Warum hat Dusa (Seele) im Russischen den Status eines Kultursymbols? Sind Dusa und Seele intersprachliche Synonyme? Und wenn ja, warum lässt sich Dusa dann nicht immer mit Seele übersetzen? In der Tradition der Moskauer und Tartuer Schule der Semiotik modelliert Viktoriya Stukalenko Dusa/Seele als semiotischen Text. Mit einem integrativen, komparatistischen Forschungsansatz analysiert sie kulturelle Zeichenprozesse, die den russischen Seelenbegriff geprägt haben, und verweist auf die prinzipielle Diskontinuität in der Bedeutungsentwicklung kultureller Konstanten. Mit ihrer Untersuchung der metaphorischen Konzeptualisierung von Dusa/Seele beantwortet sie die Frage der Kulturspezifik aus kognitiv-linguistischer Perspektive. Am Beispiel von Übersetzungsmöglichkeiten für den Begriff Dusa verhandelt sie zudem die Frage nach den Grenzen der Übersetzbarkeit von kulturell markierten Schlüsselwörtern.