt. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Längen und damit Steigungen für die beiden parallelen Ebenen der Auskreuzungen.
Doch nun auf die Seilbrücke: Dieser über rund 125 Meter frei spannende "Balkon zum Meer", so der dem Bauwerk von den für Gesamtplanung der Sassnitzbrücke verantwortlichen Ingenieuren des Stuttgarter Planungsbüros Schlaich, Bergermann und Partner verliehene halb offizielle Titel, gehört zur Familie der Kreisringträgerbrücken. Allgemein bedeutet das: Das Tragseil und damit die Aufhängung des Fußwegträgers verlaufen am Innenrand der gekrümmten Brücke. Doch in Sassnitz hat man nicht die klassische Variante dieses Brückentyps gewählt, bei der man sich zum "Halten" des seitlich auskragenden Fußwegs der "Nützlichkeit des Drehmoments" bedient: Durch das Zusammenspiel aus Druckstab und darüberliegenden Zugseilen wird in den Rippen ein Drehmoment erzeugt, das genau dem dagegenwirkenden Lastmoment (aus Eigen- und Verkehrslast) entspricht. Es herrscht Gleichgewicht.
Die Sassnitzer Konstruktion ist etwas anders. Bei ihr sitzt der gekrümmte Brückenträger auf rechtwinkligen Stahlrippen, an deren senkrecht nach oben ragenden Enden die vom Tragseil kommenden Hängerseile angreifen. Das bedeutet, bei gleichmäßig verteilter Last treten keine Torsionseffekte auf: Denn die über ihren Angriffspunkt hinaus gedanklich nach unten verlängerten Hängerseile (die Systemlinien) schneiden stets den Schwerpunkt des Überbaus. Sind also keine Passanten auf der Brücke, ist der Fußgängersteg lediglich als Bogen durch die horizontalen Anteile der Hängerkräfte beansprucht. Und im Lastfall? Dabei treten natürlich Torsionseffekte auf, die aber von dem als Stahlhohlkasten ausgeführten Überbau spielend "geschluckt" werden.
Der Mast der Sassnitzer Fußgängerbrücke ist mit zwei Seilpaaren abgespannt. Auch in diesem Detail unterscheidet sie sich vom Klassiker, wie er als Besucherbrücke im Deutschen Museum in München zu besichtigen ist. Doch dieser "versteifende Zusatz" ist ihrer Größe geschuldet. Um die bei größeren Spannweiten zwangsläufig auftretenden Maßstabseffekte zu begrenzen, muss die Mastspitze ruhig stehen. Nur so lässt sich das grundsätzlich recht weiche Tragwerk einer Seilbrücke beherrschen. Auf die Sassnitz-Brücke übertragen heißt das: An der Mastspitze sind nur Horizontalbewegungen von 20 Zentimetern erlaubt. Möglich wird das durch die Rückverankerung des leicht zur Brücke hin geneigten Mastes. Diese Schräglage ist nicht ohne Vorteil. Ungünstige Spannungswechsel in den Seilen werden vermieden, da sie stets nur durch Zug beansprucht werden.
Das "intelligente" Kräftespiel der Seilbrücke ist sichtbar. Das ist bei der für die Standsicherheit der Brücke verantwortlichen Gründung völlig anders. Doch auch sie ist nicht ohne: Wegen des für Rügen typischen, vergleichsweise weichen Kreidebodens mussten insgesamt 90 Pfähle gesetzt werden, um die Lasten sicher in den Untergrund abtragen zu können. Allein unter dem Pylon der Seilbrücke sind 12 Pfähle konzentriert, die oben von einer schweren 4,5 mal 6,5 Meter messenden Kopfplatte gebündelt werden. Und auch die Gründung der Widerlager hat es in sich: So werden in Brückenmitte die Kräfte über 14 Pfähle und eine 3 mal 12 Meter messende Pfahlkopfplatte in den Baugrund geleitet. Dieser Schwerlastbau ist heute überdeckt. Zu sehen ist nur die darauf aufsitzende Betonwandscheibe des Widerlagerblocks. Mit ihren Abmessungen von 3,20 auf 0,70 Meter weist sie den Blick nach oben zum "Balkon zum Meer".
Wilfried Dechau hat die Bauarbeiten von den ersten Proberammungen für die Gründungspfähle, die Montage der zum Großteil vorgefertigt auf die Baustelle gekommenen Brückenteile bis zum Anbringen der Handläufe mit der Kamera begleitet. Entstanden ist daraus das Buch "Seebrücke. Fotografisches Tagebuch. Sassnitz". Das repräsentativ gestaltete und verarbeitete Buch enthält auf 100 Seiten rund 100 meist ganzseitige Fotos. Das Buch ist im Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen, erschienen und kostet 78 Euro.
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