Die in diesem Buch vereinten Studien zur Geschichte des am Nord-Ostsee-Kanal gelegenen Dorfes Sehestedt folgen nicht dem Muster herkömmlicher Ortschroniken. Diese bieten - nicht immer, aber sehr oft - eine Fülle von wichtigen und nebensächlichen Themen und Ereignissen der eigenen Geschichte, ohne dass der Gesamtdarstellung ein durchdachtes und begründetes Konzept zu Grunde liegt. Ortsgeschichten dieser Art geben kaum Anreiz zur Lektüre; man nutzt sie zumeist nur, um hier und dort nachzuschlagen. Eingeleitet wird der Band mit einem theoretischen Beitrag, der sich u. a. mit der Frage auseinandersetzt, welche Erkenntnisse und Einsichten eine moderne Ortsgeschichte zu liefern vermag. Unter Berücksichtigung der Fragen und Methoden der neueren Regionalgeschichte haben die jeweiligen Autorinnen und Autoren ihre Beiträge zu den historischen Stationen verfasst. Schwerpunkte bilden dabei der Themenkomplex Gut, Gutsherrschaft und Leibeigenschaft, die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, die Rolle des Nord-Ostsee- Kanals für das geteilte Dorf, die Nachkriegsgeschichte und die Bedeutung der Flüchtlinge und Vertriebenen für Sehestedt sowie das große Fallschirmjägerunglück im Jahre 1974, das zum Nukleus einer bis heute andauernden Freundschaft zwischen Sehestedtern und Schotten wurde. Insgesamt ist eine gelungene Mischung aus theorieorientierter Geschichtswissenschaft, didaktisch angelegter, informativer und gut lesbarer Darstellung entstanden. Illustrationen ergänzen oder vertiefen die Texte dort, wo es sinnvoll erschien. Man muss dieses ertragreiche Sachbuch nicht kontinuierlich vom Anfang bis zum Ende durchlesen. Jeder Leser kann sich - entsprechend seinen Fragen und Interessen - einzelne Kapitel in beliebiger Reihenfolge zur Lektüre auswählen. Sie wird gleichwohl verständlich und ertragreich sein.