Dieses Buch gibt Einblicke in die große Bandbreite der Rosenfeld-Aufnahmen, die von dramatischen Situationen bei Hochseeregatten bis hin zu Ruhe und Gelassenheit ausstrahlenden Fotos vom Küstensegeln reichen. Neben Aufnahmen vom America's Cup sind Schoner der Jahrhunderwende, die prächtigen J-Klasse-Yachten der 30er Jahre, aber auch die kraftvollen 12-m-Rennyachten porträtiert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.12.1999Bilder und Zeiten: Der Bau der "Titanic", der Untergang der Frachtsegler und die Legende vom unsinkbaren Mini
Und allerlei Kunstwerke auf zwei und vier Rädern / Bücher, die Appetit auf mehr machen wollen / Vorschläge der Redaktion Technik und Motor für offene Stellen auf dem Gabentisch
Segel im Wind. Legendäre Fotos von Morris und Stanley Rosenfeld. Text: Franco Giorgetti. Edition Maritim, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 176 Seiten, 85 Abbildungen, 4 Ausklapptafeln, 79,80 Mark.
Vater und Sohn Rosenfeld - geboren 1885 und 1913 - sind vor allem berühmt für ihre Fotos vom America's Cup. Aber tatsächlich haben sie an und auf dem Wasser der amerikanischen Ostküste viel mehr fotografiert als nur Regattasport. Und deshalb wird dieser schöne Großformat-Band (33 × 24 Zentimeter) nicht nur den entzücken, der sich für die Historie des Segelsports interessiert. Vor allem der zweite von vier Abschnitten des Buchs, überschrieben mit dem Wort "Arbeit", zeigt ganz realistisch eine harte Vergangenheit: die der Großsegler, auf denen es nicht um sportlichen Ruhm ging. Man möchte sich gar nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen handwerklich-fotografischer Art diese Aufnahmen entstanden sind. Sie haben nicht die Strahlkraft wie so viele Rosenfeld-Bilder von fröhlich-zufriedenen Menschen unter den titelgebenden Segeln im Wind. Aber in ihrer Dramatik stehen sie den Regatta-Bildern um nichts nach, genausowenig wie in der Kühnheit, mit der die Rosenfelds ihren über längere Zeiträume ähnlich bleibenden Sujets immer neue Perspektiven abgewinnen. So entstehen Porträts von Yachten und Frachtseglern, von großen und kleinen Booten, aber auch von den Menschen, die mit ihnen unterwegs sind: Die Rosenfelds haben nicht nur einen Blick für geschwellte Segel, sondern auch für Gesichter. Wenn es etwas an diesem Band zu vermissen gibt, dann sind es Informationen zu den Fotografien als solchen. Zu den Booten, Menschen und Situationen finden sich instruktive Bildlegenden.
Custom-Harleys. Kunstwerke auf Rädern. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 168 Seiten, 267 Abbildungen, 59,80 Mark.
Harley-Davidson - das ist Amerika, wie es ist, und diese Motorradmarke kann denn auch stellvertretend für amerikanisches Lebensgefühl stehen, erst recht, wenn die Maschinen "customized" sind, also nach dem persönlichen Geschmack ihrer Eigentümer verändert werden und deren individuellen Geschmack widerspiegeln. Kein Wunder, dass sich die Londoner Barbican Art Gallery 1998 des Themas angenommen und eine Ausstellung "The Art of the Harley" ausgerichtet hat. Das jetzt in deutscher Übersetzung erschienene Buch ist eine Art Katalog zu diesem Ereignis, und obwohl zum Thema Harley längst eine schier unüberschaubare Fülle von Gedrucktem existiert, hat dieses Werk durchaus seinen Reiz: nicht nur der vortrefflich wiedergegebenen Bilder wegen, sondern auch dank den Texten, die das Phänomen Harley-Kult in den zeit- und kulturgeschichtlichen Zusammenhang stellen. So unterscheidet sich das Buch wohltuend von vielen anderen, die über die Anbetung dieses motorisierten Gegenstands nicht hinauskommen. Dass es darin nicht nur (aber natürlich auch) um die vordergründigen Ursachen und Folgen der Easy-Rider-Weltanschauung geht, dankt man dieser intelligenten Abhandlung noch zusätzlich. Wohlwollende Distanz ist das Beste, das dem inzwischen weit überstilisierten Stück Technik namens Harley-Davidson passieren kann - und das Buch gönnt sie ihm so subtil, dass auch der unkritische Harley-Begeisterte im begeisterten Durchblättern und Bilderangucken durchaus Genüge finden kann. Für ganz und gar Unbeleckte gibt es ein markenspezifisches Glossar am Schluss, vom ausführlichen Register ganz zu schweigen.
Italienische Sportwagen. Von Abarth und Alfa Romeo bis Vignale und Zagato. Von Halwart Schrader und Georg Amtmann. Motorbuch Verlag, Stuttgart, 456 Seiten, 557 Abbildungen, 98 Mark.
Es gibt Bücher, die können den Inhalt kleinerer Regalwände ersetzen und gleichzeitig zu ihnen führen. Mit diesem Buch, mit seinen komprimierten und dennoch recht vergnüglich lesbaren Informations-Texten, mit seiner Bilderfülle, die durch den weitgehenden Verzicht auf die Farbe nur noch gewonnen hat, hält man ein ultimatives Paket zum Thema des sportlichen Autos aus Italien in Händen. Faktenreichtum und Kundigkeit halten sich die Waage. Dennoch kann es bei diesem Buch nicht bleiben. Denn seine beste Eigenschaft ist die Verführung zum Vervollständigen der eigenen Bücherwände über italienische Sportwagen. Vielleicht gibt es irgendwo doch noch mehr Informationen über das Unternehmen ATS oder man sollte sich doch noch einen gebrauchten Lancia Thema 8.32 kaufen oder man genießt beim Durcharbeiten der Seiten 352 bis 359 ganz einfach jenes feine Schaudern, das beim Betrachten der späteren Autos von Zagato ausgelöst wird. Neben diesen eher emotionalen Bewegungen initiiert das Buch auch Respekt beim Betrachter: Die Datenfülle und die Vielfalt sind seine Stärken. Dazu gehört auch die Demonstration, dass der italienische Sportwagen mehr ist als Ferrari und Lamborghini. Es gibt ein paar Setz- oder Schreibfehler, die aber nicht ärgerlich sind, sondern eher zu genauerem Lesen animieren.
Mini. Die ersten vierzig Jahre. Von L. J. K. Setright. Heel-Verlag, Königswinter, 222 Seiten, 510 Abbildungen, 78 Mark.
Der britische Kleinwagen Mini ist Vertreter einer seltenen Spezies: Er gehört zu den Autos, die schon eine kleine Ewigkeit produziert werden, und zwar mehr oder weniger unverändert - vierzig Jahre wurden es in diesem Jahr. 1949 konstruierte ihn Sir Alex Issigonis als simples Vehikel zur Motorisierung der Massen. Seitdem lobte man ihn mit hoher Regelmäßigkeit in höchsten Tönen und ließ ihn wieder rabiat fallen. Längst fährt die Masse andere Autos (nicht nur in Großbritannien), doch der Kleine von der Insel lebt und hat Verehrungs-Status erreicht. Wer zu dessen zwanzigstem oder dreißigstem Geburtstag keine umfassende Chronik erworben hat, hat dazu nun eine neue Chance. Das Buch zeigt den Wagen ausführlich in Text und zeitgenössischen Bildern, auch Werbeprospekte dienen der Illustration. Die wechselhafte Markengeschichte wird dargestellt. Ein kurzer Ausblick verrät, wie der Nachfolger des Mini aussehen soll - er wird wohl im kommenden Jahr präsentiert. Manche Mini-Verehrer bedauern schon jetzt den Produktions-Stop des Originals, andere meinen, dass der Wagen damit endgültig zum Klassiker avanciert. Dabei ist er es doch schon seit mindestens zwanzig Jahren.
Füllfederhalter. Schreibkultur & Schreibdesign. Herausgegeben von Giorgio Dragoni und Giuseppe Fichera. Delius Klasing Verlag, Bielefeld. 192 Seiten, 602 Abbildungen, 79,80 Mark.
Der Untertitel zeigt schon, dass sich die Herausgeber nicht nur auf die Geschichte des Füllfederhalters kapriziert haben. Sie bieten in dem opulent bebilderten Werk einen Überblick über die Historie des Schreibens an sich, das eine der wichtigsten Erfindungen für die Menschheit war und ist. Acht Autoren spannen einen Bogen von der Entwicklung von Schreibgeräten allgemein zu der des Füllfederhalters, sie machen Abstecher zur Darstellung von Schreibgeräten in der Kunst bis hin zur Kalligraphie und zur Graphologie, die ohne einen mit Füllfederhalter geschriebenen Text nicht auskommt. Der Technik des Füllers, seinen Materialien und seinen Einzelteilen wie Feder, Tintenbehälter und Clip ist das längste Kapitel des ersten Teils gewidmet, einschließlich der aufkommenden Konkurrenz durch den Kugelschreiber. Den zweiten Teil nimmt eine Auswahl von hundert Füllfederhaltern ein, für jedes Jahr seiner Geschichte einen. Jede einzelne dieser Monografien ist ein Augenschmaus und zeigt die designerischen Möglichkeiten beim Entwurf des Füllfederhalters, der in seiner Anfangszeit immer auch ein Prestigeobjekt war. Alle bekannten und viele heute unbekannte Marken sind versammelt, die einzelnen Exemplare werden technisch beschrieben, der Hersteller kurz vorgestellt. Eine tabellarische Übersicht mit den wichtigsten Einzelerfindungen sowie ein Register fehlen ebenso wenig wie Adressen von Sammlervereinigungen. Wer Tinte geleckt hat, kann sich gleich dorthin wenden.
Die Zeit der Uhren. Von Lucien F. Trueb. Ebner Verlag Ulm, 564 Seiten, 500 Abbildungen, 128 Mark.
Eigentlich sollte man vor Autoren warnen, die im Ruhestand ihr ganzes berufliches Wissen zwischen zwei Buchdeckel zu packen trachten. Anders der Autor, langjähriger Wissenschaftsredakteur der "Neue Zürcher Zeitung". Er geht mit seinen Uhrenkenntnissen immer noch professionell um, indem er nicht einfach alles über dem Leser ausschüttet und ihn mit allem erschlägt, was sich während Jahrzehnten in Zettelkästen, in Notizbüchern und auf Festplatten angesammelt hat. Trueb gliedert sein immenses Wissen über die Zeit und ihre Messinstrumente mit Bedacht in gut verträgliche Einheiten: drei Teile, 30 Kapitel und sehr viele Unterabschnitte mit ausführlichem Index am Schluss. Die siebenseitige, wissenschaftlich gefärbte Einleitung über das Wesen der Zeit liest sich gut, so dass auch diejenigen sich darunter etwas vorstellen können, deren letzte Physikstunde schon Jahrzehnte zurück liegt. Auf nur 50 Seiten (Teil I) geht der Autor so erschöpfend wie kundig auf die diversen Uhrentypen ein (von der Sonnenuhr bis zum Cäsium-Normal), der anschaulichen (mit Grafiken und Fotos unterstreichenden) Beschreibung ihres Innenlebens widmet er weitere 60 Seiten (Teil II). Den eigentlichen Hauptteil nennt Trueb "Die Welt der Uhren" und beschreibt darin rund 200 Marken sehr detailliert, berücksichtigt sogar aktuelle Eigentümerwechsel. Etwas Kenntnis der Schweizer Geografie schadet nicht, denn er orientiert sich meist an der Gegend, wo diese Hersteller beheimatet waren oder noch sind (Genf, Vallée de Joux, Jurabogen - aber auch Deutschland, Indien, China, Russland). Nur selten provoziert er ein Stirnrunzeln, etwa mit der Überschrift "Die Rolex-Legende" (obwohl es sich nicht um eine Unwahrheit handelt) oder bei Breitling, wo er nicht immun ist gegen die PR-Legende, obwohl er natürlich weiß, dass diese Uhren seit 1980 meist bei Kelek gefertigt werden, manchmal die Werke sogar bei Citizen - also kein Swiss Made. Trotz wenigen Schwächen im wirtschaftlichen Detail und bei der Charakterisierung handelnder Personen ist ein äußerst lesenswertes Nachschlagewerk gelungen für jeden, der in der Uhr nicht nur den Zeitmesser sieht.
Die Geburt einer Legende - Entstehung und Bau der Titanic. Von Michael McCaughan. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 192 Seiten, 215 Abbildungen, 49,80 Mark.
Wer dachte, im Fall "Titanic" seien keine Entdeckungen mehr zu machen, nimmt erstaunt diesen Bildband zur Hand. Mit einer Fülle alter Fotos und Zeichnungen illustriert der nordirische Museumskurator Michael McCaughan den Bau des Ozeanriesen, dessen Untergang 1912 zum Gleichnis für den menschlichen Wahn von unfehlbarer Technik wurde. Die Dokumente, heute im Besitz des Ulster Folk and Transport Museum, stammen zu einem großen Teil aus dem Besitz der Belfaster Werft Harland & Wolff. Dieses in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete Unternehmen hatte nicht nur die "Titanic", sondern kurz zuvor auch deren ebenso großes Schwesterschiff "Olympic" gebaut. Mehr als die meisten bekannten Bilder der "Titanic" vermittelt manche Detailaufnahme einen Eindruck von der Größe des Schiffs und damit auch von der Leistung der Schiffbauer. Die ausgewählten Bilder sind bemerkenswerte Beispiele früher Industriefotografie und geben über ihren Gegenstand hinaus Einblick in Alltag und Geschichte einer Großwerft. Das Buch wird abgerundet mit Werbetexten und -bildern der Reederei White Star Line und Auszügen aus zeitgenössischen Berichten von der Kiellegung bis zur Katastrophe.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Und allerlei Kunstwerke auf zwei und vier Rädern / Bücher, die Appetit auf mehr machen wollen / Vorschläge der Redaktion Technik und Motor für offene Stellen auf dem Gabentisch
Segel im Wind. Legendäre Fotos von Morris und Stanley Rosenfeld. Text: Franco Giorgetti. Edition Maritim, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 176 Seiten, 85 Abbildungen, 4 Ausklapptafeln, 79,80 Mark.
Vater und Sohn Rosenfeld - geboren 1885 und 1913 - sind vor allem berühmt für ihre Fotos vom America's Cup. Aber tatsächlich haben sie an und auf dem Wasser der amerikanischen Ostküste viel mehr fotografiert als nur Regattasport. Und deshalb wird dieser schöne Großformat-Band (33 × 24 Zentimeter) nicht nur den entzücken, der sich für die Historie des Segelsports interessiert. Vor allem der zweite von vier Abschnitten des Buchs, überschrieben mit dem Wort "Arbeit", zeigt ganz realistisch eine harte Vergangenheit: die der Großsegler, auf denen es nicht um sportlichen Ruhm ging. Man möchte sich gar nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen handwerklich-fotografischer Art diese Aufnahmen entstanden sind. Sie haben nicht die Strahlkraft wie so viele Rosenfeld-Bilder von fröhlich-zufriedenen Menschen unter den titelgebenden Segeln im Wind. Aber in ihrer Dramatik stehen sie den Regatta-Bildern um nichts nach, genausowenig wie in der Kühnheit, mit der die Rosenfelds ihren über längere Zeiträume ähnlich bleibenden Sujets immer neue Perspektiven abgewinnen. So entstehen Porträts von Yachten und Frachtseglern, von großen und kleinen Booten, aber auch von den Menschen, die mit ihnen unterwegs sind: Die Rosenfelds haben nicht nur einen Blick für geschwellte Segel, sondern auch für Gesichter. Wenn es etwas an diesem Band zu vermissen gibt, dann sind es Informationen zu den Fotografien als solchen. Zu den Booten, Menschen und Situationen finden sich instruktive Bildlegenden.
Custom-Harleys. Kunstwerke auf Rädern. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 168 Seiten, 267 Abbildungen, 59,80 Mark.
Harley-Davidson - das ist Amerika, wie es ist, und diese Motorradmarke kann denn auch stellvertretend für amerikanisches Lebensgefühl stehen, erst recht, wenn die Maschinen "customized" sind, also nach dem persönlichen Geschmack ihrer Eigentümer verändert werden und deren individuellen Geschmack widerspiegeln. Kein Wunder, dass sich die Londoner Barbican Art Gallery 1998 des Themas angenommen und eine Ausstellung "The Art of the Harley" ausgerichtet hat. Das jetzt in deutscher Übersetzung erschienene Buch ist eine Art Katalog zu diesem Ereignis, und obwohl zum Thema Harley längst eine schier unüberschaubare Fülle von Gedrucktem existiert, hat dieses Werk durchaus seinen Reiz: nicht nur der vortrefflich wiedergegebenen Bilder wegen, sondern auch dank den Texten, die das Phänomen Harley-Kult in den zeit- und kulturgeschichtlichen Zusammenhang stellen. So unterscheidet sich das Buch wohltuend von vielen anderen, die über die Anbetung dieses motorisierten Gegenstands nicht hinauskommen. Dass es darin nicht nur (aber natürlich auch) um die vordergründigen Ursachen und Folgen der Easy-Rider-Weltanschauung geht, dankt man dieser intelligenten Abhandlung noch zusätzlich. Wohlwollende Distanz ist das Beste, das dem inzwischen weit überstilisierten Stück Technik namens Harley-Davidson passieren kann - und das Buch gönnt sie ihm so subtil, dass auch der unkritische Harley-Begeisterte im begeisterten Durchblättern und Bilderangucken durchaus Genüge finden kann. Für ganz und gar Unbeleckte gibt es ein markenspezifisches Glossar am Schluss, vom ausführlichen Register ganz zu schweigen.
Italienische Sportwagen. Von Abarth und Alfa Romeo bis Vignale und Zagato. Von Halwart Schrader und Georg Amtmann. Motorbuch Verlag, Stuttgart, 456 Seiten, 557 Abbildungen, 98 Mark.
Es gibt Bücher, die können den Inhalt kleinerer Regalwände ersetzen und gleichzeitig zu ihnen führen. Mit diesem Buch, mit seinen komprimierten und dennoch recht vergnüglich lesbaren Informations-Texten, mit seiner Bilderfülle, die durch den weitgehenden Verzicht auf die Farbe nur noch gewonnen hat, hält man ein ultimatives Paket zum Thema des sportlichen Autos aus Italien in Händen. Faktenreichtum und Kundigkeit halten sich die Waage. Dennoch kann es bei diesem Buch nicht bleiben. Denn seine beste Eigenschaft ist die Verführung zum Vervollständigen der eigenen Bücherwände über italienische Sportwagen. Vielleicht gibt es irgendwo doch noch mehr Informationen über das Unternehmen ATS oder man sollte sich doch noch einen gebrauchten Lancia Thema 8.32 kaufen oder man genießt beim Durcharbeiten der Seiten 352 bis 359 ganz einfach jenes feine Schaudern, das beim Betrachten der späteren Autos von Zagato ausgelöst wird. Neben diesen eher emotionalen Bewegungen initiiert das Buch auch Respekt beim Betrachter: Die Datenfülle und die Vielfalt sind seine Stärken. Dazu gehört auch die Demonstration, dass der italienische Sportwagen mehr ist als Ferrari und Lamborghini. Es gibt ein paar Setz- oder Schreibfehler, die aber nicht ärgerlich sind, sondern eher zu genauerem Lesen animieren.
Mini. Die ersten vierzig Jahre. Von L. J. K. Setright. Heel-Verlag, Königswinter, 222 Seiten, 510 Abbildungen, 78 Mark.
Der britische Kleinwagen Mini ist Vertreter einer seltenen Spezies: Er gehört zu den Autos, die schon eine kleine Ewigkeit produziert werden, und zwar mehr oder weniger unverändert - vierzig Jahre wurden es in diesem Jahr. 1949 konstruierte ihn Sir Alex Issigonis als simples Vehikel zur Motorisierung der Massen. Seitdem lobte man ihn mit hoher Regelmäßigkeit in höchsten Tönen und ließ ihn wieder rabiat fallen. Längst fährt die Masse andere Autos (nicht nur in Großbritannien), doch der Kleine von der Insel lebt und hat Verehrungs-Status erreicht. Wer zu dessen zwanzigstem oder dreißigstem Geburtstag keine umfassende Chronik erworben hat, hat dazu nun eine neue Chance. Das Buch zeigt den Wagen ausführlich in Text und zeitgenössischen Bildern, auch Werbeprospekte dienen der Illustration. Die wechselhafte Markengeschichte wird dargestellt. Ein kurzer Ausblick verrät, wie der Nachfolger des Mini aussehen soll - er wird wohl im kommenden Jahr präsentiert. Manche Mini-Verehrer bedauern schon jetzt den Produktions-Stop des Originals, andere meinen, dass der Wagen damit endgültig zum Klassiker avanciert. Dabei ist er es doch schon seit mindestens zwanzig Jahren.
Füllfederhalter. Schreibkultur & Schreibdesign. Herausgegeben von Giorgio Dragoni und Giuseppe Fichera. Delius Klasing Verlag, Bielefeld. 192 Seiten, 602 Abbildungen, 79,80 Mark.
Der Untertitel zeigt schon, dass sich die Herausgeber nicht nur auf die Geschichte des Füllfederhalters kapriziert haben. Sie bieten in dem opulent bebilderten Werk einen Überblick über die Historie des Schreibens an sich, das eine der wichtigsten Erfindungen für die Menschheit war und ist. Acht Autoren spannen einen Bogen von der Entwicklung von Schreibgeräten allgemein zu der des Füllfederhalters, sie machen Abstecher zur Darstellung von Schreibgeräten in der Kunst bis hin zur Kalligraphie und zur Graphologie, die ohne einen mit Füllfederhalter geschriebenen Text nicht auskommt. Der Technik des Füllers, seinen Materialien und seinen Einzelteilen wie Feder, Tintenbehälter und Clip ist das längste Kapitel des ersten Teils gewidmet, einschließlich der aufkommenden Konkurrenz durch den Kugelschreiber. Den zweiten Teil nimmt eine Auswahl von hundert Füllfederhaltern ein, für jedes Jahr seiner Geschichte einen. Jede einzelne dieser Monografien ist ein Augenschmaus und zeigt die designerischen Möglichkeiten beim Entwurf des Füllfederhalters, der in seiner Anfangszeit immer auch ein Prestigeobjekt war. Alle bekannten und viele heute unbekannte Marken sind versammelt, die einzelnen Exemplare werden technisch beschrieben, der Hersteller kurz vorgestellt. Eine tabellarische Übersicht mit den wichtigsten Einzelerfindungen sowie ein Register fehlen ebenso wenig wie Adressen von Sammlervereinigungen. Wer Tinte geleckt hat, kann sich gleich dorthin wenden.
Die Zeit der Uhren. Von Lucien F. Trueb. Ebner Verlag Ulm, 564 Seiten, 500 Abbildungen, 128 Mark.
Eigentlich sollte man vor Autoren warnen, die im Ruhestand ihr ganzes berufliches Wissen zwischen zwei Buchdeckel zu packen trachten. Anders der Autor, langjähriger Wissenschaftsredakteur der "Neue Zürcher Zeitung". Er geht mit seinen Uhrenkenntnissen immer noch professionell um, indem er nicht einfach alles über dem Leser ausschüttet und ihn mit allem erschlägt, was sich während Jahrzehnten in Zettelkästen, in Notizbüchern und auf Festplatten angesammelt hat. Trueb gliedert sein immenses Wissen über die Zeit und ihre Messinstrumente mit Bedacht in gut verträgliche Einheiten: drei Teile, 30 Kapitel und sehr viele Unterabschnitte mit ausführlichem Index am Schluss. Die siebenseitige, wissenschaftlich gefärbte Einleitung über das Wesen der Zeit liest sich gut, so dass auch diejenigen sich darunter etwas vorstellen können, deren letzte Physikstunde schon Jahrzehnte zurück liegt. Auf nur 50 Seiten (Teil I) geht der Autor so erschöpfend wie kundig auf die diversen Uhrentypen ein (von der Sonnenuhr bis zum Cäsium-Normal), der anschaulichen (mit Grafiken und Fotos unterstreichenden) Beschreibung ihres Innenlebens widmet er weitere 60 Seiten (Teil II). Den eigentlichen Hauptteil nennt Trueb "Die Welt der Uhren" und beschreibt darin rund 200 Marken sehr detailliert, berücksichtigt sogar aktuelle Eigentümerwechsel. Etwas Kenntnis der Schweizer Geografie schadet nicht, denn er orientiert sich meist an der Gegend, wo diese Hersteller beheimatet waren oder noch sind (Genf, Vallée de Joux, Jurabogen - aber auch Deutschland, Indien, China, Russland). Nur selten provoziert er ein Stirnrunzeln, etwa mit der Überschrift "Die Rolex-Legende" (obwohl es sich nicht um eine Unwahrheit handelt) oder bei Breitling, wo er nicht immun ist gegen die PR-Legende, obwohl er natürlich weiß, dass diese Uhren seit 1980 meist bei Kelek gefertigt werden, manchmal die Werke sogar bei Citizen - also kein Swiss Made. Trotz wenigen Schwächen im wirtschaftlichen Detail und bei der Charakterisierung handelnder Personen ist ein äußerst lesenswertes Nachschlagewerk gelungen für jeden, der in der Uhr nicht nur den Zeitmesser sieht.
Die Geburt einer Legende - Entstehung und Bau der Titanic. Von Michael McCaughan. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 192 Seiten, 215 Abbildungen, 49,80 Mark.
Wer dachte, im Fall "Titanic" seien keine Entdeckungen mehr zu machen, nimmt erstaunt diesen Bildband zur Hand. Mit einer Fülle alter Fotos und Zeichnungen illustriert der nordirische Museumskurator Michael McCaughan den Bau des Ozeanriesen, dessen Untergang 1912 zum Gleichnis für den menschlichen Wahn von unfehlbarer Technik wurde. Die Dokumente, heute im Besitz des Ulster Folk and Transport Museum, stammen zu einem großen Teil aus dem Besitz der Belfaster Werft Harland & Wolff. Dieses in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete Unternehmen hatte nicht nur die "Titanic", sondern kurz zuvor auch deren ebenso großes Schwesterschiff "Olympic" gebaut. Mehr als die meisten bekannten Bilder der "Titanic" vermittelt manche Detailaufnahme einen Eindruck von der Größe des Schiffs und damit auch von der Leistung der Schiffbauer. Die ausgewählten Bilder sind bemerkenswerte Beispiele früher Industriefotografie und geben über ihren Gegenstand hinaus Einblick in Alltag und Geschichte einer Großwerft. Das Buch wird abgerundet mit Werbetexten und -bildern der Reederei White Star Line und Auszügen aus zeitgenössischen Berichten von der Kiellegung bis zur Katastrophe.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main