Die bekannte Talkshow-Moderatorin Konstanze Friedrichs fühlt sich von ihrem Ex-Lebensgefährten Klaus Wolfert verfolgt und bedroht. Nach einem verstörenden Erlebnis ist sie nervlich am Ende und begibt sich zur psychiatrischen Behandlung in die Elbmarsch-Klinik. Auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin
übernimmt Dr. Nadja Schönberg die Therapie. Nadja hat vor kurzem selbst eine schwere Krise…mehrDie bekannte Talkshow-Moderatorin Konstanze Friedrichs fühlt sich von ihrem Ex-Lebensgefährten Klaus Wolfert verfolgt und bedroht. Nach einem verstörenden Erlebnis ist sie nervlich am Ende und begibt sich zur psychiatrischen Behandlung in die Elbmarsch-Klinik. Auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin übernimmt Dr. Nadja Schönberg die Therapie. Nadja hat vor kurzem selbst eine schwere Krise durchlebt, fühlt sich aber mittlerweile wieder gesund und ist überzeugt, ihr Trauma verarbeitet zu haben…
In „Seelenfeindin“ wartet Sabine Trinkaus mit einem gut durchdachten Verwirrspiel auf. Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte fest im Griff - man lernt zunächst Konstanze und Nadja kennen, erfährt von Konstanzes Ängsten, teilt Nadjas Gedanken und Erinnerungen.
Nach und nach lässt Sabine Trinkaus durchsickern, was Konstanze durchgemacht hat. Je mehr Nadja versucht, Licht in das Dunkel rund um Konstanzes Erlebnisse zu bringen, desto verworrener scheint alles zu werden, denn Klaus Wolfert stellt die Vorkommisse ganz anders dar, als Konstanze.
Im Verlauf der Handlung geht es dann nicht nur Konstanze immer schlechter, es zeigt sich auch, dass Nadja sich doch nicht so gut erholt hat, wie sie dachte. Es sind im Grunde genommen Kleinigkeiten, die ihr überwunden geglaubtes Trauma wieder erwachen lassen.
Die Akteure werden interessant und vielschichtig präsentiert, sie sind allesamt ausdrucksstark und wirken echt, wenn auch durchweg wenig sympathisch. Man kann sehr gut mit Ich-Erzählerin Nadja mitfühlen - es gelingt Sabine Trinkaus ganz hervorragend, dem Leser Nadjas Gedanken und besonders ihren Kampf mit sich selbst zu vermitteln.
Sabine Trinkaus lässt nicht nur ihre Figuren in einem Strudel aus Lügen, Wahrheiten und Halbwahrheiten, aus Wahn und grausamen Spiel versinken, auch als Leser wird man von dem undurchsichtigen Wirrwarr mitgerissen und fragt sich ständig, wer in dieser Geschichte eigentlich wen manipuliert und wem man hier wirklich glauben kann. Selbst Nebenfiguren, wie Nadjas netter Nachbar Dirk oder Konstanzes zurückhaltende Freundin Regine, wirken, als hätten sie etwas zu verbergen und würden Böses im Schilde führen.
Das Buch liest sich nicht immer einfach. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Sicht von Nadja erzählt – dieser Part lässt sich recht flüssig lesen. Dann gibt es aber auch mehrere Passagen, in denen es um die früheren Erlebnisse von Konstanze und Klaus geht. Diese Einschübe werden so erzählt, als ob sie gerade passieren. Da diese plötzlichen Wechsel von Ort und Zeit im Text aber nicht besonders hervorgehoben werden, verwirren sie etwas und hemmen dadurch den Lesefluss. Zudem gibt es zwischendurch immer wieder Abschnitte, die zwar durch Kursivdruck kenntlich gemacht sind, in denen aber keine Namen genannt werden, so dass man nur spekulieren kann, um wen bzw. was es hier geht.
„Seelenfeindin“ hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, Nadja und Konstanze durch dieses Lügengespinst zu begleiten und über Motive, Verwicklungen und Hintergründe zu grübeln.