Männer und Frauen sind nicht nur unterschiedlich krank, sondern haben auch einen grundsätzlich differierenden Umgang mit dem eigenen Körper und daher auch mit einer krankheitsbedingten Krise. Eine induktive Seelsorgetheorie muß deshalb konstruktiv von einem geschlechtsspezifisch differenten Körperbild und Krankheitsverständnis ausgehen. Damit wird leiborientierte Klinikseelsorge integraler Bestand einer umfassenden Gesundheits-Bildung, körperbezogene Bildungsarbeit - als Leib-Bildung. Ein solcher Bildungsauftrag wird langfristig zu Veränderungen des geschlechtsspezifischen Körperverständnisses, zu neuen selbstbestimmten Formen der Krankheitsbewältigung und letztlich zu einem kritischeren bzw. weniger rollenspezifisch fixierten Geschlechterverhältnis führen. Ausgehend von der Leib-Seele-Einheit des Menschen werden ausgewählte Seelsorgekonzeptionen kritisch gesichtet und die (Be-)Deutung von Krankheit im Blick auf ihr zugrundeliegendes Körperverständnis diskutiert. Konkretisiert wird die Leiblichkeit als Thema der Klinikseelsorge im Blick auf nonverbale Kommunikation, Geschlechterkonstellation sowie Sexualität und Erotik.